Rückflug mit Hindernissen

Unser alter Land Rover braucht ja bereits seit einiger Zeit ein paar Ersatzteile. Daher hatte der Mechaniker unserer Autowerkstatt in Kigali uns geraten, den Urlaub zu nutzen und aus Uganda die benötigten Einzelteile (Seitenspiegel, Bremszylinder, Bremsbacken) mitzubringen. Thomas hatte alle Angaben (Fahrgestellnummer, Autotyp, Baujahr etc.) an eine empfohlene Werkstatt in Kampala weitergeleitet und um einen Kostenvoranschlag gebeten. Dieser war höher, als wir erwartet hatten und der Gesamtbetrag mehr, als wir zu zahlen bereit waren. Schließlich würde trotz aller Investitionen kein Neuwagen daraus werden!

Über Viriano erhielten wir einen weiteren Kontakt zu einer Werkstatt, die sich sogar auf die Marke „Land Rover“ spezialisiert hatte. So konnten wir einen zweiten Kostenvoranschlag ergattern. Dieser war um die Hälfte preiswerter und somit unser Favorit. Wir würden also umgehend nach Ankunft in Kampala die Autowerkstatt aufsuchen, die Ersatzteile kaufen und anschließend auch gleich den PCR-Test für unseren Rückflug machen lassen.

Doch man kann als Tourist angeblich nicht einfach in ein Krankenhaus gehen, um den Test dort durchführen zu lassen. Man muss sich irgendwie mit irgendwem dazu verständigen und alles irgendwo und irgendwann selbst organisieren. Doch Viriano war Gott sei Dank bestens vernetzt und hatte mit seinen zahlreichen Kontakten für uns alles perfekt organisiert.

Ich dachten, er hätte alles wunderbar organisiert. Doch was um Himmelswillen war das? Die Autowerkstatt entpuppte sich als einziger Schrottplatz, der jedoch in der Tat auf „Land Rover“ spezialisiert war. Überall standen Autowracks herum und ausgebaute Einzelteile lagen zuhauf in allen Ecken. Es begann ein Suchen in den hoch aufgestapelten Schrottbergen nach exakt den Ersatzteilen, die wir benötigten. Aber der Typ hatte doch gewusst das wir an diesem Tag kommen würden und auch was wir brauchten! Warum war dann nix vorbereitet und die Teile wenigstens schon mal ausgebaut? Nach ca. einer Stunde hatte der „Werkstattbesitzer“ endlich alles gefunden, in Plastikfolie gewickelt und wir bezahlten per Handy mit MoMo (Mobil-Money). Nun sollte umgehend der PCR-Test folgen.

Getestet wurden wir gleich vor Ort in der „Werkstatt“ auf der Rückbank unseres Mietautos neben schmutzigen Autoteilen, Ölflecken, Plastikmüll und regennassem rostbraunen Matsch. Es hatte unterdessen angefangen zu regnen. Ich musste assistieren und die Teststäbchen auf der geöffneten Verpackung handschriftlich mit unseren Namen beschriften. Wurde nicht sonst immer der vordere Teil des Teststäbchens abgebrochen und in ein kleines Plastikröhrchen gesteckt und dieses verschlossen? Sterile Entnahme? Was war das doch gleich nochmal? Wir waren halt nicht in Europa also musste das vermutlich alles so sein. Ungewohnt aber reibungslos!

Unterdessen war es 14:00 Uhr und die Ergebnisse der Tests sollte am Folgetag 9:00 Uhr an unsere lokale Handynummer geschickt werden. Der Flug ging auch erst 13.00 Uhr. Also alles ganz relaxed!

