Nella, die Tochter von Bekannten wurde im Sommer in Deutschland geboren. Doch Ihre Eltern sind ein binationales Paar und daher sollte die Taufe hier in Rwanda stattfinden, jedoch nicht in Kigali. Wir waren eingeladen.
Wieder einmal fuhren wir ins Landesinnere in Richtung Musanze. Die Schönheit Rwandas ist an vielen Stellen überwältigend. Doch diesmal sahen wir aufgrund der Regenzeit wirklich das “Land der tausend Hügel”, wie Rwanda genannt wird.
Abseits aller Straßen und Dörfer, auf der Höhe angekommen, hielten wir plötzlich vor einem Backsteinbau. Unerwartet eröffnete sich ein Kloster mit angrenzendem Klostergarten und einer großen Klosterkirche. Hier würde also die Taufe stattfinden. Doch wie kämen die einheimischen Familie und ihre Gäste in dieses abgelegene Gotteshaus? Kein Bus fuhr nach Rwankuba, so hiess der Ort, an dem wir verabredet waren.
Zu unserem Erstaunen war die Klosterkirche jedoch bereits gut gefüllt. Vermutlich waren die Einwohner der umliegenden Dörfer bereits in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, um zu Fuß rechtzeitig anzukommen. Alle schienen auf uns gewartet zu haben. Nachdem wir die Corona Schutzmaßnahmen hinter uns gebracht hatten und persönlich vom Pfarrer auf unsere Sitzplätze in den vorderen Reihen der Kirchenbank eingewiesen worden waren, begann der Taufgottesdienst.
Es waren nicht nur zwei oder drei Familien anwesend, nein! Mindestens 15 Mütter mit ihren Babies standen in Begleitung weniger Angehöriger im rechten Kirchenschiff. Die Gemeinde und Besucher hatte im linken Kirchenschiff Platz genommen.
Ein Chor stimme bekannte Lieder an in Begleitung eines E-Pianos und die Gemeinde sang mit, klatschte, tanzte und wiegte sich, die Arme weit ausgebreitet zur Musik. Es war ein einmaliges und sehr bewegendes Erlebnis. Kein schüchtern dahin gemurmeltes Gebet, kein Hängenbleiben im Text nach der ersten Liedstrophe sondern laute kraftvolle Töne und eine sich ausladend bewegende bunte Menschenschar.
Die eigentliche Taufe erfolgte relativ unspektakulär. Alle Mütter reihten sich mit ihren Babies auf dem Arm im Mittelgang der Klosterkirche auf und traten einzeln vor an den Altar. Das Kind wurde vom Pfarrer gesegnet und mit Taufwasser benetzt. Abschließend feierte die Gemeinde das Abendmahl und singend wurde der Gottesdienst beendet.
Wir hatten danach noch zwei Stunden Zeit, um uns ein wenig im Kloster umzusehen, mit den dort lebenden Priestern ins Gespräch zu kommen, gemeinsam das von den Nonnen zubereitete traditionelle Mittagessen zu geniessen und auch zu singen und zu tanzen. Liebevolle und sehr persönliche Reden wurden gehalten, in denen auf die besondere Beziehung von Anna, Nellas Mutter, zum Kloster eingegangen wurde.
Wir kennen Anna und Pako erst ein reichliches Jahr und haben im Alltag auch nur bedingt Überschneidungen. Als Familie verlassen beide Ende Dezember Rwanda, um dauerhaft in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Trotzdem gibt es eine Verbindung zwischen uns, die durch das gemeinsame Interesse an einer anderen Kultur und an den Menschen in Afrika getragen ist.
Danke für die Einladung und dieses wunderbare Erlebnis von rwandischer Kultur und Teilhabe an einem sehr persönlichen Lebensabschnitt.