In Rwanda war eine Woche lang CHOGM! Was ist das, werden wir dann gefragt sobald wir anderen davon berichten. Diese Abkürzung ist vielleicht fragwürdig aber in kommunikativer und medialer Dauernutzung seit vielen Wochen und Monaten. CHOGM steht für Commonwealth Head of Government Meeting. Da Rwanda 2009 freiwillig dem Commonwealth beigetreten und in diesem Jahr sogar der Veranstalter des Groß-Events ist, stehen alle Organisatoren und Mitveranstalter Kopf.
Viele unserer Freunde und Bekannten haben Rwanda für die kurze Zeit von CHOGM verlassen, um dem Verkehrschaos durch 5000 Gäste und 34 Staatsdelegationen sowie den damit verbundenen staatlich verordneten Reglementierungen zu entgehen. WIR sind geblieben, in der Hoffnung auf interessante Veranstaltungen, Kunst und Kultur und sollten nicht enttäuscht werden.
Die Woche begann mit einem Konzert eines Rwandischen Sängers, „Mico the Best“, der wie ein Held gefeiert und umringt von Sicherheitsleuten zur Bühne begleitet wurde. Da Thomas und ich die einzig sichtbaren Muzungus im Pulk der zuhörenden Gäste waren, schafften wir es mit diesem Event und einem kurzen Interview sowie Foto in die „New Times Rwanda“.
Einen Tag Später nahmen wir am „Kigali Night Run“ teil. In der Zeit von 19 bis 21 Uhr wurden die Hauptstraßen um die BK Arena (Bank of Kigali Arena = Finanzier des Gebäudes) gesperrt. Laufenthusiasten, Hobby-Läufern aber auch Schnell-Walkern war es in dieser Zeit erlaubt, so viele Kilometer wie gewollt und gekonnt um das Gebiet des Stadions herum zu rennen. Eine Runde sind jeweils 4 km.
Obwohl wir nicht zu den Laufenthusiasten gehören, war das für uns ein ganz besonderes Erlebnis. Die Stimmung war einfach phantastisch! Wir hatten das Gefühl ganz Kigali war zum Stadion gekommen. Familien mit Kindern, gut ausgerüstete Profiläufer, Lauf- und Businessgruppen mit entsprechenden T-Shirts aber auch Schaulustige und Anfänger (wie wir).
Auf großer Bühne motivierten zwei Sportlerinnen alle Anwesenden, sich gemeinsam für den bevorstehenden Lauf aufzuwärmen. Ab 18 Uhr begann daher eine Aerobic-Stunde für mehrere tausend Teilnehmende, was für ein Spass! So waren wir bereits vor dem offiziellen Start außer Puste aber die 4km wollten wir auf alle Fälle laufen.
Der Countdown wurde exact auf 19 Uhr runter gezählt und pünktlich setzen sich die Massen in Bewegung mit teilweise übermütigem und militärisch anmutenden traditionellem Gesang. Es war ein irres Gefühl auf den ansonsten stets wahnsinnig überfüllten Straßen rund um das Stadion frei in der Mitte der Fahrbahn laufen zu können. Am Straßenrand waren in regelmäßigen Entfernungen Wasser-Trinkstationen installiert, an denen im Eiltempo Becher gefüllt und verteilt wurden, die man nach nur wenigen Metern auch wieder in großen Abfallbehältern entsorgen konnte. Eine für uns unerwartete gute Vorbereitung! Die 4km schafften wir auch problemlos in angemessenem Tempo.
Der „Kigali Night Run“ findet für die sehr sportbegeisterten Rwanda-er regelmäßig statt, wir hatten diesem Event bisher lediglich nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet. Nun werden wir bestimmt noch das eine oder andere Mal daran teilnehmen.
Der Höhepunkt der Veranstaltungen in der CHOGM-Woche war jedoch unsere Teilnahme an einer Modenschau unter dem Motto „Made in Rwanda!“, an der auch eine gute Bekannte, Joselyne- Chefin von „Rwanda Clothing“- teilnahm. Sie hatte uns auf das Event aufmerksam gemacht. Völlig unspektakulär und zur großen Überraschung aller Anwesenden kamen plötzlich Prinz Charles und Camilla als Ehrengäste in die Arena. Begleitet von nur wenig Security nahmen sie in der ersten Reihe (und nur zwei Reihen vor uns) Platz. Ganz unerwartet waren Thomas und ich nun nicht mehr nur dabei sondern mitten drin, unter extravaganten Modedesignern aus UK, Kenya, Ghana, Ruanda sowie Rwandischen VIP’s und der High Society.
Das üppige Blumenmeer aus bunten Rosen entlang des Laufsteges war zusätzlich zu den gezeigten Modellen eine Pracht. Designer aus Rwanda aber auch Kenya, Nigeria und UK präsentierten farbenfrohe und bis auf wenige Ausnahmen tragbare Mode. Käuflich erwerben konnte man leider im Anschluss keines der Kleidungsstücke, dafür gab es am nächsten Tag eine separate „Atelier- Veranstaltung“, die wir jedoch nicht mehr besuchten.
Zum Abschluss der Festwoche gingen wir spontan gemeinsam mit Thomas‘ Kollegin, Solange, und ihren Schwestern noch einmal in die BK Arena zum großen CHOGM Abschlusskonzert. Namenhafte DJ’s, Rap-und Techno-Acts aus Africa legten bzw. traten auf. Die Beats dröhnten im Brustraum und die Ohren klingelten. Doch es war eine so ausgelassene Stimmung, dass uns nix mehr auf den Sitzen hielt. Wir stürmten mit unzähligen Besuchern vor die Bühne.
Was für eine aufregende Woche mit ungewöhnlich viel Kunst und Kultur. Wir haben alle Veranstaltungen sehr genossen und ausgelassen mitgefeiert.