Doch die Testergebnisse waren am nächsten Tag nicht wie versprochen 9:00 Uhr da und auch nicht 10:00 Uhr oder 11:00 Uhr. Dafür hatten wir jedoch schon 130 USD gezahlt. Was für ein Schei…! Aufgeregt telefonierte Thomas mit Viriano, dessen Bekannter den Test durchgeführt hatte. Wir würden das Geld von ihm erstattet bekommen und sollten davon einen zweiten Test bezahlen. Was war nur passiert? Waren wir etwa doch in eine Touristenfalle getappt? Wir konnten es kaum glauben, mussten jedoch den Flug auf 22:30 Uhr umbuchen und den zweiten PCR- Test initiieren, der hoffentlich diesmal rechtzeitig eintreffen würde. Also auf ein Neues! Das gleich Prozedere noch einmal, nur diesmal auf dem Rücksitz des Taxis, welches uns pünktlich zum Flughafen hingebracht aber dann wieder zurück in die Stadt gefahren hatte. Der Fahrer war sehr hilfsbereit und organisierte diesmal alles für uns. Weitere 130 USD waren damit ausgegeben!

14:00 Uhr bekamen wir dann die Ergebnisse unserer ersten Tests per SMS zugesandt. Die Proben waren nur nicht rechtzeitig ins Biometrische Labor gebracht und daher zu spät analysiert worden. Erleichterung! Wir waren also nicht in eine Touristenfalle getappt sondern nur um eine Erfahrung mit Unpünktlichkeit und deren Auswirkungen reicher.

Gegen 17:30 Uhr erhielten wir dann auch noch das zweite Testergebnis. Es wurde uns von dem Taxifahrer bereits ausgedruckt übergeben. Und los ging es erneut zum Flughafen. Nun waren wir bestens vorbereitet und würden entspannt auf unseren Abflug um 22:30 Uhr warten.

Doch mit entspannt warten, sollte es nix werden. Wir hatten weder eine Hotelbuchung für unsere Quarantäneunterkunft in Kigali noch das Einreiseformular mit den hochgeladenen Dateien unserer Testergebnisse und der Buchungsbestätigung des Hotels. Aus irgendeinem Grund hatten wir die während unseres Urlaubs neu erlassene Regierungserklärung bezüglich der Corona-Maßnahmen falsch interpretiert und standen nun ohne die erforderlichen Papiere da.

Aber wir hatten ja Gott sei Dank noch 3 Stunden Zeit bis zum Check in. Also begann Thomas zu wirbeln. Aus einer offiziellen Liste suchten er ein Quarantänehotel in Kigali aus, buchte telefonisch und machte per whatsApp Druck, dass die Buchungsbestätigung jetzt sofort geschickt werden sollte und nicht, wie sonst üblich, Tage später. Das passierte zu unserer großen Erleichterung auch sofort.

Nun mussten wir nur noch alles online hochladen. Na das konnte ja so schwierig nicht sein! www.rbc.rw war die übliche Webseite des „Rwanda Biometrical Center“. Obwohl wir unterdessen schon etliche Tests hinter uns gebracht und unsere Daten in das System eingegeben hatten, kann man die persönlichen Angaben nicht einfach erneut abrufen. Also begannen wir wieder mit der Eingabe unserer ID, Adresse, Beruf, Geburtsdatum, Name des Vaters, Grund der Reise….. unterdessen befindet man sich dann auf Seite 3 des Einreiseformulars. Nur noch die Hotelbestätigung und das negative Testergebnis hochladen, klick und …. NEIN! Nicht fertig! Das System brach zusammen und wir begannen von vorn. So ging es unzählige Male, bis ich wutentbrannt kurz vorm Nervenzusammenbruch stand. Außerdem verging die Zeit und es war einfach kein Vorwärtskommen! Verzweifelt fragte ich eine Stewardess, ob sie uns nicht irgendwie behilflich sein könnte. Wir sollten nur geduldig sein, das Internet auf dem Flughafen würden nur etwas langsam funktionieren und schließlich klappe die Anmeldung bei anderen Reisenden ja auch. So ihre Antwort. NEIN! Verdammt nochmal! Das System brach immer wieder an der gleichen Stelle zusammen und wir kamen einfach nicht voran.

