Ich hatte in dieser Woche meinen ersten Moment, der mir wirklich den Magen umgedreht hat. Mit einem der jüngeren Manager fing ich am Abend ein etwas persönlicheres Gespräch an. Er ist smart, sehr kommunikativ und unterhaltsam. Ein Jahr hat er in Japan gelebt. Wir kamen so von einem Thema zum Nächsten – er erzählte mir, dass er am Freitag gern in die Bar geht, Freundinnnen ungern in der Bar kennen lernt sondern eher über weibliche Freundinnnen vermitteln lässt, das Geld aber eigentlich nicht so richtig reicht, er zu Hause noch Hühner hält, weil er gern Eier ist.
Das Haus habe er selbst gebaut, mit dem Geld, dass er in Japan verdient hat. Er hat das Land dafür von der Familie bekommen. Außer ihm gebe es nur noch den Bruder, da sie die beiden einzigen nach dem Genozid wären, hätten sie eben relativ viel Land. Das plätscherte irgendwie so dahin und war sehr unterhaltsam – beim Thema Genozid wurde ich dann hellhörig und fragte nach wie alt er wäre – 31 – also zur Zeit des Genozids 6. Als ich ihn dann fragte, ob er sich noch irgendwie an die Zeit erinnern könnte, war sein Antwort: “Sicherlich, wie könnte man es nicht vergessen, wenn vor den eigenen Augen die Mutter und die kleine Schwester mit der Machete abgeschlachtet werden.”
In dem Moment wurde mir sozusagen mit der Dampframme noch einmal ins Gehirn gehämmert, in welch fragiler Umgebung ich mich befinde. Auch wenn alles an der Oberfläche ganz nett und schön aussieht, zieht sich diese Geschichte durch die einzelnen Familien, ihr zu entfliehen ist nicht möglich.
Emotional hat mich das erst einmal überfordert – das lockere Gespräch war erst einmal zu Ende. Ich werde sehen, wie ich damit umzugehen lerne.