Ankunft

Die Ankunft hier gestaltete sich dann doch etwas chaotischer als gedacht. Allerdings hatte das im Wesentlichen mit meinem unbegrenzten und leider ungerechtfertigten Vertrauen in die Technik zu tun. An sich sollte es genügen, bei der Ankunft hier seinen Reisepass vorzulegen und die Visumgebühren von 30$ zu bezahlen. Leider ist das etwas schwer, wenn alle Kassengeräte bei den Immigration-Schaltern ausfallen. Ein Tip von mir: immer das Geld fürs Visum in Dollar dabei haben!!!
Für mich bedeutete das gleich zu Beginn eine stressgeplagte Odyssee nachdem ich am Schalter erst einmal zurückgeschickt wurde. Erst durften dann alle anderen 547 Passagiere passieren, nachdem ich dann gefühlte Wochen gewartet hatte (es war letztendlich nur eine Stunde) nahm mich dann der Schalterbeamte an die Hand, durch die Kontrollen, am Zoll vorbei, hinaus in die Ankunftshalle, aus der Ankunftshalle hinaus am Taxistand vorbei bis zu einem Bankautomaten, der mir dann tatsächlich ruandisches Geld spendierte, dass ich dann nur noch umtauschen musste – in Dollar, weil die Einreiseschalter das Geld des eigenen Landes nicht annehmen. Dann ging es den selben Weg zurück – und irgendwann war ich dann tatsächlich auch da und durch alle Kontrollen durch.
Die Unterkunft hier ist ganz nett, ich bin über AirBnB bei einem Exilkanadier gelandet (Green Escape Lodge), der inzwischen als Sicherheitsberater für NGOs in Jemen und Afghanistan arbeitet. Zum gemeinsamen Abendessen erheiterte er mich mit netten Ratschlägen. Er selbst hat 30 Jahre bei der kanadischen Polizei gearbeitet und ist seit dem Beginn des Genozid-Tribunals hier vor Ort. Er ist der Meinung, dass hier noch gar nichts wirklich ausgesöhnt wurde. Sobald in Burundi („the poor little cousin of Rwanda“) Ausschreitungen starten würden, würde dies auch auf Ruanda überschwappen. Im Übrigen sollte ich das Thema niemals und unter keinen Umständen von mir aus einem meiner künftigen Kollegen gegenüber ansprechen („you should never, never, never, ever talk to someone about the genocide“). Falls doch, insbesondere öffentlich, z.B. in einem Restaurant, könnte ich gleich mit einem Besuch der ruandischen Geheimpolizei rechnen. Dazu gab es Reis mit scharfem Fisch und Auberginen. Ich hatte viel zu verdauen.
Die Stadt selbst ist eher ein Flächendorf – in der Mitte ein paar Bürotürme von KPMG und ähnlichem. Außen herum blechgedeckelte kleine Häuser, die sich an die Hügel schmiegen. Dazwischen viel, viel Grün und kaum Müll. Die Stadt ist unanständig sauber. Man sucht den Verfall, damit man seinen Einsatz als Entwicklungshelfer auch rechtfertigen kann. Selbst die Blechhütten wirken nicht so, als ob hier solch unerträgliche Armut wie z.B. in einigen Gegenden Kambodschas herrschen würde. Wenn eine Straße geteert ist, dann richtig vernünftig, inklusive Gehweg und Rabattenbepflanzung. Die Büsche am besten noch sauber in Form geschnitten.

Selbst bei einer Schule im Slum war der Schulhof mit sauber getrimmten Büschen bepflanzt.

In den Hintergärten der Blechdachhäuser wird auf kleinstem Raum noch Gemüse und Mais angebaut – die Aufnahme mit dem Mais entstand ca. 500m Luftlinie vom Stadtzentrum.

Allgegenwärtig sind nicht nur die Motos (Motorradfahrer, die als Taxi fungieren mit roten Westen und zweitem Helm) sondern auch die Verkäufer der Telco-Vouchers. Sie verkaufen Aufladescheine für das Telefon und sind an jeder Ecke zu finden. Erkennbar sind sie an den Gelben Westen.

 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.