Plätzchen backen

Gerade in der so emotionalen Adventszeit vermissen wir ganz besonders unsere langjährigen Freunde und die Familie, wissen aber, dass alle ganz lieb und innig an uns denken. So wie wir auch an sie alle!
Am sichersten kommt man in vorweihnachtliche Stimmung, wenn man einen Nachmittag oder Abend gemütlich mit Freunden verbringt und gemeinsam Plätzchen bäckt. Dabei ist es ganz egal, ob es langjährige Freunde oder neu gefundene Freunde sind. Menschen, mit denen man sich gut versteht, denen man sich (fern von der Heimat) anvertrauen kann, mit denen man offen über alles diskutieren und dadurch schöne Stunden teilen kann. Genau das haben wir am Vorabend zum 1. Advent bei einem Glas Wein oder einem Gin Tonic und leckerem Grillfleisch mit Kartoffelsalat mit Natalie, Mirco und ihren Kindern Alice und Jacob getan.

Aber seht selbst, wie es uns gelungen ist, stimmungsvoll den 1. Advent vorzubereiten, nachdem bereits zwei Versuche gescheitert waren, öffentlich in eine besinnliche Stimmung zu kommen. Aller guten Dinge sind immer drei.

Einen schönen besinnlichen 1. Advent!

1. Advent in Kigali

Die „fünfte Jahreszeit“ hat für mich begonnen. Normalerweise wird unser Häuschen in Berlin nun richtig geschmückt: ein Adventskranz hängt in einer Ecke von der Decke im Wohnzimmer und einer neben der Eingangstür, ein Gesteck steht auf dem Esstisch, Kerzen sind überall und möglichst zahlreich verteilt, winterliche Motive dekorieren die Fensterscheiben, Lichterketten schmücken den Garten, einige Türzargen sind mit Dekomaterial verziert, die Räuchermänner und Nussknacker funktionsbereit aufgestellt, die Erzgebirgische Pyramide mit Kerzen bestückt und fertig für die erste Runde, diverse Krippenfiguren stehen drapiert auf passenden Decken, die historische Seifener Bergparade ist sortiert und in Marschrichtung aufgestellt, kleine Engel, Kugeln und Strohsterne schaukeln an Tannenzweigen in der Bodenvase im Flur und stimmungsvolle Herrenhuther-Sterne leuchten in den Fenstern im Treppenaufgang. Was für ein jährlicher Dekorationsaufwand aber auch welch wunderbare, gemütliche Stimmung man damit zaubern kann.

In Kigali ist alles anders. Die heimatliche Weihnachts-Deko-Ausstattung fehlt, aber da habe ich schnell Abhilfe geschaffen. Schließlich muss man ab und an auch mal über seinen Schatten springen und sich Neuem öffnen. Ein Adventsgesteck habe ich in Ermangelung richtiger Tannenzweige und Steckmasse mit künstlichen Zweigen aber auch mit einigen Naturmaterialien unter Verwendung des abgesägten Holzes von unseren Esstischbeinen selbst gestaltet. Kann man gelten lassen! Allerdings gab es dann doch noch richtige duftende Tannenzweige, da Lotti ein weihnachtliches Plätzchenback-Zutaten-Paket nach Amsterdam geschickt hatte. Thomas war dort vier Tage zu einer Weiterbildung und konnte somit den weiteren
Transport nach Kigali sicherstellen. Diese Zweige habe ich als Strauß in einer Plastikvorratsdose aufgestellt und dekoriert. Gewöhnungsbedürftig, aber kreativ!