Nach meinem 8. Versuch, das Rwandische Einreiseformular auszufüllen, gab ich auf. Dann würde ich eben nicht fliegen! Ende! Schluss, aus! Egal!

Aus unerfindlichem Grund hatte die Stewardess dann doch Mitleid mit uns. Vermutlich sah sie uns emsig auf unseren Handys herumtippen und hörte mich fluchen. Nun gab sie mit ihrem Mobiltelefon unsere Daten ein, lud unsere Testergebnisse und die Buchungsbestätigung online hoch und….klick…Erfolgreich angemeldet! Ehh! Das konnte doch nicht sein! Ich wollte es nicht glauben. Was war das denn nun wieder? Mit unseren super Apple-Handys waren wir nicht in der Lagen, ein Einreiseformular auszufüllen. Oder lag es an unserer Rwandischen Internetverbindung? Keine Ahnung, war aber nun auch egal. Erleichtert passierten wir den Check in.

Nun konnten wir endlich entspannt auf unseren Abflug in einer Stunde warten. Die Zeit reichte sogar noch für ein Sandwich und einen Einkauf im Duty free. Schokolade XXL für Thomas Kolleginnen.

So schnell würde ich jedoch erst einmal nicht wieder fliegen wollen. Das stand fest!

Murchinson Falls

Unsere letzte Station in Uganda war der „Murchinson Falls National Park“. Der Nil teilt das 3877 Quadratkilometer große Areal in einen nördlichen und einen südlichen Bereich. Beide bestehen überwiegend aus offenem Grasland und verbuschender Savannenlandschaft und werden von zahlreichen Hügeln durchzogen.

Der Nil gilt als Strom Afrikas mit ca. 6650 km als einer der längsten Flüsse der Erde. Er entspringt u. a. in den Bergen Ruandas und mündet in das Mittelmeer. In Uganda fliesst er als „Albert Nil“ und „Victoria Nil“ entsprechend der gleichnamigen Seen.

Auf dem Nil kann man mit lokalen Anbietern eine dreistündige Bootstour entweder zum Nil-Delta oder zum „Murchinson Wasserfall“ machen. Wir entschieden uns für letzteres. Hier zwängt sich der sonst 50 bis 100 Meter breite Viktoria Nil durch eine 7 Meter breite Schlucht und stürzt 43 Meter in die Tiefe.

Auf dieser Tour haben wir am Ufer des Nils in kurzer Zeit so viele Tiere in freier Wildbahn gesehen, wie noch nie zuvor: eine badende Elefantenfamilie von ca. 10 Tieren, unzählige Nilpferde, sonnenbadende Nilkrokodile, aber auch Büffel, Giraffen, Paviane, unterschiedliche Antilopen, Buschwildschweine und zahlreiche Vögel wie z. B. Fischadler und Marabu.

Erstmalig konnten wir auch die drei unterschiedlichen Arten von King Fisher im Vergleich bewundern. Bisher hatten wir lediglich sehr oft die schwarz-weißen Exemplare am Lake Kivu gesehen.

Doch nicht nur die Fahrt auf dem Nil im „Murchinson Falls National Park“ begeisterte uns. Es bestand auch die Möglichkeit zu Fuss das Territorium zu erkunden, Spuren zu lesen, Bade- und Trinkstellen der Wildtiere ganz nah zu erleben und uns selbst wie die „Hüter der Wildnis“ zu fühlen. Mit einem bewaffneten Ranger wanderten wir zwei Stunden (leider in größter Mittagshitze) in einem ausgetrockneten Flussbett auf einem schmalen Trampelpfad, den viele Tiere zur Trinkstelle am Nil nutzen.

Ein wenig mulmig wurde uns schon, als wir eine Art Canyon erreichten und der Ranger uns erklärte, dass dies der „Badeweg“ der Elefanten sei. Es würde für uns keine einfache Ausweichmöglichkeit geben, wenn eine Herde durch diesen relativ engen Canyon zum Nil trampelte. Also verliessen wir zügig diese kritische Stelle und kehrten zu unserem Camp zurück.

