Ein Dankeschön an Monika und Hermann

Die Nachwirkungen der Corona Pandemie, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie die des Klimawandels sind auch hier in Rwanda zu spüren. Lebensmittelpreise haben sich nicht nur verdoppelt oder verdreifacht, nein teilweise VERZEHNFACHT! Das ist die Aussage meiner nationalen Kolleg*innen in der Partnerorganisation, die mir vor ein paar Wochen beim gemeinsamen Mittagessen die derzeitigen Marktpreise erklärten.

Ein blinder Kollege, der als Projektmanager bei „Rwanda Union of the Blind“ arbeitet und monatlich ein kleines aber regelmäßiges Gehalt bezieht, kam während seines 3 wöchigen Urlaubes zur Mittagszeit ins Büro. Ich fragte ihn, weshalb er vorbeigekommen sei, es stünden doch keine wichtigen Termine an. Er antwortete mir etwas verlegen, dass er hier gemeinsam mit uns das Mittagessen teilen möchte. Anderenfalls würde er mit seinen Finanzen nicht bis zum Monatsende ausreichen und seine Familie mit drei Kindern versorgen können. Ich war schockiert!

Grundnahrungsmittel sind insbesondere für blinde Menschen, von denen nur wenige ein eigenes Einkommen haben und die auch keine soziale Unterstützung vom Staat bekommen unterdessen fast unerschwinglich geworden. In ländlichen Regionen besteht immerhin noch die Möglichkeit, dass zu dem gemieteten Wohnraum ein winziges Stück Ackerland gehört, das bewirtschaftet werden kann, um sich selbst und die Familie zu versorgen. In den dörflichen Strukturen am Stadtrand von Kigali entfällt diese Option jedoch. Von diesen Gegebenheiten hatten Thomas und ich in unseren Telefonaten mit Freunden und Familie immer mal wieder berichtet.

Meine Eltern wollten daraufhin auch aus der Ferne einen Beitrag leisten und somit unser Engagement für die Blinden- Community hier vor Ort unterstützen. Dank ihrer Spende konnten Beth und ich einige Lebensmittel kaufen und uns wieder einmal im Namen von „Seeing Hands Rwanda“ auf den Weg machen und 7 junge Frauen in entlegenen Gegenden außerhalb von Kigali besuchen. Jede erhielt 10 Kg Reis, 10 Kg Bohnen, 10 Kg Mais-Mehl und eine Stange Seife zum Waschen der Kleidung.

Mit diesen Mengen, die sich für uns sehr wenig anhören, reicht eine einzelne Person mehrere Monate, da es täglich nur eine bescheidene Mahlzeit gibt. Obwohl Obst und Gemüse in großer Vielfalt in Rwanda vorhanden sind, können es sich viele Menschen nicht leisten. An gesunde und abwechslungsreiche Ernährung ist nicht zu denken.

Die Freude über unser Kommen und die Lebensmittel war bei den Frauen und alleinerziehenden Müttern so groß, dass Tränen der Dankbarkeit flossen. Dankbarkeit darüber, nicht vergessen worden zu sein. Eine Frau sprach nicht nur Worte des Danke, vielmehr ein 10-minütiges Dankesgebet. Sie konnte ihr Glück kaum glauben. Als ich ihr dann auch noch 5.000 RwF (4,20 EUR) für die nächste Monatsmiete überreichte, fing sie zu singen und zu tanzen an. Nun kamen mir die Tränen und ich schämte mich für unseren Überfluss in Bezug auf so viele Dinge im Leben und die Selbstverständlichkeit diesen ohne weitere Überlegungen anzunehmen.

Community Besuche dieser Art verändern meinen Blick auf das eigene Leben. Ich hinterfrage viele alltägliche Dinge stärker, reflektiere mit Thomas die Politik in Deutschland und unseren möglichen Beitrag an einer Veränderung. Es ist nicht leicht, eine Balance zwischen notwendiger, annehmbarer Unterstützung und unangemessener Großzügigkeit zu finden. Muss ich mich schuldig fühlen für den Wohlstand, in dem ich lebe und den ich nur minimal teile? Was ist angemessene persönliche Hilfe? Muss Entwicklungszusammenarbeit nachhaltig sein oder ist sie vielmehr eine zurecht beanspruchte Reparationszahlung? Darf sie an Bedingungen geknüpft sein, die unsere Zivilgesellschaft an die sich entwickelnde Gesellschaft stellt? Diese Themen diskutieren wir sehr häufig auch mit Ruandischen Kolleg*innen und finden darauf keine zufriedenstellend Antwort. Die Unzufriedenheit mit dem bestehenden System der Entwicklungszusammenarbeit, postkoloniale Anschuldigungen, kulturell inadäquates Verhalten sind Themen, denen wir uns hier täglich und nicht nur im Arbeitskontext stellen müssen. Es gibt dafür keine einfachen Erklärungen, doch die Bereitschaft sich mit anderen und vor allem kritischen Meinungen diesbezüglich auseinanderzusetzen.