Obwohl der „German Christmas Market“ ernüchternd für uns war, haben wir eine weitere Chance genutzt, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Am Freitag vor dem 1. Advent findet jährlich vor dem Convention Center in Kigali die feierliche „Erleuchtung des Hauptstadt- Weihnachtsbaumes“ statt. Das wollten wir am 30.11. auf keinen Fall verpassen. Daher strömten wir mit zahlreichen Einheimischen und Expats durch den Eingangsbereich des Hauptstadt-Wahrzeichens in eine große geschmückte Eingangshalle. Die Schaulustigen waren alle sehr modern und festlich gekleidet. Jeder hatte sein bestes Kleidungsstück aus dem Schrank geholt oder war noch im Büro-Outfit. Doch auch die Konzert- und Kongresshalle hatte man aufwendig geschmückt. Die Geländer und Säulen im Eingangsbereich waren mit weihnachtlichen Girlanden umwickelt und auch zwei künstliche Weihnachtsbäume waren liebevoll dekoriert und mit Goldschleifen verziert. Ein dicker, kostümierter Weihnachtsmann bespasste die anwesenden Kinder. An einer kleinen Bar wurden Erfrischungsgetränke ausgegeben. Auf dem Vorplatz sang ein kleiner Kinderchor mit roten Zipfelmützen Weihnachtslieder (auch wieder „Stille Nacht, heilige Nacht!“) und zusätzlich hämmerten aus großen Boxen ge-remixte und ge-sampelte amerikanische Weihnachtssongs. Der Hauptstadtweihnachtsbaum stand jedoch noch im Dunklen in der Mitte des Vorplatzes.

Bis zum „Countdown der Erleuchtung“ war noch ein wenig Zeit und so drehten wir auf dem Gelände noch ein paar Runden und schauten dem Treiben zu. Unzählige Fotos vor den Weihnachtsbäumen und den mit weißen Hussen bestückten Stehtischen wurden geschossen, doch was war das…?? Plötzlich gab es ein Getümmel um die beiden Weihnachtsbäume in der Eingangshalle. Sie wurden im wahrsten Sinne des Wortes geplündert. Kinder wurden von ihren Eltern in
die Höhe gehoben, um die Weihnachtsbaumdekoration auch an der Spitze des Baumes noch abreißen und mitnehmen zu können. Danach wurden Fotos von den Kindern mit deren erbeuteten bunten Weihnachtsbaumkugeln gemacht. Jugendliche spielten Fußball mit den größeren Kugeln, die daraufhin zerbrachen. Wir waren entsetzt! In Sekundenschnelle waren die beiden Weihnachtsbäume KAHL! Und unsere Stimmung auf dem Tiefpunkt. Sprachlosigkeit, Wut und Verständnislosigkeit! Oder hatten wir hier eine Tradition gesehen und diese nur nicht als solche verstanden? Wir fragten Elisabeth, eine Kollegin von Thomas, die mit ihrer Tochter Atte auch gekommen war. Leider bestätigte sie unsere Vermutung der „Baumplünderung“ nur mit einem Lächeln. Es schien niemanden zu interessieren, was sich da gerade abspielte. Selbst die Sicherheitsleute vom Convention Center schritten nicht ein und verzogen keine Miene.

Wir warteten dann noch auf die „Baum-Erleuchtung“, gingen nach nur wenigen Minuten jedoch wieder zurück zum Auto und fuhren nach Hause. Unter diesen
Umständen kam für uns einfach keine Adventsstimmung auf. Es war zwar alles festlich erleuchtet und tat dem Gesamteindruck keinen Abbruch, aber für uns gehört schon mehr zur Advents- und Weihnachtszeit als oberflächliches Geglitzer.

Wenigstens einen richtig großen natürlichen Weihnachtsstern haben wir in unserem Garten. Er erinnert mich daran, wie viel Liebe zum Detail und welchen zeitlichen Aufwand meine Mutsch in die Weihnachtsdekoration und in die -vorbereitungen investiert, um mit zahlreichen kleinen Weihnachtssternen in der Wohnung und all dem anderen Deko-Zauber die für uns so wichtige Atmosphäre zu schaffen. Wir freuen uns auf´s NACHHAUSEKOMMEN!