Mit diesen Natureindrücken ging unsere 14-tägige Urlaubsreise in Uganda zu Ende. Mit einer Pizza am Viktoria See verabschiedeten wir uns von Viriano.

Nun mussten wieder Vorbereitungen für unseren Rückflug am nächsten Tag getroffen und ein PCR Test initiiert werden. Doch dazu mussten wir erst nach Kampala, in die Hauptstadt Ugandas.

Abenteuer Rwenzori

Die Anfahrt zum Ruwenzori Gebirge erfolgte auf einer grauenhaften off road Piste, die geradewegs durch den „Queen Elisabeth National Park“ führte. Wir brauchten keine Safari zu buchen sondern sahen bereits unterwegs badende Nilpferde und mittagshungrige Elefanten.

Während der langen Autofahrt diskutierten Thomas und ich immer wieder, ob wir tatsächlich eine erneute Bergwanderung wagen sollten. Bei einem lokalen Tourenanbieter konnte man verschiedene Optionen (Höhe des Aufstiegs und Tage) im Rwenzori buchen. Um jedoch die seltenen Lobelin in offener Moorlandschaft zu sehen, würden wir erneut bis auf 3500 Meter aufsteigen müssen. Dafür waren zwei professionelle Trekkingguides, die Essensversorgung transportiert in Jutesäcken von vier Trägern sowie der Eintritt in den „Rwenzori Mountain National Park“ in der von uns favorisierten 3-Tagestour eingeplant und eingepreist.

Mein Knie war nach zwei Tagen Pause unterdessen wieder beschwerdefrei, doch ich war verunsichert. Und einmal im Gebirge, gab es keine Chance zum unkomplizierten Abstieg, sollte mein Knie erneut der Belastung nicht gewachsen sein. Wie sollten wir uns entscheiden?

Unser Ausgangspunkt war Kasese, ein winziges Bergdorf. 2016 wurde es leider durch gigantische Regenfälle und dramatische Fluten fast komplett zerstört. Die Schäden an den Gebäuden und an der Infrastruktur sind heute noch sichtbar und zeigen erschreckend deutlich das Ausmass der Zerstörung durch die regelmäßig tobenden Naturgewalten.

Im Kasese Camp angekommen, liessen wir uns umfassend vom „Ruwenzori Trekking Services“ (RTS) beraten. Der Besitzer ist ein fast 70-jähriger rüstiger Australier, der als Soldat die Genozid -Tragödie 1994 in Rwanda live miterlebt hatte. Danach liess er sich in Uganda nieder. 14 Jahre hat er auf die Genehmigung zur Eröffnung seines Trekking-Businesses im Rwenzori gewartet und diesbezüglich mit der Regierung verhandelt. Sein Unternehmen arbeitet unterdessen mit zahlreichen lokalen jungen Frauen und Männern zusammen und ist höchst professionell aufgezogen. Die Wege werden durch sein Team regelmäßig freigelegt, begradigt und neue Holzleitern für den Aufstieg installiert. Auch erste Berghütten nach „Alpen-Verein-Standard“ hat er mit seinen Jungs gebaut. Die Bergführer sind alle von internationalen Trekking-Profis geschult und kennen sich nicht nur im Gelände, mit Flora und Fauna sondern auch mit Evakuierungsmaßnahmen in den schneebedeckten Höhenlagen in 5000 Metern aus. Also waren wir wohl in den besten Händen!

Trotzdem schauten wir unzählige Male auf die Tourenkarte und konnten uns nicht entscheiden. Doch letztendlich unterzeichneten wir den Vertrag, in dem die Kosten für eine evtl. erforderliche Notfallversorgung aufgelistet waren und persönliche Anamnesedaten erhoben wurden. Verhalten freute ich mich auf den Start am nächsten Tag.