Happy Umuganura

Am 04.08. war ein weiterer Feiertag in Rwanda, der uns ein verlängertes Wochenende bescherte. „Umuganura“, das Äquivalent zu unserem Erntedankfest wird jährlich am ersten Freitag im August gefeiert. Wörtlich übersetzt bedeutet „Umuganura“ das „Fest der ersten Frucht“. Die Tradition besagt, dass die Erträge der neuen Ernte von den Vorfahren gesegnet werden. Dies erfolgte zuerst in der Familie, indem die älteste Generation die neue Ernte (vor)kostet. Danach trifft man sich in der Gemeinde und feiert gemeinsam den Erfolg der ersten Ernte des Jahres. Verbunden sind die Feierlichkeiten mit traditionellen kulturellen Darbietungen (Tanz, Musik, kleine Aufführungen).

„Umuganura“ hat in Rwanda nach wie vor eine große Bedeutung, jedoch wird eher in den Familien und weniger in der Gemeinde gefeiert. Da wir nicht die Möglichkeit hatten, an einer Umuganura Feier teilzunehmen, wollten wir das Event auf andere Art und Weise würdigen. Christina- unsere Security Frau in der Tagschicht und Janvier- unser Hausverwalter vor Ort und Mann für alle (Not) Fälle bekamen eine kleine finanzielle Extrazuwendung von uns, um später mit ihren Familien „Umuganura“ feiern zu können. Sie haben in der Hauptstadt keine Möglichkeit, selbst Obst und Gemüse anzubauen und die Ernte zu teilen, aber auf diese Weise konnten sie es doch irgendwie.

Wir nutzten den Feiertag und das damit verbundene lange Wochenende jedoch auch, um einen unserer Lieblingsplätze aufzusuchen, die „Rhino Lodge“ außerhalb des Akagera Nationalparks mit phantastischem Blick über den Park.

Im April (Regenzeit) waren wir letztmalig hier. Jetzt befanden wir uns in der Trockenzeit und die Landschaft schaute ganz anders aus, viel karger und staubiger. Auch von den sonst so zahlreichen, laut zwitschernden Weaver war kein einziger zu sehen und zu hören. Ihre Nester waren verlassen, sie hingen vertrocknet in den Ästen und baumelten im Wind.

Wir wollten eine weitere Tour mit Startpunkt an der „Rhino Lodge“ erkunden und wanderten diesmal auf dem Bergkamm oberhalb des südlichen Einganges zum Akagera Nationalpark. Drei Kinder aus der nahegelegenen Ortschaft folgten uns über die Felder und Hügelketten. Sie fragten erstaunlicherweise nicht sofort nach Geld sondern waren fasziniert von unserem Interesse an der Natur. Wir beobachteten mit dem Fernglas Vögel, fotografierten dunkelrote Disteln, die vereinzelt aus dem trockenen Erdboden ragten. Ab und an blieben wir stehen, um den Blick schweifen zu lassen, in die Weite des Nationalpark zu schauen, ausgetrocknete Wasserlöcher zu erkunden und bizarre Gesteinsformationen zu betrachten.

Erstmalig erlebten wir eine Kontaktaufnahme initiiert durch die Kinder, jedoch unabhängig von der Frage nach Geld. Sie pflückten Blüten von ansonsten kahlen Sträuchern und überreichten sie mir als Haarschmuck, sie zeigten uns Beeren und besonders stolz ihre selbst gebastelten Holzboote mit Styropor Segeln. Auch die Verwendung der getrockneten Distelköpfe als Rad-Ersatz für selbst hergestelltes rollendes Spielzeuge demonstrierten sie uns in Windeseile. Wie selbstverständlich wurden wir einbezogen in das Erkunden und Erklären ihrer Alltagsumgebung, für uns eine bisher unbekannte, zurückhaltende Offenheit.

