Am heutigen Tag verabschiedeten wir uns schon wieder aus der Krater-Region und stiegen in eine Hocheben hinab. Der Weg war angenehm zu laufen und es ging nur mäßig abwärts, so dass unsere Knie geschont blieben. Daher konnten wir entspannt die Weite der Landschaft genießen. Tief unter uns auf der Ebene im dunstigen Sonnenlicht fast nicht zu erkennen, waren einzelne kleine Maasai-Boma mit den typischen runden Hütten aus Lehm und Bambus zu sehen. Ähnlich kreisrunde Umzäunungen aus unbegradigten spitzen Pfählen waren deutlich als Vieh-Gehege zu erkennen. Auf den endlosen anmutenden grünen Weideflächen begegneten wir einzelnen Viehtreibern mit großen Kuhherden. Maasai-Frauen tauchten plötzlich wie aus dem Nichts auf unserem Weg auf und boten ihre selbst gemachten Armreifen, Haarschmuck und Gürtel an, die sie ansonsten auf dem wöchentlich stattindenden Markt im Tal verkauften. Sie selbst waren auch ganz wunderbar und farbenfroh geschmückt und konnten daher nicht verstehen, dass wir ihre kleinen Perlen-Kunstwerke nicht kaufen und tragen wollten.
Im Naiyobi-Village angekommen, strömten viele Dorfbewohner zusammen, um uns zu begrüßen oder auch nur kurz einen Blick auf uns Fremde zu werfen. Interessiert wurden wir begutachtet, da wir seit langer Zeit die ersten Touristen in dieser Gegend waren. Die Hochebene wird nur selten als Trekkingroute gewählt. Von unserem Maasai-Begleiter, der mit seiner Familie in dem Dorf lebte und nur unweit davon aufgewachsen war, holten wir uns die Genehmigung zum Photographien. So entstanden einige der nachfolgenden Fotos, die Thomas so dezent wie möglich aufnahm.
Da wir am frühen Morgen ohne Frühstück aufgebrochen waren, wurden uns hier nun erst einmal gewürzter Milchtee und Chapati angeboten. Es war unterdessen Mittagszeit und die Sonne brannte erbarmungslos. Vor den Augen des halben Dorfes frühstückten wir und alle waren begeistert, uns dabei zuschauen zu können. Wir hatten aufgrund der Hitze unsere Wasservorräte auch schon fast aufgebraucht und mussten daher vor der zweiten Tagesetappe noch Wasser von einer lokalen Wasserstelle filtern. Die Kinder des Dorfes fanden das total spannend und krochen uns fast in die Kamera bzw. in die Wasserfilter.
Da wir nach Aussage von Wenga ein gutes Lauftempo an den Tag gelegt hatten, blieb noch Zeit für eine kleine Extratour. Wir stiegen also nicht umgehend weiter zu unserem Camp hinab, sondern erst noch einmal auf einen Berghang hinauf. Von dort hatten wir ein weiteres Mal einen atemberaubenden Blick auf die umgebenden passiven großen und kleinen Vulkane. Unterwegs bekamen wir von unserem Begleiter zahlreiche Informationen zu Pflanzen und Tierwelt, z. B. konnten wir einen Mistkäfer (afrikanischer Pillendreher) beobachten. Von 7000 Arten leben 2000 in Afrika. Diese unansehnlichen schwarzen Käfer reinigen und pflegen die Umwelt, da sie sehr strukturiert jede Art von Mist vergraben, zersetzen und somit für die “Belüftung” des Bodens sorgen.
Da wir an unserem ersten aktiven Trekkingtag noch keine Vorstellung davon hatten, ob und wie unsere kleine Esel- Karawane mit uns ziehen würde, mussten wir leider feststellen, dass wir unser Gepäck falsch aufgeteilt hatten. Sonnencreme und Basecap waren am frühen und noch kühlen Morgen in den Satteltaschen der “Schlepper” verstaut worden. Mittags brannte nun die Sonne und wir hatten nur eine kleine Probetube an Sonnencreme mit LSF 50 dabei, die wir so effektiv wie möglich versuchten aufzutragen. Ein Tuch fand ich noch in einer meiner Rucksacktaschen und war dankbar für ein wenig Kopfschutz, denn Schattenplätze gab es ansonsten nicht.
Am Nachmittag erreichten wir unser Camp und waren begeistert von der Aussicht, die uns von diesem Platz aus gegeben war. Allerdings mussten wir uns erst einmal um unseren mordsmäßigen Sonnenbrand kümmern. Arme und Gesicht brannten wie Feuer! Umgehend langärmelige Sachen, viel Wasser trinken, Schattenplatz suchen (was allerdings auf dem Campingplatz auch sehr schwierig war) und Feuchtigkeitscreme ins Gesicht. Thomas sah aus wie ein Pandabär, allerdings mit weißen Ringen um die Augen. Am nächsten Tag würden wir unsere Sachen definitiv anders packen und tagsüber auch langärmelig bekleidet laufen. Schließlich hatten wir mit dem Abstieg ins Tal in die Lake Natron Region eine größere Herausforderung vor uns.