Die 3-Tagestour würde am Eingang des National Parks in 1700 Meter Höhe beginnen und uns über das Sine Camp (2598 Meter) zum Kalalama Camp (1. Übernachtung in 3134 Metern ) führen. Ein Aufstieg von insgesamt 1434 Metern war somit unser Tagesziel. Am nächsten Tag war der Aufstieg zur Chengora Höhe (Garten der Lobelien in 3427 Metern) geplant. Danach würde es über das Samalira Camp (3170 Meter) bereits wieder abwärts zum Forest View Hut (2. Übernachtung in 2580 Metern) gehen. Von dort erfolgte am dritten Tag der komplette Abstieg auf das Ausgansniveau. Ich müsste also am letzten Tag 860 Meter Abstieg bewältigen. Das würde für mich, je nach Profil des Abstiegs, erneut die größte Herausforderung!

Doch wir hatten uns richtig entschieden! „Rwenzori“ bedeutet in einer einheimischen Stammessprache zwar „Regenmacher“. Doch uns waren erstaunlicherweise drei Tage ohne den in den Bergen so bekannten schnellen Wetterwechsel mit Regen und Sturm vergönnt. Tagsüber hatten wir strahlenden Sonnenschein und dadurch bedingt phantastische Ausblicke. Erneut durchwanderten wir drei sehr unterschiedliche Vegetationszonen: tropischer Feuchtwald (Regenwal), Baumheidezone und das einmalige Hochmoor mit den überaus seltenen Riesenlobelien, umgeben von einem dichten Teppich aus Moosen und Flechten.

Mein Knie hielt die Belastung bis genau eine Stunde vor Erreichen des Ausgangspunktes ganz wunderbar durch. Mit Hilfe einer Ibuprofen 400 und meiner bereits einsatzerprobten Kniebandage schaffte ich den kleinen Rest der Tour dann auch noch schmerzfrei.

Der Rwenzori gilt übrigens als vegetationsdichtestes Gebiet auf der Erde. Das können wir nach diesen einmaligen Eindrücken auf unserer 3-Tagestour nur bestätigen.

Zum Abschied noch ein Gruppenfoto mit allen, die uns auf dieser Tour begleitet haben. Danke für euren Support, die zahlreichen Geschichten und Mythen über Land und Leute sowie das leckere Essen. Wir sind schwer begeistert!

Wanderung im „Bwindi“

Im Südwesten Ugandas befindet sich auf einer Fläche von 331 Quadratkilometern der „Bwindi“, ein Regenwaldbestand mit jahrhundertealten riesigen Baumfarnen. Seit 1994 steht der „Bwindi Impenetrable National Park“ auch auf der Weltnaturerbeliste der UNESCO. Dieser tropische Regenwald ist die Heimat von ca. 400 Berggorillas, deren Populationsbestand u. a. Dank dieses Schutzgebietes langsam aber stetig ansteigt.

In einer Höhe zwischen 1200 bis 2600 Meter läuft man auf schmalen Pfaden durch dichten Regen- und Bergwald mit schier undurchdringlichem Unterwuchs, durchzogen von zahlreichen kleinen Bachläufen. Auch Sumpfgebiete mit seltenen Vögeln und zahlreichen bunten Schmetterlingen sind im Bwindi zu finden.

Diese Natur bezauberte uns vom ersten Augenblick an. Man kann sich der ganz besonderen Atmosphäre und der Einmaligkeit nicht entziehen. Begeistert beobachteten wir auf unserer mehrstündigen Wanderung Tiere und bestaunten die üppige Pflanzenwelt. Fotos können diesen Eindruck nur sehr begrenzt wiedergeben.

Auf unserer Wanderung durch den Regenwald sahen wir z. B. unterschiedliche Arten von Meerkatzen, die sich galant an Lianen von Baum zu Baum schwangen. Komplette Affenfamilien waren zu beobachten, wie sie sich im Schutz des dichten Blätterdachs der Bäume bewegten. Teilweise erahnten wir die Tiere nur durch die schwankende Bewegung der Baumwipfel.