Freizeit

Die in Kigali vorhandenen Bildungs- und Freizeitangebote sind überschaubar. Allerdings ist man, aus Berlin kommend, auch sehr verwöhnt. Eigentlich gibt es hier sehr vieles zu entdecken: zwei Kinos, einen großen Golfplatz mit angrenzenden Squashcourts und Swimmingpool, kleine lokale Kunstgalerien, etliche sehr nette Cafés und Restaurants, eine Bibliothek, die Genozid-Gedenkstätte, das Naturwissenschaftliche Museum und nicht zu vergessen die Niederlassungen des Goethe-Instituts und der Friedrich Ebert-Stiftung sowie ein riesiges Stadion und das Convention Center. Letzteres ist DAS Wahrzeichen Kigalis.

In all diesen Einrichtungen finden überall verteilt in der Stadt Veranstaltungen und Aktivitäten statt. Nur vielleicht nicht in der Häufigkeit, in der man es von Berlin gewöhnt ist. Von geplanten Veranstaltungen erfährt man jedoch häufig nur, sofern man in einem der „Facebook-Institutionen-Verteiler“ aufgenommen ist oder selbst im Internet recherchiert. Ein Marketing, wie man es aus europäischen Großstädten gewohnt ist, gibt es hier nicht. Keine Plakate, keine Posteinwurfsendungen, keine Aushänge an Bushaltestellen oder anderen öffentlichen Plätzen und auch keine riesige öffentliche Leuchtreklamewerbung an Hotels o.ä. Man muss sich die Kultur noch aktiv selbst erschließen.

Wir begeistern uns regelmäßig für kostenlose Kinoabende im Goethe-Institut. Es werden deutsche Filme mit englischen Untertiteln gezeigt. Somit ist das eine gute Möglichkeit einen Teil der Deutschen Community zu treffen aber auch einheimische Freunde mit dazu einzuladen. Ein schöner Austausch! Auch das Europäische Filmfestival in Kigali mit kostenlosten Aufführungen hat uns magisch angezogen, so zusagen die „Rwandische Berlinale“ oder „Kigalinale“. Vergangenen Sonntag haben wir den deutsch-kenianischen Film „Supa Modo“ (Superhelden) gesehen, der Publikumsliebling auf der diesjährigen Berlinale war. Wir sind also stets mit der Heimat verbunden. Es war ein sehr tief gehender, emotionaler und sehr zu empfehlender Film unter Koproduktion von Tom Tykwer.

Sogar die kleinen lokalen Kunstgalerien, die zentrale Hauptstadt-Bibliothek, das Centrum für Photographie und auch das Convention Center bieten vereinzelt kostenlose Ausstellungseröffnungen, themenbezogene Lesungen und Diskussionen. Man muss sich nur die Mühe machen, herauszufinden, wann. Einheimische kennen diese teilweisen kostenlosen Kulturangeboten gar nicht und sind erstaunt, wenn wir sie dazu „einladen“. So lernen wir also gemeinsam die Kultur kennen.

Es scheint selbst in der englischsprachigen Mittelschicht wenig üblich zu sein, sich in der Freizeit außerhalb zu orientieren. Der Schwerpunkt liegt eindeutig in der Familie. Man trifft sich regelmäßig und verbringt Zeit miteinander. Das ist ganz wunderbar, jedoch bleiben dadurch die vielen kulturellen Anregungen ungenutzt und persönliche Entwicklung bezieht sich überwiegend auf den Arbeitsbereich. Eigentlich hatten wir gehofft, durch die Kontakte zu einigen von Thomas´ Arbeitskollegen, Anregungen und Ideen für Unternehmungen in und um Kigali zu bekommen. Die Vorschläge beziehen sich auf Bars, Restaurants oder auf die „großen Attraktionen“, wie die Nationalparks. Wir scheinen das Umfeld unterdessen schon ganz gut, wenn nicht sogar teilweise besser als einige Kolleg*innen zu kennen. Das freut uns natürlich, da wir so nicht das Gefühl haben, irgendetwas zu verpassen, denn mehr ist einfach nicht zu machen.