Da unsere Tour lt. Navigations-App ca. 15km lang sein würde, verabschiedeten sich die Kinder nach einiger Zeit, und wir stiegen vom Kamm hinab ins Tal und bahnten uns unseren Weg durch dorniges Gestrüpp und abgeerntete Maisfelder zurück zur „Rhino Lodge“. Dort tranken wir ein kühles Radler, selbst gemischt aus dem einheimischen Primus Bier und Zitronen-Fanta.

Ich war ein wenig erschöpft von der Sonne, zerkratzt von den Dornen der robusten flachwüchsigen Bergvegetation aber zufrieden über die unerwartete zwischenmenschliche Kommunikation trotz Sprachbarriere.

Bling Bling!

Ein Freund und Arbeitskollege von Thomas feierte seinen 40. Geburtstag in Kigali und lud zu einer Party bei sich im Garten ein. „Glowing 40s“ war das Motto und „bling, bling“ der Dresscode!

Was für ein blödes Motto, da passten Thomas und ich mit unseren Outdoor Klamotten ja bestens dazu. Doch nachdem wir uns zwei, drei Gedanken mehr dazu gemacht hatten, bekamen wir Lust auf die Vorbereitung. Es machte uns richtig Freude, kreative zu sein.

Für Thomas gingen wir in Kigalis berühmten Asia-Billig-Kitsch-Laden (T2000) einkaufen. Ein Hut, ein Stock, ein alter Mann…. Ach ne, das war ja ein Reim aus Kindertagen. Einen Hut, nietenbesetzte Gummistiefel und ein auf der Haut kratzendes schwarzes Spitzensacko waren dort ganz schnell gefunden und perfekt für das „bling, bling Outfit“. Den Rest würden wir kreative gestalten und dazu besorgten wir weitere Einzelteile.

Die Silberkette war eine schwere Eisenkette aus einem baumarktähnlichen Laden, die mit Silberspray ihren Glanz erhielt. Der traditionelle Zeremonienmeister- Stab besteht aus einem abgesägten Besenstil und dem Deko-Knauf einer Gardinenstange. Alles ebenfalls mit Silberspray auf „bling, bling“ getrimmt, dazu noch eine coole Sonnenbrille und fertig war Thomas‘ Outfit.

Ich wollte es mir mit meinem Outfit ganz einfach machen und fragte Thomas‘ Kollegin, Solange, nach einem entsprechenden Kleidungsstück. Alle Rwandischen Frauen der Mittelschicht besitzen tolle Abendkleider und wesentlich elegantere Alltagsgarderobe sowie High Heels, als ich je besitzen werde. Der Kleidungsstil ist so sehr unterschiedlich, dass ich mir sicher war, Solange würde mir etwas leihen können. Begeistert über die Party Idee, brachte sie mir nur wenige Tage später ein schwarzes, enges Paillettenkleid. Das war schonmal ein guter Anfang!

Doch ein wenig mehr durfte es schon sein und daher entschied ich mich für ein professionelles Abend-Make-up nach einer Bildvorlage aus dem Internet. Auch dabei war mir Solange in der Vorbereitung wieder behilflich. Sie plante für mich den Termin in einem Make-up-Studio in der Innenstadt am Tag der Party von 16 bis 18 Uhr und verhandelte die Kosten. Anderenfalls würde ich vermutlich dreimal so viel bezahlen. Die Abstimmung mit dem Studio ging mehrfach per WhatsApp hin und her. Die geplante Zeit von zwei Stunden machte mich ein wenig stutzig denn so groß waren meine Augenlider nicht (mehr). Dagegen war zweifelsfrei schon eine leichte Erschlaffung erkennbar, die aus meiner Sicht nur begrenzt Gestaltungsraum für „bling, bling“ liess. Doch Solange meinte nur: „Einfach hingehen, entspannen und die Profis machen lassen! Das wird schon! “ Sie selbst war an diesem Tag nicht in Kigali, da sie für einen 6-wöchigen USA Aufenthalt im Rahmen eines Fellowship Programms ausgewählt worden war.

Thomas brachte mich mit unserem Auto zu dem Make-up-Studio und würde mich auch wieder abholen. Schließlich wollte ich so auffällig geschminkt nicht unbedingt durch die Straßen Kigali laufen.

