Mainstreaming Disability-Inclusion

Ein Schwerpunkt meiner Arbeit im ersten Jahr des GIZ Projektes mit den Kolleg*innen von Ruanda Union of the Blind war die Vorbereitung und Durchführung eines 3-tägigen inklusiven Workshops mit Vertreter*innen der so genannten „Isange One Stop Center“ (IOSC) und blinden Frauen. Die Center sind spezialisiert auf die Beratung von Frauen (und Männern), die Gewalt erfahren haben. Ein Multiprofessionelles Team bestehend aus Sozialarbeiter*innen, Mediziner*innen, Psycholog*innen, Rechtsberater*innen und Ermittler*innen steht den Betroffenen zur Verfügung und soll die sachgerechte Bearbeitung aber auch die strafrechtliche Verfolgung der Gewalttaten sicherstellen.

Blinde Frauen sind jedoch von diesem staatlich finanzierten und lokal- sectorial organisieren landesweiten Service sehr oft ausgeschlossen, da sie zum Einen gar keine Informationen diesbezüglich haben, die teilweise abgelegenen IOSC auch nicht selbständig aufsuchen können oder oft beim Personal der IOSC kein Gehör finden, da die Profis im Umgang mit blinden Frauen und Männern nicht entsprechend ausgebildet sind und deren Aussagen aus Ermangelung an Beweisen anzweifeln.

Aus diesem Grund wollte RUB mit der Hilfe der GIZ einen 3-Tages Workshops durchführen und sich dieses Themas widmen. Doch bereits die Vorbereitung stellte uns vor unerwartete Herausforderungen. Wir konnten nicht ohne Weiteres lokales und nationales Personal der IOSC einladen, sondern mussten offiziell das zuständige Ministerium für Gesundheit und das Ministerium für Gender und Familienförderung angefragt. Diese informierten dann die in ihrer Verantwortlichkeit liegenden übergeordneten Institution „Rwanda Investigation Bureau“ (RIB) und baten um Freistellung der Angestellten im Staatsdienst. Auch der Termin zur Durchführung des Workshops wurde offiziell festgelegt und zeitlich vorgegeben. Es kam mehrfach zu Verschiebungen aber letztendlich sollte der Workshop Mitte September endlich stattfinden.

Am ersten Workshoptag waren von 20 erwarteten Teilnehmenden nur 5 Mitarbeitende von IOSC angereist und weitere 5 blinde Frauen, die die unterschiedlichen RUB -Niederlassungen vertreten würden. Meine Kollegin war entsetzt und rief umgehend noch einmal das Ministerium an und bat eindringlich um Klärung bzw. um Zuweisung und Freistellung der IOSC Mitarbeitenden für den Workshop. Am zweiten Tag kamen dann 16 Teilnehmende, die mehr oder weniger kontinuierlich mit uns arbeiteten.

Unsere vorbereitete Workshop Agenda sah theoretischen Input in Form von Power Point Präsentationen zum Thema Menschenrechte, Behinderung und Inklusion aber auch zur UN Behindertenrechtskonvention (UNCRPD) vor. Zusätzlich hatten wir praktische Gruppenarbeit, Diskussionsrunden aber auch persönliche Erfahrungen von behinderungsbedingten Einschränkungen vorgesehen.

Mit Augenbinde und weissem Langstock (Blindenstock) mussten die Teilnehmenden sich ihren Weg doch das Veranstaltungsgelände bahnen. Am Abend bestand die Herausforderung für die Workshop- Teilnehmenden darin, sich selbst ebenfalls mit verbundenen Augen, Getränke einzugiessen und die Geräusche von einer vorbereitete Audiodatei mit 17 detaillierten Geräuschkulissen zu identifizieren. Anschließend wurden Erfahrungsberichte der anwesenden blinden Frauen und deren persönliche Schicksale geteilt.

Diese Kombination aus Theorie und Praxis ermöglichte später einen offenen Austausch in Kleingruppen. Gemeinsam wurden Plakate zum Thema „Menschenrechte und die Herausforderungen für blinde Frauen“ kreativ gestaltet. Eine Gruppe hatte sogar einen entsprechenden Rap zum Thema erfunden. Alle hatten ersichtlich Freude an der gemeinsamen Arbeit und es gab keine Vorbehalte mehr im Umgang miteinander.

Am letzten Tag wurden sogar noch persönliche Verpflichtungen der Workshop Teilnehmenden zur Verbesserung der Situation von Blinden Frauen in den IOSC schriftlich formuliert und ein Arbeitsplan mit konkreten Zielen erstellt. Daran wollen wir gemeinsam in einer Nachfolgeveranstaltung in 2023 arbeiten.

Die von den Teilnehmenden am letzten Tag ausgefüllten Fragebögen zur Evaluation des Workshops bescheinigten uns Bestnoten für die Durchführung des Workshops! Ich war unendlich froh und zufrieden, dass die intensive Vorbereitung zu solch einem Erfolg geführt hatte.

Mal sehen, ob wir die Nachfolgeveranstaltung ähnlich erfolgreich gestalten können werden.

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