Holzanbau

Wenn von Holz und Bäumen die Rede ist, denke ich zu aller erst an einen Laub- oder Mischwald in Deutschland. Besonders schön ist er ja im Herbst, wenn die Sonne eine ganz besondere Farbenpracht durch leuchtend bunte Blätter hervorbringt. Im Winter assoziiere ich eher einen Brandenburgischen Nadelwald mit großen dichten Tannen und Kiefern. Als potentieller Weihnachtsbaum können auch diese Baumarten prächtig glänzen und dazu noch frisch und harzig duften.

In Rwanda dagegen sehen wir riesige Bananen-Plantagen und Aufforstungsgebiete mit unterschiedlichen Eukalyptusarten. Diese Bäume sind immergrün und schnellwachsend und verströmen auch einen ganz wunderbaren intensiven Duft. Daher werden Eukalyptuszweige in den hiesigen Saunen für das Feuer und selbstverständlich auch für einen natürlichen Aufguss verwendet.

Ausserdem gibt es noch Anpflanzungen von Mahagonibäumen und den Croton (Wunderbaum). Letzteren kennen wir in Europa nur als dekorative aber auch empfindliche Zimmerpflanze. Die Nüsse des Baumes werden zur Herstellung von Biokraftstoff verwendet.

Eukalyptusbäume bringen aufgrund ihres schnellen Wachstums in kurzer Zeit gute Erträge. Holz ist in Rwanda neben Coltan, Tee und Kaffee, ein sehr wichtiger Rohstoff. Er wird als Baumaterial (Nutzzweck), zum Erosionsschutz und als Wasserspeicher (Schutzzweck) verwendet. Außerdem kochen 97 % aller Haushalte zusätzlich zu modernen Gasherden auch noch mit Holzkohle und offenem Feuer. Daher kommt einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft eine ganz immense Bedeutung zu, die auch von der GIZ unterstützt und vorangetrieben wird.

Auf unseren Wochenendausflügen zum Kivu Lake kommen wir immer an großen Eukalyptus Aufforstungsgebieten vorbei und man sieht ganz deutlich, weshalb der Erosionsschutz so wichtig ist. Ruanda, das Land der 1000 Hügel, hat da besondere Herausforderungen zu meistern. Die Schwierigkeiten zeigen sich ganz massiv an den schlechten Straßen. Obwohl einige erst vor wenigen Jahren in die Berge hineingegraben, geteert und befestigt wurden, sind zahlreiche Löcher das traurige Ergebnis von Erdrutschen und Steinschlägen. Die steilen Hänge werden nicht mit Netzen oder Gitterkonstruktionen stabilisiert. Auch die in der Regenzeit herabströmenden Wassermassen tragen erheblich zu dem bestehenden Straßenbild bei.

Die Forstwirtschaft ist ein guter Arbeitgeber denn zahlreiche junge Menschen, gerade in den ländlichen Regionen, bekommen dadurch die Chance auf ein kleines Arbeitsentgelt. Männer schlagen meterhohe Bäume und nutzen dafür ihre Macheten. Diesen fehlt jedoch oft ein Griff und daher sind sie mit Stofffetzen umwickelt, um die Klinge besser greifen zu können und Verletzungen zu vermeiden. Andere sägen zu zweit Bretter aus den langen Baumstämmen, die auf einem erhöhten Gestell gelagert werden. Dafür kommt eine überdimensionierte Fuchsschwanz-Säge zum Einsatz. Zur besseren Haltbarkeit für den Bau wird ein Teil der Stämme mit einer teerhaltigen Lösung behandelt. Alle Arbeiten erfolgen ohne Schutzbekleidung und ohne Gefahrenzulage. So etwas kennt man hier natürlich nicht.

Auf langen Fußmärschen transportieren meist Frauen Feuerholz auf ihren Köpfen balancierend und haben noch ein Baby auf den Rücken gebunden. Wir würden dieses Arbeitsaufkommen und die damit verbundene körperliche Belastung keine 5 Minuten durchhalten. Da helfen auch regelmäßige Fitness-Studiobesuche nicht weiter. Wir sind jedes Mal auf’s Neue erstaunt, was nur durch Menschenkraft und auf ganz herkömmliche Art und Weise doch noch machbar ist und auch gemacht wird.

Wir fahren auf dieser Strecke immer mal wieder, um am Kivu See ein schönes entspannte Wochenende (wovon eigentlich?) zu verbringen und nach einer kleinen Wanderung im Gelände den Sonnenuntergang mit einem Cocktail zu geniessen. Was für eine Ungerechtigkeit aber für uns trotzdem schön!

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