Bereits seit einiger Zeit hatten wir uns mit Freunden vorgenommen, eine ca. 20km lange Wanderung von Kigali nach Bugesera zu unternehmen. Dort würde uns Joselyne in einem der liebevoll eingerichteten kleinen Bungalows ihrer „Bugesera Lodge“erwarten und abends vorzüglich bekochen. Für dieses Vorhaben mussten wir jedoch die Trockenzeit abwarten, da die Wanderung durch eine sehr ausgedehnte Sumpflandschaft führt.
Mehrfach hatten Thomas und ich bereits Teile dieser Tour zu Fuss oder auch mit dem Rad und vereinzelt sogar schon mit Freunden ausprobiert. Doch die Flussüberquerung zur anderen Seite des Sumpfes hatten wir noch nicht gemacht. Darauf freuten wir uns, das würde spannend werden! Gemeinsam mit Anja und Olaf brachen wir also wieder einmal von Kicukiro aus auf.
Unterwegs begegneten uns Kinder, die uns neugierig begleiteten und sich vermutlich darüber wunderten, weshalb sich vier Muzungus in „ihrem Territorium“ herumtreiben. Fischer angelten im trüben Akagera-Fluss. In den Lehm-Ziegelbrennereien wurde auch am Wochenende gearbeitet. Kinder liessen Ziegenherden auf den durch die Trockenzeit noch wenigen grünen Flecken weiden. Ziegen sind die perfekten Haustiere: anspruchslos und sehr genügsam knabbern sie an trockenen Halmen und überleben selbst in kargen Landschaften.
Den lehmig-braunen Akagera mussten wir mit einem Holzboot überqueren, um auf der anderen Seite weiter bis zur „Bugesera Lodge“ zu wandern. Die Strömung war nicht stark, aber vorhanden. Für 100 FRW pro Person (8 Cent) konnten wir diese Art der Fähre nutzen. Sogar beladene Fahrräder wurden mit dem schmalen Boot transportiert und wir als ungewöhnliche Mitreisende gemustert.
Mir ringt diese Sumpflandschaft viel Ehrfurcht ab. So richtig wohl und sicher fühle ich mich hier nicht. Der Boden ist weich und man läuft wie auf Polstern. Schmale Wege sind teilweise nur mit abgeschlagenem Schilf- oder Papyrus-Grün „befestigt“ und bei jedem Schritt spürt man, wie der Boden nachgibt. Doch die uns begleitenden Kinder sprangen im Gelände umher und so verliert man doch schnell alle Sorgen.
Doch plötzlich passierte es. Ein unvorsichtiger Tritt und Anja, die ein wenig vorausgegangen war, versank knöcheltief im Morast. Jetzt nur keine Panik bekommen und GANZ LANGSAM versuchen, den Fuss mit dem Schuh aus dem Sumpf zu ziehen.
Selbst die Kids halfen mit und zeigten uns trittsichere kleine Flächen. GESCHAFFT! Eine dunkle nährstoffreiche Moorpackung am Fuss gab es kostenlos zum Mitnehmen. Dafür würden wir in Deutschland viel Geld bezahlt haben. Na ja, solange wir darüber noch Spässe machen konnten, war ja alles in bester Ordnung.
Und weiter ging es! Trotz des kleinen Zwischenfalles konnten wir alle die Wanderung durch die ungewöhnliche Landschaft und die vielen schönen Ausblicke sehr geniessen. Außerdem wussten wir, dass uns ein kühles Bier bei Joselyne erwartete.
Nach vier Stunden Wanderung endlich angekommen, verbrachten wir ein wunderbares, entspanntes Wochenende. Joselyne war wieder die perfekte Gastgeberin, begeisterte uns mit ihrem französisch-englischen Akzent und ihrer sprühenden Art. Zum Abendessen bekamen wir ein vier Gänge Menü u. a. mit selbst gebackenem Sauerteigbrot und Tiramisu. Außerdem liess sie uns exclusiv in ihrem neuen „Familien-Gästehaus“, mit wunderbarem Blick auf die Wetlands und Kigali in der Ferne, übernachten. Am Sonntagmorgen konnte ich dann noch den Ausblick vom neu errichteten „Bugesera-Tower“ auf die „Wetlands“ und auf das Geländer der Lodge sehr geniessen.
Diesen Ausflug machen wir bestimmt noch einmal. Schließlich führen viele Wege nach Rom…ach ne nach Bugesera.