Unsere Anfahrt in die Manaslu-Region sollte laut Aussage unserer Treckingagency eigentlich nur 5 Stunden dauern mit einem lokalen Bus über Land. Durch die Regenzeit waren die Strassen jedoch in einem teilweise unbenutzbaren Zustand. Tiefe ausgewaschene Schlammlöcher, Wassermassen aus denen grosse Feldsteine herausragten, umgefallene Bäume und Bauschutt von vergangenen Strassenarbeiten versperrten die Fahrtwege oder verengten sie auf ein beklemmendes Ausmass. Dadurch kamen wir teilweise nur im Schritttempo voran und letztendlich wurden 13 Fahrtstunden draus – und wir kamen noch nicht einmal an unserem Zielort an.
Der Anfang lief noch ganz entspannt und der Bus startete in Kathmandu auch pünktlich 7:00 Uhr. Es gab sogar reservierte Sitzplätze für uns und unser Guide kümmerte sich um unser Gepäck. Alle Sitzplätzen waren nach wenigen Haltestellen in der City belegt und so hofften wir auf eine zügige Fahrt. Je mehr es jedoch in das Land hinein ging, desto mehr Menschen quetschten sich noch zusätzlich in den Bus. Selbst als kein Stehplatz mehr war klemmten sie sich noch aussen an den Bus. Fremde Kinder wurden sitzenden Passagieren einfach auf den Schoss gesetzt. Die Luft wurde nach kurzer Zeit stickig, da die Fenster entweder nicht mehr aufgingen oder durch den starken Regen geschlossen gehalten wurden. Es roch nach Knoblauch, altem Schweiss und Alkohol. Zum Erbrechen!
In regelmässigen Abständen sprangen einige Männer, die an den Aussenseiten des Busses hingen ab, um dem Fahrer Anweisungen zu geben, welchen Zentimeter des Weges er noch nutzen konnte. Teilweise quälte sich der Bus steilste Abschnitte auf Seitenwegen durch den Morast nach oben, er blieb stecken, fuhr zurück, die Räder drehten durch. Links neben unserem Fenster (es ging noch auf) war bald nur noch ein steiler Abgrund zu sehen, an dem wir in morastigen Rinnen entlang kurvten. Ein wenig “beneideten” wir die Leute, die außen an der Bustür hingen. Sie waren zwar im Regen, konnten aber bei Gefahr wenigstens abspringen. Wir dagegen klemmten auf unseren Sitzen fest und hatten einfach nur Angst. Der Bus neigte sich beängstigend aufgrund des Übergewichts an Menschen und Gepäck nach rechts und links und es gingen Aufschreie der stehenden Passagiere durch den Bus.
Unsere Rucksäcke, die auf dem Dach lagen, waren durchnässt mitsamt den Daunenschlafsäcken, da die Persenning immer wieder geöffnet und nicht wieder richtig verzurrt wurde.
Irgendwann ging es gar nicht mehr weiter, der Bus steckte bis zur Hälfte der Radhöhe im Morast fest. Kein Vor und kein Zurück. Die Alternative war schnell klar – alle raus und laufen. Es goss immer noch in Strömen aber es war dafür sicher und wir wieder an frischer Luft.
Eine Stunde ging es dann für uns zu Fuss weiter durch den knöchel- bis wadenhohen Morast bis wir an eine Stelle kamen, an der ein anderer Bus auf uns wartete und die restlichen Kilometer fast bis an unseren Zielort fuhr. Unterdessen war es stockdunkel, keine Strassenlichter und nur wenige vereinzelte Lichter aus den Häusern. Leider fuhr der Bus nicht ganz bis an den Ausgangsort unserer bevorstehenden Treckingtour, sondern nur bis zu einem kleinen mittelalterlich anmutenden Dorf zu einer abgeranzten schmuddeligen Herberge. Diese roch modrig und alt und sah auch genau so aus.
Irgendwie hatten wir uns das alles wieder einmal ganz anders vorgestellt. Wir waren müde, hungrig und erschöpft. Ausserdem waren heftige Kopfschmerzen von der Anspannung dazugekommen. Trotzdem waren wir froh, endlich irgendwo angekommen zu sein und uns hinlegen zu können. Am nächsten Tag sollte es 8:00 Uhr los gehen, da wir ja noch ca. 1 Stunde bis zum Ausgangspunkt unserer eigentlichen Tour bereits mit Gepäck laufen mussten. Na dann mal los!