Der Besuch in der ersten ost-afrikanischen Whiskey Destillerie, hier in Kigali, war mein Weihnachtsgeschenk für Thomas. In der „1000 Hills Distillery“ werden Rum, Vodka, Kaffee- und Macadamianuss-Liköre sowie Gin aber eben auch single Malt Whiskey produziert. Den Gutschein für eine Führung vor Ort, für die anschließende Verkostung ALLER Produkte und für
Cocktails mit abschließendem Abendessen zu bekommen, war eine Woche vor Weihnachten schon eine kleine Odyssee.
Die Bestellung des Gutscheins ging ganz einfach per E. Mail, aber dann kam die Bezahlung und die war etwas schwieriger. Mir wurde ein Link zugeschickt, über den ich online bezahlen sollte. Jedoch wurde meine ausländische Visa-Karte von diesem System nicht angenommen. PayPal konnte ich in diesem Fall für die Bestellung bei einer ruandischen Firma auch nicht nutzen und für Mobilemoney (ruandischer Mobilfunkt-Online-Bezahldienst) bin ich nicht angemeldet. Gott sei Dank stand ich mit Andrew, einem britischen Mitarbeiter der Destillerie im Kontakt. Wir verabredeten, dass ich die Summe als Bargeld einfach in den nächsten Tagen bei ihm im Büro vorbeibringen sollte. Ich machte mich also
am Folgetag auf den Weg, um mich von einem Motorradtaxi zur Destillerie fahren zu lassen. Nun ist das nicht gerade ein Fahrziel für die
Einheimischen, sondern schon eher eine Touristenattraktion. Daher fragte ich drei Moto-Taxifahrer vergebens, sie verstanden einfach mein Anliegen und die Destination nicht. Die Karte auf Google Maps mit dem roten Pin für
den Standort der Destillerie half auch nicht. Ich gab auf und ging nach Hause zurück. Erneut schrieb ich Andrew, dass dieser Plan leider nicht funktioniert hatte und dass ich aber auch nicht mit unserem privaten Auto kommen könne.
Das hatte gerade einen Kühler-Schaden und ich daher Angst, bergauf mitten auf der Hauptstraße dampfend und qualmend stehenzubleiben. Aber Andrew bot mir an, einen Marketing-Mitarbeiter bei uns zu Hause vorbeizuschicken, der dann eben das Bargeld abholen würde. Ich war begeistert! Einige Tage später klingelte es gegen mittag, die „Geldübergabe“ erfolgte und ich
bekam vom Marketing-Chef höchstpersönlich den „1000-Hills-Distillery-Christmas- Gutschein“ überreicht. Der war eine weiße A4-Druckerpapierseite im Querformat mit einem dicken kleinen Weihnachtsmann und einem Tannenbaum vorn drauf und der Überschrift „Giftvoucher from Sonja to Thomas“. OK, so hatte ich mir das nicht ganz vorgestellt, aber ich war zufrieden, dass sich meine Geschenkidee in die Realität hatte umsetzen lassen.
Mit diesem Gutschein waren wir nun am vergangenen Samstag zur Führung in der Destillerie. Sie liegt etwas außerhalb von Kigali auf einem kleinen Berg. Der Blick ins Tal und über Kigali ist wunderschön, sowohl am Tag als auch abends.
Anders als man es sich üblicherweise vorstellt, gab es keine riesigen Kellergewölbe mit gewaltigen Eichenfässern zu besichtigen, in
denen der Whiskey Jahrzehnte gelagert wird. Hier in Kigali ist lediglich die 3-jährige Lagerung erlaubt und danach muss aufgrund rechtlicher
Vorgaben das Erzeugnis abgefüllt und verkauft werden. Es gibt also lediglich „junge“ Whiskeysorten. Die Besonderheit des Whiskeys ist jedoch, dass er in Holzkohle getränkt wird und daher einen milden, leicht rauchigen Geschmack bekommt. Sehr angenehm und lecker, sogar für mich.
Auch die anderen Produkte wie Vodka, Gin, Rum und der Kaffee- Likör sind mild im Geschmack und daher pur trinkbar.
Trotzdem hatten wir uns im Verlauf des Abends für Cocktails entschieden. Außerdem gabs Bio-Rindersteak aufm „heißen Stein“.
Die Rinder, die dafür ihr Leben lassen müssen, werden mit der Melasse und anderen pflanzlichen Abfallprodukten aus der Destillerie gefüttert und weiden in der unmittelbaren Nachbarschaft. Somit übernimmt die „1000 Hills Distillery“ auch in der Community eine soziale Aufgabe und unterstützt die Bauern der Umgebung. Alle hochprozentigen Produkte sind „Made in Rwanda“, da nicht nur die Produktion sondern auch die Zutaten wie Zuckerrohr und Gewürze aus dem eigenen Land oder zumindest aus Afrika stammen.
Die eine oder andere Flasche wird mit unserer Abreise sicherlich auch noch ihren Weg nach Deutschland finden.