Unser alter Land Rover braucht ja bereits seit einiger Zeit ein paar Ersatzteile. Daher hatte der Mechaniker unserer Autowerkstatt in Kigali uns geraten, den Urlaub zu nutzen und aus Uganda die benötigten Einzelteile (Seitenspiegel, Bremszylinder, Bremsbacken) mitzubringen. Thomas hatte alle Angaben (Fahrgestellnummer, Autotyp, Baujahr etc.) an eine empfohlene Werkstatt in Kampala weitergeleitet und um einen Kostenvoranschlag gebeten. Dieser war höher, als wir erwartet hatten und der Gesamtbetrag mehr, als wir zu zahlen bereit waren. Schließlich würde trotz aller Investitionen kein Neuwagen daraus werden!
Über Viriano erhielten wir einen weiteren Kontakt zu einer Werkstatt, die sich sogar auf die Marke „Land Rover“ spezialisiert hatte. So konnten wir einen zweiten Kostenvoranschlag ergattern. Dieser war um die Hälfte preiswerter und somit unser Favorit. Wir würden also umgehend nach Ankunft in Kampala die Autowerkstatt aufsuchen, die Ersatzteile kaufen und anschließend auch gleich den PCR-Test für unseren Rückflug machen lassen.
Doch man kann als Tourist angeblich nicht einfach in ein Krankenhaus gehen, um den Test dort durchführen zu lassen. Man muss sich irgendwie mit irgendwem dazu verständigen und alles irgendwo und irgendwann selbst organisieren. Doch Viriano war Gott sei Dank bestens vernetzt und hatte mit seinen zahlreichen Kontakten für uns alles perfekt organisiert.
Ich dachten, er hätte alles wunderbar organisiert. Doch was um Himmelswillen war das? Die Autowerkstatt entpuppte sich als einziger Schrottplatz, der jedoch in der Tat auf „Land Rover“ spezialisiert war. Überall standen Autowracks herum und ausgebaute Einzelteile lagen zuhauf in allen Ecken. Es begann ein Suchen in den hoch aufgestapelten Schrottbergen nach exakt den Ersatzteilen, die wir benötigten. Aber der Typ hatte doch gewusst das wir an diesem Tag kommen würden und auch was wir brauchten! Warum war dann nix vorbereitet und die Teile wenigstens schon mal ausgebaut? Nach ca. einer Stunde hatte der „Werkstattbesitzer“ endlich alles gefunden, in Plastikfolie gewickelt und wir bezahlten per Handy mit MoMo (Mobil-Money). Nun sollte umgehend der PCR-Test folgen.
Getestet wurden wir gleich vor Ort in der „Werkstatt“ auf der Rückbank unseres Mietautos neben schmutzigen Autoteilen, Ölflecken, Plastikmüll und regennassem rostbraunen Matsch. Es hatte unterdessen angefangen zu regnen. Ich musste assistieren und die Teststäbchen auf der geöffneten Verpackung handschriftlich mit unseren Namen beschriften. Wurde nicht sonst immer der vordere Teil des Teststäbchens abgebrochen und in ein kleines Plastikröhrchen gesteckt und dieses verschlossen? Sterile Entnahme? Was war das doch gleich nochmal? Wir waren halt nicht in Europa also musste das vermutlich alles so sein. Ungewohnt aber reibungslos!
Unterdessen war es 14:00 Uhr und die Ergebnisse der Tests sollte am Folgetag 9:00 Uhr an unsere lokale Handynummer geschickt werden. Der Flug ging auch erst 13.00 Uhr. Also alles ganz relaxed!
Doch die Testergebnisse waren am nächsten Tag nicht wie versprochen 9:00 Uhr da und auch nicht 10:00 Uhr oder 11:00 Uhr. Dafür hatten wir jedoch schon 130 USD gezahlt. Was für ein Schei…! Aufgeregt telefonierte Thomas mit Viriano, dessen Bekannter den Test durchgeführt hatte. Wir würden das Geld von ihm erstattet bekommen und sollten davon einen zweiten Test bezahlen. Was war nur passiert? Waren wir etwa doch in eine Touristenfalle getappt? Wir konnten es kaum glauben, mussten jedoch den Flug auf 22:30 Uhr umbuchen und den zweiten PCR- Test initiieren, der hoffentlich diesmal rechtzeitig eintreffen würde. Also auf ein Neues! Das gleich Prozedere noch einmal, nur diesmal auf dem Rücksitz des Taxis, welches uns pünktlich zum Flughafen hingebracht aber dann wieder zurück in die Stadt gefahren hatte. Der Fahrer war sehr hilfsbereit und organisierte diesmal alles für uns. Weitere 130 USD waren damit ausgegeben!
