Mehrfach waren wir bereits am Lake Muhazi und haben dort Wanderungen am See, durch die angrenzenden kleinen Farmen und Dörfer sowie durch waldähnliche Gebiete mit duftenden Eukalyptus-Bäumen unternommen.
Nun hatte uns Thomas erneut eine Tour über “Komoot” herausgesucht, einen 24 km Rundwanderweg mit einem Anstieg von 450 Metern und mit Blick auf den Muhazi See. Den Anstieg bis auf 1800 Meter Höhe müssten wir bereits auf den ersten Metern bewältigen, dafür ginge es danach aber richtig entspannt auf dem Kamm entlang. Klang wunderbar! Aufgrund der Abgeschiedenheit und der Länge der geplanten Tour hatten wir Essen für ein kleines Picknick mitgenommen.
Nach ca. einer Stunde Anfahrtsweg von Kigali hatten wir unseren Ausgangspunkt erreicht und starteten. Bereits auf den ersten Metern waren wir begeistert. Es ging auf eine angenehme Art und Weise bergauf, so dass man den Blick auf den im Tal liegenden See und die umliegenden Berge noch genießen konnte. Außerdem folgte uns diesmal keine Horde an Kindern, und so genossen wir die Wanderung in vollen Zügen.
In einem Feld unter einem Baum im Schatten picknickten wir. Mit etwas schlechtem Gewissen beobachteten wir dabei die Landbevölkerung auf ihrem Weg mit schweren Wasserkanistern und bei der harten Arbeit auf den trockenen Feldern. Überall wird auf winzigen Flächen Manjok, Süßkartoffeln und Kaffee angebaut. Die Felder sind so gepflegt und sauber wie die holprigen Dorfstraßen und die noch ausgewascheneren Sandwege. Kein abgefallenes, verwelktes Blatt liegt auf dem Boden und kein Unkraut sprießt ungewollt auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Sogar eine sehr gepflegte Krankenstation passierten wir auf unserem Weg durch die Abgeschiedenheit. Sie ist, anders als die Lehmhütten der Dorfbewohner, sogar verputzt und blau angestrichen. In Sprechblasen sind Hygienevorschriften an der Hauswand abgebildet, die die Landbevölkerung bei jedem Besuch an adäquates Verhalten erinnern. So erfolgt Bildung und medizinische Versorgung auf dem Land mit Unterstützung durch Projekte der Entwicklungszusammenarbeit. Angeblich sind 60.000 Freiwillige und nicht medizinisch Ausgebildete, jedoch praktisch geschulte Helferinnen und Helfer auf dem Land unterwegs und versorgen die Bevölkerung. Viele Menschen erreichen im Krankheitsfall die Krankenhäuser in den Städten nicht. Uns bekannte Krankentransportfahrzeuge können in diesem Gelände nicht fahren und es gibt auch keine zuverlässigen öffentlichen Verkehrsmittel. Als privates Fahrzeug besitzen die meisten Familien lediglich ein altes Fahrrad. Daher sind solche “Health-Stations” eine ganz einfache und praktische Maßnahme zur flächendeckenden Versorgung.
Es freute mich sehr, solch ein nachhaltiges Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit zu sehen, was nicht nur mit Digitalisierung zusammenhängt. Schließlich sollte nach meiner Meinung erst einmal eine solide Basisversorgung für die Bevölkerung sichergestellt werden, bevor man sich dem technischen Fortschritt widmet. Das wird jedoch von vielen Menschen, die hier arbeiten und leben ganz anders eingeschätzt und wahrgenommen.
Hier einige Eindrücke von unserer Wanderung: