Viel Arbeit aber keinen Job

Es ist schon erstaunlich, dass viel Arbeit nicht automatisch auch in einen Job mündet. Aber ich bin seit einer Woche sehr zufrieden mit meiner neuen Tagesstruktur und den inhaltlichen Möglichkeiten, die sich aufgetan haben. Langsam konkretisieren sich, sagen wir „inhaltliche Türöffner“, die u.U. auch in ein mögliches Vertragsverhältnis münden könnten. In Anbetracht der Vagheit, ist das so ganz passend formuliert. Allzu große Jobchancen erwarte ich nicht aber im Augenblick habe ich, im Vergleich zu den zurückliegenden Monaten, viel Arbeit und trotzdem weiterhin keinen Job.

Für das zentrale Regierungsprojekt zur Digitalisierung der Blutbank- und Blutspendenaktivitäten designe ich gerade die Business-Prozesse. Nach diesen soll es im kommenden Jahr eine internationale Ausschreibung geben, mit der dann die technische Umsetzung erfolgt. 8 bis 10 Hauptprozesse wurden identifiziert und bereits von einem Projektteam schriftlich fixiert. Das besteht aus Vertretern des RNCBT (Rwanda National Center for Blood Transfusion), RISA, GIZ (Mitfinanzierer), Rwanda Biometrical Center, Klinikärzten und 1000 Hills Solution (Startup zur technischen Projektumsetzung unter Anleitung von RISA).
Die vom Projektteam abgestimmten Hauptprozesse überprüfe ich gerade auf inhaltliche Konsistenz und ihre logische Abfolge im Einzelnen. Leider ergeben sich vereinzelt nicht ganz unerhebliche Lücken oder Mitverständnisse, die umgehend zu klären sind. Daher kommt es zu einzelnen Treffen mit den Projektverantwortlichen. Das ist zum Einen Thomas, als Vertreter von RISA zur Unterstützung der technischen Umsetzung und zum Anderen Nasser Kanesa, ein junger Kollege des „DigiCenters Kigali“ in Kooperation mit der GIZ, mit dem wir inhaltliche Dinge klären. Er hält den Kontakt zur RNCBT, so dass die Prozesse auch tatsächlich praktisch und nicht nur theoretisch betrachtet werden.

Sobald die Prozesse final geklärt sind, kann ich anschließend mein im Fernstudium erworbenes Wissen im Prozessdesign anwenden und ausprobieren. Jeder Hauptprozess wird nun mit der „Semistructured Socio-Thechnical Modeling Method“ (SeeMe) dargestellt, so dass alle am Prozess Beteiligten einen Überblick über die jeweiligen Einzelprozesse und deren Zusammenspiel erhalten. Diese Prozessmodelle werden für Präsentationen im Zusammenhang mit der Akquisition von Fördergeldern benötigt.
Bereits mit den Inhalten kann ich für viele Stunden meinen Tag sehr gut füllen. Zusätzlich bin ich erneut in ein Innovationsprojekt involviert. Basierend auf dem bereits im Dezember vergangenen Jahres stattgefundenen „Hackathon for Disability/Inclusion“ folgt nun dessen Fortsetzung. Die 5 bereits nominierten Gewinnerteams werden erneut eingeladen und sollen nun mit ihren technischen Innovationsideen vereinzelt bis zur Marktreife gebracht werden.

Für das kommende Jahr steht bereits 1 Mio EURO aus der Entwicklungszusammenarbeit der EU in Aussicht, um ähnliche Innovationsprojekte in Ruanda zu initiieren. Für weitere 4 Jahre soll mit der jeweils gleichen Summe die landesweite Entwicklung von Entrepreneurship ermöglicht werden. Dazu entwickle ich mit Dr. Said Ngoga, Devision Manager Technology Innovation bei RISA, ein hoffentlich praxistaugliches Konzept zur Umsetzung seiner offiziellen EU-Fördergeld-Antragskonzeption. Zur Vorbereitung darauf lese ich gerade Reports und Stellungsnahmen in Bezug auf die Start up Förderung in Ruanda.

Allerdings kann man nie genau wissen, wie lange das Interesse maßgeblich entscheidungsrelevanter Projektbeteiligter an diesen beiden Themen anhält. Es ist durchaus nicht unüblich, dass spontan andere und plötzlich viel wichtigere Projekte um die Ecke kommen und somit alle Planungen hinfällig sind. Gerade freue ich mich jedoch nur über die inhaltliche Herausforderung und die damit verbundene Möglichkeit, mich sinnvoll zu engagieren und Kontakte außerhalb unserer häuslichen vier Wände zu haben.

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