Money, Money, Money, is not funny…

Meine Begegnungen mit Einheimischen im Alltag sind weiterhin begrenzt, obwohl ich mehrfach in der Woche auf meinem Weg zum Sport, zu einem kleinen Laden oder zum Bus in die Innenstadt durch´s Dorf laufe. Dann sehe ich immer die gleichen Frauen am Straßenrand sitzen und nähen. Männer bieten Fahrradreparaturservice oder -transportdienste an. Familien sitzen vor ihren kleinen Shops, aus denen sie Obst, Gemüse und Kohle verkaufen. Es gibt jedoch kein sichtbares Wiedererkennen, kein freundliches Grüßen oder gar eine persönliche Kontaktaufnahme. Nach wie vor treffen mich neugierige Blicke, oft folgen die „Muzungu!“ Rufe oder leises Tuscheln beim Vorbeigehen. Dabei sollten sich die Dorfbewohner unterdessen an mich gewöhnt haben, da ich im Straßenbild schon ein regelmäßig gesehenes Fremdenexemplar bin.

Das alles liegt selbstverständlich an der beidseits fehlenden Sprachkenntnis. Bewusst nutze ich daher einzelne Wort in Kinyarwanda und kann bei meinem Gang durch´s Dorf unterdessen grüßen, auf einen Gruß antworten, ein schönes Wochenende wünschen und mich verabschieden. Die Sprache ist jedoch verflixt schwer, da ich keine Herleitungsmöglichkeiten von anderen Sprachen nutzen kann. Die vielen Zischlaute sowie eine eher kehlige Aussprache machen es zusätzlich schwer. Wie spricht man denn bitte „mwiriwe“ (Guten Tag!) oder „mwirirwe“ (Tschüss, machs gut!) aus? Das bekomme ich nur durch mehrfaches Hören und immer wieder Sprechen hin. Aber dazu müsste man halt mit den Einheimischen irgendwie auch ins Gespräch kommen.

Es gibt in unserem Wohnumfeld auch eine kleine englischsprechende Mittelschicht. Aber auch zu dieser ist die Kontaktaufnahme bisher nicht zu meiner Zufriedenheit geglückt. Beim Sport schwitzen wir nebeneinander auf dem Stepper, und ich bin mittlerweile auch bei einem schweißtreibenden und kräftezehrenden Aerobic-Kurs gewesen, um Kontakte anzubahnen. In ihren Gesprächen untereinander schnappe ich immer mal wieder „Muzungu“ auf und daher weiß ich, dass ich irgendwie im Gespräch bin aber persönlich gefragt oder angesprochen werde ich auch von dieser Personengruppe nicht. Viele freuen sich, dass ich da bin. Jugendliche aber auch Mütter mit Kindern schauen durch die offenen Fenster in den Trainingsraum und beobachten mich beim Radeln, Laufen oder Springseil springen. Letzteres habe ich extra begonnen, um darüber in Kontakt zu treten. Ich kann das nämlich gar nicht und verheddere mich nach nur wenigen Sprüngen immer wieder. Sehr viele Einheimische dagegen können ausgefallene Schritt- und Bewegungskombinationen mit einem ganz einfachen Springseil machen. Film- und bühnenreif! Dadurch habe ich eine Chance zu fragen, wie sie das machen und ob sie mir mal zeigen würden, wie das überhaupt geht. Meistens funktioniert so auch eine Kontaktaufnahme. Die Gefragten scheinen froh, ihre Fähigkeiten vorführen zu können. Zwei, drei Sätze und dann ist aber auch schon wieder Schluss. Beim nächsten Wiedersehen keine weitere Kontaktaufnahme oder maximal ein freundliches Kopfnicken zum Gruß. Es ist mühsam, doch ich gebe nicht auf!

Manchmal werde ich doch tatsächlich unterwegs angesprochen. Schüler probieren ihre Englischkenntnisse aus, Mütter mit Kleinkindern wollen ihrem Nachwuchs ihre eigenen Sprachfähigkeiten im Umgang mit Fremden demonstrieren und junge Männer berichten stolz von ihrem Studium. Doch nach wenigen Minuten, ich freue mich gerade über diese kleinen Unterhaltungen, endet diese jedoch immer mit der direkten oder indirekt verpackten Frage nach Geld: Geld für die Schule bzw. das Studium, Geld für die Versorgung der Kinder oder für kranke Angehörige. Ich versuche dann freundlich, aber bestimmt eine Absage zu kommunizieren und gehe weiter. Schade! Es macht eigentlich keinen Spaß, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, da es selbst bei der offensichtlich gebildeten englischsprechenden unteren Mittelschicht immer ums Geld geht.

