Aufgrund des zusätzlichen freien Tages im Anschluss an den „heros-day“, hatte Thomas erneut die Chance ergriffen und wollte 4 Urlaubstage dranhängen. Wir überlegten, nach Tansania zu fliegen. Eine Kollegin von Thomas ist dort aufgewachsen und hatte immer mal wieder sehr begeistert berichtet. Von anderen Bekannten hatten wir von atemberaubenden Wanderungen in Kraterlandschaften gehört und die Maasai-Kultur interessierte uns selbstverständlich auch.
Mündlich war der Urlaub von Thomas Vorgesetztem bereits bestätigt und der schriftliche Antrag lag in der Personalabteilung zur Unterzeichnung vor. Die Flüge hatten wir daraufhin schon gebucht, um ein preisgünstiges Angebot nutzen zu können. Der Hinflug sollte am Sonntag, 02.02. mittags starten.
Wir freuten uns sehr und hatten umgehend Recherchen für passende Touren gestartet. Dabei half uns der „Lonely Planet“ aber es stellte sich bald heraus, dass eine komplett selbständig organisierte Tour ausgeschlossen sein würde. Die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln sowie der Transport von einem Ort zum nächsten schien in der Abgeschiedenheit der Bergen und durch die Weiten der Ebenen schwierig. Wir wollten gern 6 Tage entlang der Vulkankrater und in einem Teil der Serengeti wandern. Doch diese Vorstellung schien sich selbst mit einem Reiseanbieter gar nicht so einfach umsetzten zu lassen. Es wurden überwiegend Gruppen-Safari-Touren angeboten und diese zu unverschämten Preisen.
Es gibt in der abgeschiedenen Gegend der Ngorongoro Conservation Area, dem offiziellen Lebensraum der Maasai, nur zwei offizielle Zeltplätze und wenige aber sehr hochpreisige Lodges (US $ 250 pro Person und pro Nacht). Erfahrene Eseltreiber transportieren mit ihren Tieren auf den Trekkingrouten das erforderliche Wasser und alle Lebensmittel. Außerdem benötigt man einen lokalen Guide für jeden Landschaftsbereich (Krater-Region, Serengeti, Lake Natron-Region). So sichert Tansania durch den Tourismus einigen Einheimischen eine regelmäßige Arbeit und damit ein akzeptables Einkommen. Gut so! Jedoch für uns bestand dadurch in der Vorbereitung keine Chance zur Selbstorganisation.
Ein kleines Reisebüro schien uns letztendlich sehr vielversprechend. Es hatte sein Büro in der Ngorongoro Conservation Area und nicht in irgendeiner Großstadt. Der Mitarbeiter ging konkret auf unsere Wünsche ein, meldete sich umgehend und reagierte sofort auf unsere Nachfragen. Anschließend wurde das Angebot für uns angepasst. Wir fühlten uns gut beraten und waren sehr zufrieden. Mit „Tanzania Cultural Tourism“ würden wir gern reisen. Unsere Tour stand fest, war jedoch noch nicht gebucht.
1. Tag:
- Flug nach Arusha (Kilimandscharo-Airport)
- von Arusha mit Jeep in die Ngorongoro Conservation Area
- Fahrt mit dem Jeep entlang des Ngorongoro Kraters
- Weiterfahrt zum Empakai Krater und Abstieg in den Krater
- Übernachtung im Zelt am Empakai-Krater
2. Tag:
- Wanderung auf der Acacia Hochebene zum Naiyobi Village (Maasai Dorf)
- Übernachtung im Zelt im Acacia Camp (Wildnis, kein Zeltplatz)
3. Tag:
- Abstieg über Riffs und Klippen in das Tal am Fuß des Oldonyo Lengai (aktiver Vulkan)
- Fahrt mit Jeep in die „Lake Natron“ Region
- Übernachtung auf einem offiziellen Zeltplatz (mit Sanitäranlagen)
- Wanderung am Nachmittag zu einem Wasserfall
4. Tag:
- Trekking auf der Leparakash Ebene entlang des Embalulu Kraters
- Übernachtung im Zelt in der Ebene vor einem Maasai Boma (traditionelles Maasai Dorf)
5. Tag:
- Wanderung auf den Angata kiti Plains
- Beobachtung von Wildtieren in der freien Natur
- erneut Übernachtung in der Leparakash Ebene vor dem Maasai Boma
6. Tag:
- Abstieg aus der Leparakash Ebene zum Engaresero Village (kleines lokales Versorgungszentrum)
- Wanderung zum Lake Natron (Salzsee und bedeutende Brutstätte für Flamingos)
- 3 Stunden Fahrt mit dem Jeep in die Ortschaft Mosquito
- Übernachtung in einer Herberge
7. Tag:
- Fahrt mit Jeep von Mosquito nach Arusha (ca 2 Stunden)
- Frühstück im „Kitamu Coffee“
- Weiterfahrt zum Kilimandscharo-Airport (ca 1 Std. von Arusha)
Dieser Reiseablauf gefiel uns, er versprach vielfältige Naturerlebnisse.
Am Mittwochabend, also 3 Tage vor unserem geplanten Abflug, kam Thomas total frustriert von Arbeit nach Hause und teilte mir mit, die Personalabteilung habe ihn darüber informiert, dass er den Urlaub so nicht nehmen kann. Sein lokaler Arbeitgeber genehmige den Mitarbeitenden nur zweimal im Jahr Urlaub. Wir hätten ja bereits zum Jahresanfang ein paar Tage genommen und die arbeitsvertragliche Regelung besage, dass somit nunmehr alle verbleibenden Urlaubstage am Stück von ihm genommen werden müssten. Anderenfalls würde die Tage verfallen. Aber wir hatten doch für August anlässlich der Hochzeit einer meiner besten Freundinnen bereits eine 1-wöchige Reise in die Heimat geplant! Die müsste dann entfallen?! Das ging ja alles gar nicht. Und nun? Ich war entsetzt und Thomas frustriert.
Mit seinem Vorgesetzten hatte sich Thomas am Nachmittag dazu umgehend verständigt und er hatte versprochen, sich für uns einzusetzen. Doch konnten wir uns darauf verlassen? Die Zeit war auch nicht gerade auf unserer Seite. In zwei Tagen, am Freitag, musste Klarheit bestehen denn sonst blieben uns nur drei Möglichkeiten:
1. den Urlaub trotz fehlender Genehmigung der Personalabteilung antreten und Thomas Kündigung riskieren,
2. die Flüge nach Tansania verfallen lassen und die Reise nicht antreten oder
3. den gesamten Jahresurlaub jetzt sofort am Stück zu nehmen, nach Tansania zu fliegen und danach weiter zu planen.
Letzteres würde jedoch bedeuten, dass Thomas projektbedingt bis Ende Juli keinen einzigen Tag Urlaub mehr hätte und täglich 10 Stunden arbeiten würde. Für ihn und auch für mich unvorstellbar. Es würde doch hoffentlich noch eine gute Lösung für uns geben!? Am nächsten Tag sollte noch einmal ein Gespräch mit der Personalabteilung stattfinden, um die komplizierten Vertragsregelungen zu klären. Schließlich hatte Thomas einen lokalen Arbeitsvertrag mit RISA und einen „Ergänzungsvertrag“ mit der GIZ. Welche Vorschriften würden für ihn greifen und wäre in dieser Situation auch eine unkomplizierte „Mischvariante“ denkbar?