14:00 Uhr bekamen wir dann die Ergebnisse unserer ersten Tests per SMS zugesandt. Die Proben waren nur nicht rechtzeitig ins Biometrische Labor gebracht und daher zu spät analysiert worden. Erleichterung! Wir waren also nicht in eine Touristenfalle getappt sondern nur um eine Erfahrung mit Unpünktlichkeit und deren Auswirkungen reicher.
Gegen 17:30 Uhr erhielten wir dann auch noch das zweite Testergebnis. Es wurde uns von dem Taxifahrer bereits ausgedruckt übergeben. Und los ging es erneut zum Flughafen. Nun waren wir bestens vorbereitet und würden entspannt auf unseren Abflug um 22:30 Uhr warten.
Doch mit entspannt warten, sollte es nix werden. Wir hatten weder eine Hotelbuchung für unsere Quarantäneunterkunft in Kigali noch das Einreiseformular mit den hochgeladenen Dateien unserer Testergebnisse und der Buchungsbestätigung des Hotels. Aus irgendeinem Grund hatten wir die während unseres Urlaubs neu erlassene Regierungserklärung bezüglich der Corona-Maßnahmen falsch interpretiert und standen nun ohne die erforderlichen Papiere da.
Aber wir hatten ja Gott sei Dank noch 3 Stunden Zeit bis zum Check in. Also begann Thomas zu wirbeln. Aus einer offiziellen Liste suchten er ein Quarantänehotel in Kigali aus, buchte telefonisch und machte per whatsApp Druck, dass die Buchungsbestätigung jetzt sofort geschickt werden sollte und nicht, wie sonst üblich, Tage später. Das passierte zu unserer großen Erleichterung auch sofort.
Nun mussten wir nur noch alles online hochladen. Na das konnte ja so schwierig nicht sein! www.rbc.rw war die übliche Webseite des „Rwanda Biometrical Center“. Obwohl wir unterdessen schon etliche Tests hinter uns gebracht und unsere Daten in das System eingegeben hatten, kann man die persönlichen Angaben nicht einfach erneut abrufen. Also begannen wir wieder mit der Eingabe unserer ID, Adresse, Beruf, Geburtsdatum, Name des Vaters, Grund der Reise….. unterdessen befindet man sich dann auf Seite 3 des Einreiseformulars. Nur noch die Hotelbestätigung und das negative Testergebnis hochladen, klick und …. NEIN! Nicht fertig! Das System brach zusammen und wir begannen von vorn. So ging es unzählige Male, bis ich wutentbrannt kurz vorm Nervenzusammenbruch stand. Außerdem verging die Zeit und es war einfach kein Vorwärtskommen! Verzweifelt fragte ich eine Stewardess, ob sie uns nicht irgendwie behilflich sein könnte. Wir sollten nur geduldig sein, das Internet auf dem Flughafen würden nur etwas langsam funktionieren und schließlich klappe die Anmeldung bei anderen Reisenden ja auch. So ihre Antwort. NEIN! Verdammt nochmal! Das System brach immer wieder an der gleichen Stelle zusammen und wir kamen einfach nicht voran.
Nach meinem 8. Versuch, das Rwandische Einreiseformular auszufüllen, gab ich auf. Dann würde ich eben nicht fliegen! Ende! Schluss, aus! Egal!
Aus unerfindlichem Grund hatte die Stewardess dann doch Mitleid mit uns. Vermutlich sah sie uns emsig auf unseren Handys herumtippen und hörte mich fluchen. Nun gab sie mit ihrem Mobiltelefon unsere Daten ein, lud unsere Testergebnisse und die Buchungsbestätigung online hoch und….klick…Erfolgreich angemeldet! Ehh! Das konnte doch nicht sein! Ich wollte es nicht glauben. Was war das denn nun wieder? Mit unseren super Apple-Handys waren wir nicht in der Lagen, ein Einreiseformular auszufüllen. Oder lag es an unserer Rwandischen Internetverbindung? Keine Ahnung, war aber nun auch egal. Erleichtert passierten wir den Check in.
Nun konnten wir endlich entspannt auf unseren Abflug in einer Stunde warten. Die Zeit reichte sogar noch für ein Sandwich und einen Einkauf im Duty free. Schokolade XXL für Thomas Kolleginnen.
So schnell würde ich jedoch erst einmal nicht wieder fliegen wollen. Das stand fest!