Der Salon war ein kleiner Raum und bestand lediglich aus 5 großen nebeneinander an der Wand hängenden Spiegeln, unter denen Sideboards standen. Davor sassen auf Barhockern Frauen jeden Alters und liessen sich für unterschiedliche Anlässe schminken. Die Luft war stickig denn weitere Frauen warteten wie beim Friseur auf ihren Termin. Ich bekam einen Friseurumhang umgebunden und kurz darauf erschien mein Make-up-Artist- eine kleine, stämmige, ungeschminkte junge Frau in einem viel zu kurzen Kleid. Sie zeigte mir noch einmal das Foto, welches ich als Vorlage an sie weitergeleitet hatte. Sie versichert sich, ob ich dieses Make-up auch wirklich haben wollte. Nun bekam ich Angst! Es ging doch nur darum, die Augen zu schminken, wie lange konnte das wohl schon dauern. Sicherheitshalber erklärte ich ihr jedoch noch einmal, dass sie meine Augenbrauen nicht abrasieren, mit einer Schablone nachfärben und auch ansonsten kein „Permanent Make-up“ verwenden sollte. Ohhh! Good to know! War ihre Antwort und ich war richtig erleichtert, doch noch immer angespannt in Erwartung der Dinge, die nun gleich passieren würden.

Mit schmalen Klebestreifen wurde um meine Augen eine Art Bemessungsgrenze geklebt, schließlich mussten beide Augenpartien am Ende gleich ausschauen. Anschließend wurden vor mir mehrere Schubladen geöffnet, die unzählige Creme Töpfchen, Puder-Dosen, Lidschatten-Paletten und Tuben mit unterschiedlichen Make-up-Tönen enthielten. Eine mir bisher ungeahnte Menge und Farben an Lippen- und Augenbrauenstiften sowie falsche Wimpern kamen ebenfalls zum Vorschein. Na da würde wohl auch für mich und mein helles europäisches Gesicht etwas passendes dabei sein. Erleichterung!

Nun wurde gezupft und getupft, gestrichen, geglättet, gepudert, gemischt und gewischt, verstrichen und kritisch begutachtet. Kleine Deco-Elemente wurden einzeln mit Pinzette auf meine Augenbrauen und um die Augen geklebt und falsche Wimpern auf mein Lid gedrückt. Nach zwei Stunden war ich fertig und alle Frauen im Salon umringten mich auf meinem Barhocker sitzend und begutachteten das Ergebnis. Fasziniert vom Resultat, wurde sogar noch ein kleines Video von der Salon Besitzerin gedreht, für Werbezwecke, wie sie mir versicherte.

Dieses Abend Make-up passte hervorragend zu dem geliehenen schwaren Paillettenkleid und den falschen Perlenketten. Auch mein Outfit war damit fertig und die Party konnte beginnen.

Wir hatten einen mega-tollen Abend! Alles war herrlich kitschig dekoriert! Bling, bling! Die Palmen im Garten wurden vom Stamm aufwärts in Pinke Licht angestrahlt, jeder gemixte Cocktail blinkte im Glas in einer anderen Farbe und zahlreiche Lichtschläuche waren um Stehtische herumgewickelt.

Einige andere Gäste hatten sich wie wir ebenfalls lustige glitzernde Outfits einfallen lassen. Andere, ohne Eigeninitiative, bekamen ohne Widerrede Lichtschläuche, blinkende Krawatten oder Hosenträger umgebunden. Der Gastgeber hatte vorgesorgt.

Ein DJ legte auf und es wurde getanzt, geraucht und getrunken, wie in jungen Jahren! Das waren wirklich „Glowing 40s!“ und wir mittendrin.

Aufstieg und Fall der Elisabeth

Seit nunmehr 4 Jahren sind wir mit Elisabeth, ihrer Tochter Atete und den dazugehörenden immer mal wechselnden männlichen Begleitern befreundet. Gemeinsam waren wir in der GIZ-Lodge am Kivu See, sind auf Safari durch den Akagera Nationalpark gefahren und teilten die ersten Zelt-und Wandererfahrungen. Außerdem haben wir diverse Familienfeste sowie Geburtstage gegenseitig miterlebt. Allgemein können wir voneinander sagen, dass wir unseren beruflichen und privaten Alltag mit all den einhergehenden Veränderungen in unterschiedlichem Ausmass gegenseitig mit begleitet haben.