Auch vor unserem Haus am Zaun stehen regelmäßig Kinder oder Mütter mit Babys und betteln. Unsere Security sollte darauf eigentlich angemessen reagieren, tut sie jedoch nur sehr begrenzt. Wie reagiert man darauf passenderweise? Süßigkeiten oder Kleingeld über den Zaun reichen? Absolut unpassend und wenig hilfreich! Ignorieren? Oft kann ich das Verhalten ignorieren, aber ich fühle mich nicht wohl dabei. An manchen Tagen ziehe ich auch die Gardine zur Wegseite einfach wieder zu, wenn das Beobachtetwerden einfach nicht aufhört.

Rwanda scheint nach den Aussagen der Regierung und belegt durch entsprechende Statistiken im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern gut entwickelt zu sein in Bezug auf Bildung, Versorgung mit sauberem (Trink)Wasser, Elektrizität und medizinischer Versorgung. Doch oft ergibt sich ein anderes Bild, welches sich uns bei Überlandfahrten zeigt. Ich möchte verstehen, wie es tatsächlich ist, doch es ist schwer, „richtige Informationen“ zu bekommen.

Daher bin ich unsicher, ob das Betteln um Geld für Lebensmittel oder Wasser-(flaschen) einem tatsächlichen Bedarf entspricht oder ob es einfach ein Versuch ist, von den Muzungus ein klein wenig davon zu bekommen, wovon sie für gewöhnlich selbst nichts geben wollen. Geld!

Jeder Fremde, der hier längere Zeit lebt und tätig ist, gibt in irgendeiner Form und auf irgendeine Art und Weise etwas für das Land. Aber ist es das, was die einheimische Bevölkerung tatsächlich braucht? Digitalisierung oder dringliche Grundversorgung? Das ist und bleibt die Frage! Bekommen wir sie in der uns hier verbleibenden Zeit beantwortet?

Weihnachtsmarkt

In Deutschland habe ich nur noch verständnislos den Kopf geschüttelt, sobald Anfang November die ersten Weihnachtssüßigkeiten, Lebkuchen, Spekulatius und Glühweinflaschen in den Regalen der Supermärkte standen. Daher war ich mehr als erstaunt, als wir im Oktober eine förmliche Einladung vom Direktor der GIZ Rwanda für den German Christmas Market auch bereits für den 16./17.11. erhielten. Der deutsche Botschafter würde 10:00 Uhr offiziell den Weihnachtsmarkt eröffnen. Man wolle der Deutschen Community in bewährter Tradition die Möglichkeit zum vorweihnachtlichen Beisammensein, zum Austausch und Kennenlernen hier vor Ort in Kigali geben. 67 verschiedene Akteure hätten sich angemeldet und seine für die Ausgestaltung des Marktes engagiert.
Wir hatten uns daher am 16.11. mit Freunden verabredet, die ebenfalls Freunde eingeladen hatten und gemeinsam wollten wir uns in vorweihnachtliche Stimmung versetzen. Das würde, unabhängig vom frühzeitigen Datum,  schwer werden, da es an diesem Samstag für die Regenzeit mal wieder ausgesprochen sonnig war und wir bei Temperaturen von 25°C schwitzten.
Etwas verunsichert, ob die Eröffnung nun 10:00 Uhr afrikanischer Zeit oder deutscher Zeit und damit relativ pünktlich beginnen würde, entschieden wir uns für letztere Variante und kamen gerade rechtzeitig zum Beginn der offiziellen Redebeiträge auf dem Veranstaltungsgelände an. Uns blieb fast die Luft weg, denn beim Betreten des Festplatzes spielte eine Laienkapelle „Stille Nacht, heilige Nacht“. Das konnte doch unmöglich wahr sein! Mitte November unter diesen Voraussetzungen DAS Lied der Weihnachtszeit zu hören, war für mich vollkommen absurd. Es war einfach der falsche Zeitpunkt! Es fehlte die Familie, die passende Atmosphäre, die Besinnlich- und Gemütlichkeit und das gedanklich darauf Vorbereitetsein. Das Ambiente, was uns stattdessen begegnete, war grotesk und hatte mit meinen Vorstellungen von deutscher Weihnachtstraditionen gar nichts zu tun. Tief durchatmen, um aufkommenden Ärger zu unterdrücken:

