Auto-freier Tag (Car free day)

Aller zwei Monate organisiert die „City of Kigali“ einen „Car free day“. Etliche Hauptstrassen um „Kigali Hight“ einem Zentrum neben der Universität von Kigali werden sonntags von 7:00 bis 10:00 Uhr für den Autoverkehr gesperrt und statt dessen für sportliche Aktivitäten der Bevölkerung freigegeben. Diese Veranstaltung ist stets ein kleines Volksfest. Gesundheitseinrichtungen präsentieren sich, eine große Bühne mit einem Flat-Screen ist aufgebaut, aus riesige Lautsprechern dröhnen Beats und ein Trainer demonstriert Aerobic-Übungen, die von hunderten Menschen nachgeahmt werden. Private aber auch Vereinssportgruppen verabreden sich, um gemeinsam unterschiedliche lange Strecken in der City zu laufen. Sie haben alle entsprechende einheitliche T-Shirts an mit lustigen Namen auf dem Rücken. Viele singen während sie laufen, so dass alle Läufer den gleichen Takt und Laufschritt halten. Einzelne Personen radeln oder skaten, andere Gruppen führen traditionelle ruandische Tänze auf, verbiegen sich gekonnt und ästhetischen in Yoga-Übungen oder entspannen bei zeitlupenartig anmutenden Tai-Chi Bewegungen.

Somit ist jeder „Car-free day“ ein Gesundheitstag und ein Tag der Bewegung für die ganze Bevölkerung- jung und alt ist dabei. Wenn man Glück hat, sieht man sogar den Präsidenten und seine Familie oder Mitglieder des Parlaments , die sich den sportlichen Aktivitäten anschließen.

Am Straßenrand hatten heute auch wieder die zahlreichen Gesundheitsorganisationen aber auch NGO’s ihre Stände aufgebaut. Man konnte sich zu verschiedenen Themen wie z. B. Brustkrebsvorsorge und Diabetes informieren, oder seinen Blutdruck und Blutzucker messen lassen. Dafür bekam man sogar auch einen Gesundheitspass ausgestellt, der die Referenzbereiche auswies und kritische Werte hervorhob. Auch Körpergröße und Gewicht wurden gemessen und Empfehlungen zur Gesundheitsverbesserung gegeben. Diesen Stand habe ich wissentlich ausgelassen 🙂 Geduldig warteten jedoch zahlreiche Teilnehmende in einer Schlange, um diesen kostenlosen Service zu bekommen.

Heute, am 15.10. dem Internationalen Tag des weissen Blindenstockes, war ich erstmalig mit „Seeing HandsRwanda“ mit dabei. Leider hatte ich diese Chance zur Beteiligung erst sehr spät wahrgenommen und so waren die Vorbereitung innerhalb einer Woche enorm: Antrag bei der „City of Kigali“, Teilnahme an einem zentralen Vorbereitungstreffen und Bestellung von Zelten, Tischen und Stühlen. Ohne unseren Fürsprecher, die locale NGO „Rwanda Bookmobile“ hätten wir das vermutlich gar nicht mehr geschafft. Beth hatte extra noch kurzfristig neue Pull-up-Banner und Rabatt-Gutscheine drucken lassen.

Wir waren trotz der kürze der Zeit super vorbereitet und mit 22 blinden und sehbeeinträchtigten jungen Frauen und Männern vertreten. Es war offensichtlich das erste Mal, dass Menschen mit einer Behinderung an diesem Event teilnahmen. Viele starten uns verwundert an, etliche lächelten bewundernd und kommentierten unsere sportliche Betätigung mit „courage, courage!“ Ebenso viele lasen auch interessiert die Pull-up-Banner und plötzlich ging der Run auf die kostenlosen Massage-Angebote von Seeing Hands los. Vermutlich wollten alle testen, ob blinde Frauen und Männer tatsächlich professionell massieren können. Es war unglaublich! Wir hätten Nummern für die Wartenden vergeben sollen, um die Reihenfolge besser im Auge zu behalten. Ich konnte es kaum glauben.

Wir hatten nur eine Massage-Liege und zwei Massage-Stühle mitgebracht, da wir nicht mit großem Zuspruch gerechnet hatten. Doch es kam wie gesagt ganz anders. Es war nicht nur ein großes Interesse an den Massagen sondern auch an Informationen über „Seeing Hands Rwanda“. Es war so schön zu sehen, wie alle miteinander im Gespräch waren, Sport machten, lachten, beteten und sangen. Eine einmalige und wunderschöne Atmosphäre.

Mit diesem Auftritt haben wir die Sichtbarkeit von „Seeing Hands Rwanda“ in der Öffentlichkeit so sehr verbessert und die Inklusion tatsächlich um einen großen Schritt voran gebracht. Besonders gefreut hat mich, dass es in der Überzahl die Ruandische Mittelschicht war, die Interesse gezeigt und sich Flyer mitgenommen hat.

In den nächsten Monaten wollen wir auch wieder mit dabei sein, jedoch in einer anderen Besetzung und mit mehr Massage-Liegen und -Stühlen. Immerhin haben wir es heute schon gleich in die Lokalnachrichten geschafft

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.