Elisabeth hat sich unter Thomas Mentorship bei RISA zu einer kommunikativen, kritischen und zielstrebigen Software-Developerin entwickelt. Brauchte sie anfangs noch Anleitung zur Einsicht in die Notwendigkeit der Vorbereitung von Meetings oder auch der Nutzung eines professionellen Projektmanagementtools, hat sie unterdessen eine eigene berufliche Professionalisierung erreicht. Dazu trug auch ein dreijähriges Vollzeitstudium an der CMU (Carnegie Mellon University) bei, an der sie ihren Master in Software-Engineering absolvierte. Dies war einerseits nur dadurch möglich, dass sie oft bis spät in die Nacht an Projektberichten geschrieben, vorbereitende Unterlagen gelesen und sich als IT Expertin zu Panel-Diskussionen auf Konferenzen bereiterklärt hatte. Unterstützend war andererseits auch, dass ihr monatliches Gehalt als Bereichsleiterin bei RISA auch ohne eine ersichtliche Arbeitsleistung bei ihrem staatlichen Arbeitgeber weiter gezahlt wurde. Einzelaufgaben hatte Elisabeth an Kolleg*innen übertragen, die jedoch aufgrund der „Arbeitsüberlastung“ im Rwandischen Staatsdienst bald weniger gewillt waren, ihre berufliche Lücken zu füllen.

Allen Herausforderungen trotzend, erhielt Elisabeth im Mai ihren Masterabschluss, und wir feierten gemeinsam mit ihr im „Soy“ ,einer angesagten und sehr gemütlichen Bar mit Lagerfeuer im kleinen Gartenbereich und unglaublichen Cocktails.

Elisabeth hatte sogar ihr in Leder gebundenes Universitätszertifikat mitgebracht und zeigte es uns stolz. Wir freuten uns riesig mit ihr über ihren Erfolgt. Hard work pays off!

Elisabeth strahlte und schien hoch motiviert, wollte Veränderungen unterstützen und Projekte voranbringen. Zusätzlich engagierte sie sich als Mentorin für „Women in Technology“ und leitete junge Frauen in ihren ersten praktischen Erfahrungen in technischen Berufen an. Als Repräsentantin von RISA war sie nicht nur lebendes Beispiel für weibliche Leistungsfähigkeit als alleinerziehende Mutter sondern auch das Aushängeschild staatlich geförderter „Frauenpower“.

Doch das änderte sich schlagartig innerhalb von 2 Monaten. Ende Juli erhielt Elisabeth ohne Vorwarnung oder Ankündigung einen offiziellen Brief vom „Ministerium für Arbeit und Öffentliche Services“, in dem ihr zu ihrer neuen beruflichen Position als „Senior Software Developer im Ministerium für Handel und Industrie“ gratuliert wurde. GRATULIERT! Das muss man sich mal vorstellen, dabei ist diese Position eine offizielle Degradierung um zwei Positionen und zusätzlich die Versetzung in ein anderes Ministerium. Dieser Vorgang wurde auch noch rückwirkend wirksam, so dass Elisabeth umgehend ihre Büro Sachen packen und ohne Verabschiedung oder Würdigung ihrer jahrelangen Arbeit bei RISA gehen musste. Was für eine Demütigung! Unvorstellbar im deutschen Arbeitsrecht. Dieser Verlauf karikiert die Bemühungen Rwandas um eine hochprozentige Frauenquote in wichtigen öffentlichen Positionen und im Management.

Alle waren sprachlos, keiner der Kolleg*innen von RISA traute sich persönlich zu reagieren oder Elisabeth darauf anzusprechen. Dabei hatten viele von diesem Debakel schon etliche Stunden vor Elisabeth gewusst, da ihnen der Nachfolger bereits präsentiert worden war. Die Vorgesetzten waren wie vom Erdboden verschwunden und nicht zu sprechen, obwohl sie davon mit Sicherheit gewusst und ihre Zustimmung erteilt hatten. Den Mut zu einem Gespräch mit Elisabeth vorab brachten sie jedoch nicht auf. Das hatten sie wohl in ihren diversen Leadership Trainings, finanziert von Internationalen Development Kooperationen, nicht gelernt. Vermutlich waren sie an diesem Tag wieder einmal zu einem anderen dringenden und sehr wichtigen Meeting abberufen worden und glänzten mit Abwesenheit. Doch manche Dinge sollte man nicht lernen müssen, sie gehören einfach zum Menschsein dazu. Achtung, Wertschätzung und ein klein wenig gegenseitige Verantwortung.

