Abenteuer auf Probe für „Kingfisher“

Wir hatten auf einem unserer Wochenendausflüge an den Kivu Lake den Amerikaner Dan kennengelernt. Er ist seit mehr als 10 Jahren in Rwanda und arbeitet als Consultant für diverse staatliche und private Organisationen. Sein Hobby ist das Erkunden neuer Wanderwege, Kletter- und Kanu-Touren. Seine Erkenntnisse und aufgezeichneten Wege stellt er „Kingfisher“, einem Outdoor Reiseanbieter, zur Verfügung. Auch die GIZ arbeitet mit ihm zusammen, um den nachhaltigen Tourismus in Rwanda zu etablieren und diesen Bereich als Einnahmequelle für den Staat und den Privatsektor auszubauen.

So kamen wir in den Genuss einer kostenlosen Probe-Kanu-Tour, die wir mit einer Gruppe von 7 Erwachsenen und 6 Kindern für Kingfisher ausprobierten. Unser Feedback würde danach in das offizielle Tourenangebot einfließen und ab dann gibt es die Tour offiziell für interessierte Abenteurer zur Nachahmung.

Doch vorher hatten wir noch einige Vorbereitungen zu treffen. Die geplante Selbstversorgung und eine Nacht zelten waren keine großen Hürden, da wir durch unsere bisherigen Urlaube unterdessen gut und auch regensicher ausgerüstet sind. Was dagegen eine Herausforderung darstellte, war die Anschaffung eines Dachgepäckträgers. Schließlich musste unser Kanu zum Einsatzpunkt in der Abgeschiedenheit des Landesinneren transportiert werden.

Eine Bestellung bei AMAZONE! Prima Idee, doch leider nicht umsetzbar, da keine Lieferung nach Rwanda möglich ist. Auch Freunde und Bekannte würden zeitnah nicht von Deutschland nach Rwanda einreisen und einen passenden Dachgepäckträger mitbringen können. Was blieb, war nur die Unterstützung des einheimischen Handwerks durch eine Anfrage nach Maßanfertigung. Doch wollten wir uns wirklich darauf verlassen? Ein Versuch war es wert. Na ja, mehr hatten wir ja auch nicht. Entweder war der Dachgepäckträger in der uns verbleibenden Zeit aufs Dach geschweißt oder eben nicht. Dann würde die Kanu-Tour im schlimmsten Fall ausfallen müssen.

So fragten wir Betty und ihr Team, ob sie mit ihrer neu gegründeten „SIBOA Engineering Ltd“ für uns diese Maßanfertigung ausführen würden. Die Begeisterung darüber war groß. Schließlich würden wir mit diesem Auftrag natürlich zur Erweiterung ihrer Produktpalette und zu einem weiteren Einkommen beitragen aber auch dem Business-Marketing zu einem neuen Werbevideo verhelfen. Na dann, auf gehts!

Messen, zeichnen, Ideen zur Umsetzung sammeln…, alles unter dem wachsamen Auge von Thomas. Leider hat unser alter Land Rover keine Dachreling und daher war die Frage der Befestigung des Gepäckträgers schon eine sehr entscheidende. Aber Ideen gab es, sie müssten nur professionell umgesetzt werden.

Uns blieb genau noch ein Tag Zeit, um den Gepäckträger zu installieren. Rechtzeitige Verabredungen waren aus diversen Gründen nicht zustande gekommen. Freitag nach Feierabend gegen 17 Uhr trafen Thomas und ich auf dem Gelände ein.

Doch was war das? Ein silbernes Riesenmonster von Dachgepäckträger lag auf dem Boden und sollte nun fest angebracht werden. Damit könnten wir auf unserem Autodach ein Haus bauen, so massiv waren die Schweissarbeiten im Ergebnis ausgefallen. Und natürlich ganz anders, als mit Thomas besprochen und ursprünglich geplant. Egal, ein leichtes Kanu würde das silberne Ungetüm auf alle Fälle aushalten. Die Lackfarbe klebte noch und war vor wenigen Stunden frisch aufgesprüht worden.

Nach 30 Minuten vergeblichen Hin- und Herschiebens stand fest, der Gepäckträger passte nicht aufs Dach. Das Ausmessen war dann wohl doch schief gegangen bzw. durch die Veränderung der ursprünglichen Konstruktion stimmten die Maße nicht mehr. Doch unser junges Ingenieurteam hatte gleich eine Idee und sägte eine Seite der Halterung ab, bog einfach den oberen Teil des wuchtigen Gestells ein wenig nach aussen und schweisste erneut alles zusammen. Darüber verging eine weitere Stunde und es war stock dunkel.

Aufgrund der Abgeschiedenheit des Geländes gab es keine Straßenlaternen. Thomas leuchtete mit seiner Handy-Taschenlampen zur besseren Orientierung. Man sah im dunkel nur den Funkenflug des Schweissvorganges. Ich hatte mich bereits nach einem Platz umgesehen, an dem man 1. Hilfe würde leisten können und wartete etwas abseits mit Betty auf das Ende der Aktion. Gott sei Dank ging alles gut und niemand wurde verletzt. Allerdings war unser Auto nun mit silbernen Lackflecken bedeckt, da der frische Anstrich des Dachgepäckträgers während des Arbeitens natürlich abgegangen und überall in Form von Handabdrücken verteilt worden war. Mit ein wenig Lösungsmittel begann nun die Reinigung und eine weitere halbe Stunde verging.

Unterdessen war es fast 20 Uhr als wir endlich das Gelände mit unserem neuen Gepäckträger auf dem Autodach verliessen. Unsere Kanu-Tour würde stattfinden können. Am nächsten Tag sollte es los gehen.

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