In den vergangenen Jahrzehnten lebte nicht nur eine Vielzahl an Tieren im Bwindi. Der Regenwald war auch von jagenden Pygmäenstämmen besiedelt. Sie wurden jedoch immer weiter aus ihrem natürlichen Lebensraum zurückgedrängt und leben heute in speziell vom Staat zugewiesenen Gemeinden. Diese versuchen, die kulturellen Traditionen dieses Volksstammes aufrechtzuerhalten und zu fördern.

Auch die Geräuschkulisse des Urwaldes war für uns einmalig und sorgte für „Tarzan-Film-Assoziationen“. Die Schreie der Schimpansen sowie das intensive Gezwitscher zahlreicher Vögel begleiteten uns bis in die Abendstunden auf der Terrasse unserer Lodge.

Ein besonderes Highlight waren für uns die Rhinoceros-Chamäleons (Jacksons Chamäleon). Die männlichen Tiere verfügen über drei „Hörner“ am Kopf, während die Weibchen ohne diesen Kopfschmuck auskommen. Allerdings musste man sich schon sehr konzentrieren und seine ganze Aufmerksamkeit auf bestimmte Pflanzen richten, um die farblich wunderbar an ihre Umgebung angepassten Chamäleons zu erkennen.

Mit einer Unmenge an Fotos, die wir am Abend noch einmal durchschauten und einige wenige aussortierten, verabschiedeten wir uns von Agatha, unserer Bwindi-Reiseführerin. Was für ein toller Tag und ein wirklich einmaliges Erlebnis!

Vulkan Sabinyo

Bevor wir den Aufstieg in luftige Höhen wagen wollten, gönnten wir uns erst einmal einen Eingewöhnungstag im „Eagles Nest“ (Adler-Nest) mit Blick in die Weite. Dort konnten wir uns mit unseren beiden Reiseführern über Uganda noch ein wenig intensiver auf die erste geplante Tour vorbereiten.

Der Aufstieg zum Sabinyo (3669 Meter) würde uns durch drei Vegetationszonen führen: den Primärwalde, die Bambus-Zone und die Gipfel-Zone. Wir hatten keine richtige Vorstellung davon, wie diese im Einzelnen ausschauen würden. Außerdem gilt es nicht nur einen Gipfel, sondern drei aufeinander folgende Gipfel des Sabinyo zu besteigen. Klang spannend und herausfordernd!

Im Reiseführer stand unter erforderlichen persönlichen Voraussetzungen geschrieben: „sportlich und gut trainiert“. Hm! Na so fühlten wir uns jetzt nicht gerade aber die Tour war uns empfohlen worden, also schienen wir ja diesen Eindruck zu vermitteln. Reisende, mit denen wir unterwegs schon ab und an mal gesprochen hatten, die das Bergprofil im Vergleich mit anderen Vulkanen kannten und es selbst erwandert hatten, trauten uns diesen Aufstieg auch zu. „So anstrengend, ist der gar nicht! Alles reine Kopfsache, nur nicht aufgeben sondern langsam und kontinuierlich bergauf.“

Immerhin würden wir 1400 Höhenmeter an einem Tag bergauf UND bergab bewältigen müssen. Ein wenig Nervosität machte sich bei mir breit, da ich mich noch allzu gut an meinen schmerzbedingten „Hubschrauber- Notfall- Abstieg“ aus dem Nepalesischen Gebirge erinnern konnte. Aber was soll’s. Geplant, war geplant und ich würde es versuchen. Wenn andere das schaffen…

Also starteten wir morgens 6:00 Uhr von unserer Unterkunft in Kisoro, um mit dem Auto in ca. 45 Minuten vom Ortszentrum zum Ausgangspunkt (kostenpflichtiger Eingang zum Nationalpark) zu gelangen und dort unsere vier Wegbegleiter (bewaffnete Ranger) zu treffen. Außerdem ist es üblich, einen Gepäckträger zu buchen, der Regensachen, 3 Liter Trinkwasser und warme Klamotten für den Gipfel für uns im Rucksack transportieren würde. Na dann! Auf geht’s!