„Was du nicht willst, das man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu!“ Weise Worte aus Kindertagen von meiner Großmutter, zu denen es nichts hinzuzufügen gibt!

Wenige Tage nach dem traurigen Ereignis trafen Thomas und ich uns mit Elisabeth und ertränkten gemeinsam unseren Frust mit ein paar Bieren und ein wenig Ironie. Dank Thomas‘ unbändigem Optimismus diskutierten wir zaghaft erste Zukunftsmöglichkeiten und schmiedeten Pläne. That’s what friends are for!

Sossusvlei- die roten Dünen

Als die Digitalisierung noch nicht so massgeblich meinen Alltag bestimmte, kaufte ich mir ab und an einen großformatigen Kalender oder Magazine mit tollen Fotos. Unter anderem ist mir „The National Geographic“ und auch der „Merian“ noch gut in Erinnerung. Abenteuerliche Reisedokumentationen und -tips mit einmaligen Aufnahmen waren darin zu bestaunen und ich fragte mich oft, ob ich jemals die Chance hätte, an einen dieser Orte zu reisen.

Und jetzt waren wir an einem sollten Ort: Sossusvlei.

Die Dünen sind bekannte Fotomotive, die besonders schön in der aufgehenden Morgensonne zu fotografieren sind. Die durch den hohen Eisengehalt rot-braunen klaren Siluetten lassen einen minutenlang staunend davor stehen und der Auslöser des Fotoapparates klickt und klickt und klickt. Mit jeder kleinen Veränderung des Sonnenstandes hat die Düne einen anderen Schattenwurf, Details treten hervor oder zurück und man kann sich nicht entscheiden, welches Motiv nun das schönste ist.

Die Dünen von Sossusvlei sind Teil eines 32.000 km² großen Gebietes im Süden der Namib Wüste des Namib Naukluft Nationalparks. Mit 3-5 Mio Jahren sind sie die ältesten Salz-Sand-Dünen der Welt. Einige erreichen eine Höhe von bis zu 388 Metern.

Von Sesriem, dem Eingang zum Sossusvlei-Gebiet, fährt man 60 km auf einer Asphaltstraße bis zu den für Touristen freigegebenen Dünen. Die letzen 6 km muss man jedoch zu Fuß oder in einem entsprechenden Jeep zurücklegen. Wir entschieden uns als einzige der an diesem Morgen anwesenden Touristen, für eine Wüstenwanderung und wurden trotz der Hitze und Anstrengung mit unbeschreiblichen Eindrücken und Fotomotiven belohnt.

Sossusvlei ist eine elliptische Vertiefung (Becken) mit einer Kruste aus salzhaltigem Sand, geformt durch den Tsauchab Fluss . Nur selten führt jedoch der Fluss noch Wasser, so dass das Becken geflutet wird. Ein Spaziergang auf den Dünen und in dem Salzbecken sind ein ganz besonderes Abenteuer. Die bizarre Landschaft gleicht einer Filmkulisse und die Sonne brennt unerbittlich vom strahlend blauen Himmel.

Ohne Sonnenstich und Sonnenbrand, Dank Lichtschutzfaktor 50, kamen wir erschöpft von den zweimal 6km Fußmarsch im Wüstensand am frühen Nachmittag wieder auf unserem Zeltplatz an. Dort tankten wir, liessen den Reifendruck noch einmal prüfen, füllten unsere Trinkwasserreserven wieder auf und los ging es zur nächsten Station unserer Reise, zur „Mount Durban Campsite“.

Unterwegs hielten wir immer mal wieder an, um erstaunliche Fotomotive von Fauna und Flora einzufangen. So erkundeten wir u. a. auch ehrfürchtig ein Vogelnest des in Namibia bekannten „Social Weaver“. Ein kleiner grauer Vogel, der nicht als Paar lebt und brütet sondern in der Community. Daher haben die Nester ein enormes Ausmass denn viele kleine runde Nester verschmelzen zu einem riesigen Lappen, der von Bäumen oder auch Strommasten herunterhängt. Die Lautstärke unter einem solchen Baum bei vollständiger „Nestauslastung“ sollte uns an einem anderen Zeltplatz noch überraschen.