In der Mitte eines kahlen Schulhofes stand ein großes weißes Zelt ohne ansprechende Weihnachtsdekoration. Darunter stand die kleine Laienkapelle und spielte ihr Repertoire. Links des Zeltes war ein Essensbereich organisiert mit ebenfalls undekorierten Ständen, die Glühwein, Kaffee, Kaltgetränke, Gebäck, Bratwurst und traditionelle afrikanische Küche präsentierten. Rechts des weißen Zeltes und auch davor reihten sich zahlreiche Stände mit afrikanischem Kunsthandwerk, was an die anwesende zahlungskräftige Deutsche Community verkauft werden sollte. Ein kostümierter Weihnachtsmann lief über das Gelände und wünschte jetzt schon allen „Merry Christmas!“. Es war zum Heulen und dabei bedeutet mir Weihnachten so viel!

Ich war mehr als enttäuscht! Nichts deutete auf diesem Markt auch nur ansatzweise auf die schöne und vielfältige deutsche Weihnachtstradition hin mit gebrannten Mandeln, Nüssen, gebackenen Äpfeln, sternenförmigen Plätzchen, einer Krippen-Figurengruppe, vielen Kerzen(attrappen) oder einer winterlichen Deko bestehend z. B. aus einem Holzschlitten, einem alten paar Schlittschuhen sowie künstlichen Schneeflocken und Eiszapfen.  Einige Winter- und Volkslieder hätten als leise Hintergrundmusik die Stimmung ebenfalls  enorm unterstützt. Auch über einen kleinen künstlichen Weihnachtsbaum oder aber eine festlich geschmückte natürliche Zypresse hätte ich mich sehr gefreut. Dagegen konnte man auf ein wärmendes Feuer selbstverständlich aufgrund der Außentemperaturen gut verzichten. Man muss nicht alles haben!

Künstliche Glitzer- und Leuchtketten in jeder Form und Farbe aber auch Papierketten und Dekokränze sind hier übrigens sehr beliebt und zahlreich vorhanden, da es auch eine große Asiatische Community gibt.

Zu zeigen, wie gemütlich wir in Deutschland feiern, dass Gemeinschaft, Licht und Wärme sowie Teilen eine besonders wichtige Rolle in dieser Zeit spielen, kam leider für Außenstehende gar nicht zum Ausdruck.

Da der Weihnachtsmarkt unter der Schirmherrschaft der GIZ stattfand, wären einige diese kleinen Gestaltungsoptionen mit etwas mehr Liebe zum Detail in der Vorbereitung durchaus machbar, finanzierbar und nachhaltig für Folgejahre nutzbar gewesen. Es war stattdessen ein Handwerkermarkt, der zum Ziel hatte, den in wenigen Wochen in die Heimat reisenden Deutschen noch einige Weihnachtsgeschenke mit auf den Weg zu geben. Auch unsere einheimischen Bekannten waren ernüchtert, so wenig deutsche Tradition gezeigt zu bekommen.

Trotzdem hatten wir Spaß, aßen eine Art Stolle, die Männer tranken einen selbst zubereiteten Glühwein, der sehr gut war und der uns ein wenig mit der Situation versöhnte. Nach zwei Stunden verabschiedeten wir uns voneinander. Selbstverständlich mit ein paar Weihnachtsgeschenken im Gepäck. Der Ansatz des German Christmas Market war also auch bei uns aufgegangen. Na dann, „Merry Christmas!“