Primärwald und Bambus-Zone waren anstrengend aber durchaus machbar. Schwer atmend mit jedem weiteren Schritt ab 3000 Meter Höhe erreichten wir den ersten der drei Gipfel (3423 Meter). Ich war erstaunlicherweise in Bestform und hatte keinerlei der befürchteten Symptome der Höhenkrankheit. Also vorwärts zum zweiten Gipfel (3537 Meter). Diesen erreichten wir dann nicht mehr ganz so problemlos. Wir waren sichtlich erschöpft aber angespornt durch einen freien Blick auf den dritten und höchsten Gipfel des Sabinyo.

Selbst in 3500 Meter Höhe war der Berg noch üppig grün bewachsen und es war kein Körnchen Schnee zu finden, der Wind blies kalt und kräftig. Allmählich zogen die Wolken jedoch zu und der Weg war nicht mehr so gut zu erkennen. Die letzten Meter hatten dann gar nix mehr mit Laufen zu tun. Entkräftet zog ich mich nur noch diese steile und rutschige Treppe nach oben, nachdem ich etliche „Wurzeltreppen“ mit Angstschweiß bereits bewältigt hatte.

Doch die Belohnung war unbeschreiblich. Statt dickem, undurchsichtigen Wolkendunst klarte es ein klein wenig auf, ich konnte einen Blick durch die Wolken erhaschen und sowohl in die Demokratische Republik Congo, als auch nach Ruanda blicken. Das Beweis- und Siegerfoto war machbar. 3669 Meter hoch in den Wolken, ich war so stolz auf mich!

Es waren nur wenige Minuten Pause möglich, denn schließlich mussten wir ja auch wieder absteigen. Die Zeit reichte gerade für einen Schluck Wasser und eine „Rolex“ (traditionelles Ugandan Frühstück: Omelette eingewickelt in Chapati). Eine Berghütte zum Übernachten gab es nicht, also los geht’s, Rückweg!

Der Abstieg erwies sich jedoch als der eigentlich schwierigere Teil der Sabinyo Besteigung. Meine Beine waren müde, die Oberschenkelmuskeln brannten und die Knie zitterten. Ich hatte Angst auf den nassen „Wurzeltreppen“ auszurutschen. Bei Ankunft auf dem zweiten Gipfel spürte ich bereits das aufkommende Problem, mein rechtes Knie begann zu schmerzen. Trotzdem ging es natürlich in dem unwegsamen Gelände auf dem schmalen Pfad weiter bergab. Langsam und vorsichtig versuchte ich, mir keinen Fehltritt zu leisten. Doch wir hatten zu lange für den Aufstieg gebraucht, wodurch der Zeitdruck für den Abstieg (8 Stunden für die gesamte Tour werden durch die Bergführer geplant) zunahm. Die Schmerzen nahmen ebenfalls zu und ich fühlte Instabilität im Knie. Daraufhin legte ich eine in weiser Voraussicht mitgenommene Bandage an und quälte mich im Eiltempo, ohne weitere Pause, abwärts.

Unten angekommen, erwartete uns Viriano im Auto. Endlich das Bein entlasten und hochlegen, ich war so dankbar dafür. Wir fuhren umgehend weiter zum „Mutanda Lake“ und der gleichnamigen Lodge, in der wir uns nun zwei Tage von dieser Bergbesteigung erholen konnten. Auf der ca. einstündigen Fahrt musste ich mir dann doch ein paar Tränen verkneifen. Einerseits vor körperlicher Erschöpfung aber andererseits auch aufgrund des einmaligen Blickes auf den See und auf die dahinterliegende Vulkankette (Gahinga, Muhabura, Karisimbi und Sabinyo) im Sonnenuntergang. Einen dieser Berge hatten wir heute bezwungen.