Das Dian Fossey Museum und ein Besuch bei Ferdinand

Am dritten Wochenende ging unsere Reise nach Musanze. Es ist jedes Mals auf’s Neue ein erhebendes Gefühl bei der Anfahrt auf die Stadt die vier großen Vulkane (Bisoke, Muhabura, Karisimbi und Sabinyo) nach Tageszeit klar sichtbar oder wolkenverhangen nebeneinander zu erblicken.

Mit Bärbel besuchten wir das neu eingerichtete „Dian Fossey“ Museum. Es zeigt das Leben und Wirken der Wissenschaftlerin, die 20 Jahre lang mit den Gorillas in den Vulkanbergen Rwandas gelebt und sie studiert hat. Der Hollywood Film „Gorillas in the Mist“ stellt ihr ambivalentes und entbehrungsreiches Leben sehr eindrücklich dar. Diesen Film hatten wir in Vorbereitung auf unsere Wochenendtour angeschaut, und so waren uns die Zusammenhänge und Hintergründe noch sehr präsent.

Das Museum befindet sich in ca. 2500 Meter Höhe auf einem sehr ausgewählten Platz, von dem aus man einen direkten Blick auf die Vulkane hat. Es ist jedoch nicht nur ein Museum sondern es verbindet das Museum als touristische Attraktion mit dem so genannten „Karisoke Research Center“, indem aktuell Forschung zum Artenschutz der derzeit existierenden ca. 10 Gorilla-Familien in Rwanda betrieben wird. Das Forschungszentrum trägt den Namen nach der 1967 errichteten Station von Dian Fossey in den Bergen, die sie „Karisoke“ nannte, da sie zwischen den Vulkanen Bisoke und Karisimbi gelegen war. Das heutige Research Center und das Museum sind moderne, ja sogar ein wenig futuristisch anmutende flache Gebäude, die sich ganz wunderbar mit ihren Naturmaterialien in die Umgebung einfügen. Auch die Gestaltung des Museums ist sehr modern, interaktiv und mehrsprachig aufgesetzt. Man kann an einem interaktiven Fragebogen teilnehmen, indem einige persönliche Eigenschaften zu Alltagshandlungen evaluiert werden und man dann einem Gorilla-Pendent aus der Forschungsgruppe von Dian Fossey zugeordnet wird. Ich bin Macibiri, die Kurzform von Dian Fossey’s Spitzname. Das Gorilla Jungtier zeichnete sich nach den Beobachtungen von Fossey durch diplomatisches Verhalten in der Gruppe aus und war mit allen Tieren gut vernetzt. Mit dieser Zuordnung kann ich doch wohl sehr zufrieden sein!

So verging der Vormittag sehr entspannt und sonnenreich.

Am Spätnachmittag wollten wir Ferdinand besuchen. Unser langjähriger Touren Guide und Freund, mit dem wir schon zahlreiche Wandertouren unternommen hatten, hat sich in Musanze ein Haus gebaut. Wir hatten uns ehrlicherweise selbst bei ihm eingeladen bzw. den Vorschlag eines Besuches gemacht und er hatte ihn begeistert aufgenommen. Es war für ihn eine Ehre, wie er selbst sagte, dass „Mama Thomas“ mitkommen würde. Für uns war es eine einmalige Gelegenheit, Bärbel das ländliche Rwanda mit seiner natürlichen Schönheit und Einfachheit abseits hochpreisiger Hotels und Hauptstadtrestaurants zu zeigen. Ferdinand würde für uns traditionell kochen und wir sorgten für Getränke.

Ferdinand empfing uns sehr sehr herzlich. Die unmittelbaren Nachbarn im Ort bemerkten selbstverständlich unseren außergewöhnlichen Besuch. Zwei seiner Cousins waren auch anwesend und hatten bereits begonnen, für uns traditionell zu kochen. Wir starteten mit einem kleinen Rundgang und der Hausbesichtigung. Der Ausblick vor dem großen Eingangstor auf das unter uns liegende Tal war bereits einmalig und wir erwischten auch gerade noch den Sonnenuntergang gegen 18 Uhr.

Die Innenräume befanden sich alle noch im Rohbau, die zweite Etage mit kleiner Terrasse war auch noch nicht über eine Treppe erreichbar, doch wir wollten nicht auf einer improvisierten Holzleiter den wackeligen Aufstieg wagen. Das Wohnzimmer hatte Ferdinand dagegen vermutlich extra für unser Kommen eingerichtet. Der Tisch, die Sessel und der Läufer wirkten unbenutzt.

Wir waren ungemein stolz auf Ferdinand, was er mit seiner freundlichen, positiven aber stets zurückhaltenden Art und seinem kleinen beständig wachsenden Business „Slow Hike Africa“ in wenigen Jahren reicht hatte. Er unterstützt mit seinem Einkommen auch noch andere Familienmitglieder und hat sich trotzdem den Traum vom eigenen Haus erfüllt. Wahnsinn!

In der Vergangenheit hatte uns Ferdinand schon einige Male um Rat gefragt. Gemeinsam hatten wir seine Vertragsbedingungen und Hiking- Touren besprochen, Mehrtagestouren mit Zelt geplant, neue Kolleg*innen an ihn vermittelt und auch das Konzept bzw. die Möglichkeiten von „Homestay Accomodation“ in Rwanda diskutiert. Wir waren also nicht nur Kunden sondern unterdessen auch Freunde geworden.

Wir stiessen mit einem Gals Sekt auf seinen Erfolg an, überreichten ihm als kleines Einzugsgeschenk- ein Set aus Keramikgeschirr (Teller, Tassen, Schüsseln)- und verbrachten einen sehr lustigen Abend, diskutierend über Hochzeitstraditionen, Brautfindung und andere kulturelle Besonderheiten unserer jeweiligen Nationalitäten.

Das Abendbuffet war überaus reichlich bestehend aus Pilaw (Reis), regionalen Kinigi- Kartoffeln, gekochten Bananen, Mischgemüse, Yamswurzeln und Rindfleisch-Gulasch.

Es war ein wunderbarer Besuch für jeden von uns mit zahlreichen neuen Erfahrungen und Eindrücken. Wir alle konnten diese gemeinsame Zeit miteinander geniessen und fühlten uns trotz der sprachlichen Barrieren und der Mühen zur gegenseitigen Übersetzung sehr wohl miteinander.

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