Wir versuchten dem Lockdown-Blues zu entkommen und reisten das verlängerte Feiertags-Wochenende (Heroes Day) wieder einmal zur Bugesera-Lodge. Ein Jahr lang hatten wir Jocelyne, die Inhaberin, nicht mehr besucht, obwohl wir es uns fest vorgenommen hatten. Dabei ist sie eine ganz wunderbare Gastgeberin und ihre traditionellen runden Bungalows mit tollem Blick auf die Wetlands sind ganz liebevoll eingerichtet und dazu nur 30 Minuten Autofahrt von Kigali entfernt.
Die Wanderung in den Wetlands über schwankende Papyrus-Schilf-Brücken hatten wir bereits im vergangenen Jahr absolviert. Nun erfuhren wir von Jocelyne, dass eine Nilpferdfamilie in den Wetlands gesichtet worden war. Na die könnten wir doch besuchen! Da die “kleine Trockenzeit” in Rwanda begonnen hat, wird es bereits ab 9:00 Uhr schon ziemlich warm und eine längere Wanderung über die Mittagszeit ist nicht mehr zu empfehlen. Daher brachen wir mit weiteren fünf jungen Leuten, die auch in der Bugesera Lodge übernachtet hatten, am Sonntag bereits 7:30 Uhr auf.
Unterwegs mussten wir Einheimische fragen, wo im Dickicht des Schilfes denn nun wirklich Nilpferde zu sehen seien sollten. Nur gegen Zahlung eines Geldbetrages wollten sie uns einen Tipp geben. Für 2000 RWF (2 EUR) verrieten sie uns das Geheimnis und wir marschierten in Begleitung eines jungen Farmers direkt durch das dichte Schilf. Das konnte doch unmöglich ein Weg sein! Der verarscht uns doch und lacht sich hinterher über uns Muzungus schlapp. Aber wir wollten daran glauben und liefen hinterher, immer tiefer in die Wetlands hinein doch mit “Sichtschutz” zur nahegelegenen Zivilisation.
Plötzlich eröffnete sich vor uns ein kleiner Fluss der weiter stromabwärts in den “Akagera” mündet und in den gleichnamigen Nationalpark im Süd-Osten Rwandas fließt. Hier sollten sich also Nilpferde aufhalten? Wir schauten links und recht, sahen aber nur den braunen, lehmigen Fluss. Also doch alles nur ein Fake!
Doch nein! Schaut mal! Eine single Nilpferddame tauchte direkt vor uns auf. Sie war in dem braunen Schlammwasser des Flusses fast nicht zu erkennen. Wir waren beeindruckt, doch sie blieb von unserem Besuch völlig unbeeindruckt.
Dieser kleine Ausflug hatte sich definitiv gelohnt. Wir konnten es kaum glauben, dass sich nur eine halbe Autofahrt-Stunde von Kigali, der Hauptstadt entfernt Nilpferde in freier Wildbahn tummeln. Die anderen Familienmitglieder, so wurde uns berichtet, leben an einem anderen Ort inmitten der Wetlands. Sie werden wir bei unserem nächsten Lockdown-Blues besuchen.