Es geht in die Verlängerung! Trotz gleichbleibend niedriger Zahlen an Corona-Neuinfektionen (täglich zwischen 3 und 7 in der letzten Woche) wurden die bereits umfangreichen Schutzmaßnahmen ab 20.04. bis vorerst 30.04. verlängert. Wir können also weiterhin nur zum Einkauf aus dem Haus. Medizinische Einrichtungen und Apotheken sowie Tankstellen und Banken darf man selbstverständlich auch aufsuchen. Dafür muss man sich jedoch bei den Polizeikontrollen in der Innenstadt verständlich erklären. Restaurants und Cafés bieten weiterhin ihre Gerichte oder Kuchen „take away“ an. Doch die online-Bestellung ist mühsam, da die auf die Schnelle aus dem Boden bzw. aus dem Netz gestampften Web-Seiten nicht fehlerfrei laufen. Es erfordert Geduld, alle Angaben und auch die Möglichkeit der Bezahlung korrekt in ein Bestellformular einzugeben. Ist man beim letzten Schritt angekommen, bricht oft das Internet zusammen und alles beginnt von vorn. Auch die Lieferung funktioniert nur sehr eingeschränkt. Die Restaurants haben bisher keine Erfahrung in Bezug auf Lieferung frei Haus und eine damit verbundene effektive Routenplanung. Außerdem verfügen sie nicht über wärmespeicherndes Equipment. Oft kommt die Pizza dann doch kalt an, da sie schon eine halbe Ewigkeit unterwegs ist. Erschwerend kommt noch dazu, dass gerade wieder einmal in unserer unmittelbaren Umgebung die Straßenbauarbeiten aufgenommen wurden. Daher sind die beiden Wege zu unserem Haus erneut komplett gesperrt. Die Lieferanten fahren ewig auf ihren Motorrädern herum und finden keine Zufahrt. Manchmal müssen wir ihnen entgegengehen, um die Lieferung dann tatsächlich in Empfang nehmen zu können.
In größeren Supermärkten aber noch stärker in den vielen kleinen Lebensmittelläden an den Straßenecken wird sehr kreativ mit den verordneten Abstands- und Hygiene-Schutzmaßnahmen umgegangen. Überwiegend sieht man einfache Plastikeimer, in die ein kleiner Wasserhahn hineingesteckt und mit Klebeband abgedichtet wurde. Manchmal tut es auch ein um den Hahn herum gewickeltes Stück derber Stoff. Darunter steht dann eine Schüssel für das Tropfwasser und an der Seite findet man auf einem Hocker eine kleine Flasche Flüssigseife. Noch einfacher zu realisieren ist das Modell „Kanister“. Dazu wird ein 3 Liter Plastikkanister, der vormals zum Frischmilch holen genutzt wurde, zwischen zwei Stöcken aufgehangen. Am Kanisterhals ist eine Stippe befestigt, die mit einem weiteren Stück Holz als eine Art Pedal auf dem Boden verankert ist.
Falls also Schulleiter*innen in Deutschland noch verunsichert darüber sind, wie man denn ohne konkrete Vorgaben die Sicherheitsmaßnahmen umsetzten sollte, nur nicht lange auf Anregungen der Kultusministerkonferenz warten, sondern diese preiswerten Alternativen einfach einmal ausprobieren.
Auch das Abstandhalten ist für Dauerunverständige durch einfache Mittel
gut visualisierbar. Mit breitem Klebeband oder auch nur mit Kreide werden kreative Markierungen in Form von Kreuzen, Kreisen oder Linien gemalt oder geklebt, die den Abstand zur Kasse oder zum Vordermann ausweisen. Oft ist aber auch nur ein einfaches Band auf Augenhöhe gespannt. Es bedarf also keiner umfangreichen Investitionen, diese Beispiele funktionieren wunderbar und sollten auch in Deutschland machbar sein. Leider genügen sie wohl nicht unseren Vorstellungen und Anforderungen!
Nach wie vor ist die Innenstadt menschenleer. Fast etwas beängstigend wirken Orte, an denen sich sonst Massen an Menschen aufgehalten haben, wie z. B. am zentralen Busbahnhof mit den zahlreichen kleinen Geschäften und Lagerräumen ringsherum. Sie sind seit 16.3. geschlossen.
Somit haben die vielen kleinen Händler, Lager- und Transportarbeiter aber auch das
Sicherheits- und Reinigungspersonal kein Einkommen mehr. Aussicht auf staatliche Ausgleichszahlungen, Kurzarbeiter- oder Überbrückungsgeld gibt es nicht. Statt dessen verkündet die Regierung, dass alle leitenden
Angestellten im mittleren und höheren Management inklusive der Regierungsbeamten (auch der Präsident) ihr April-Gehalt spenden „dürfen“. Vermutlich wurden und werden auch weiterhin davon Lebensmittellieferungen oder andere Unterstützungsleistungen für bedürftige Familien finanziert.
Das ist ja mal eine spontane proaktive Maßnahme allerdings auch „verordnete“ Solidarität. Es zeigt ganz deutlich wie instabil das System doch ist und über wie wenig finanzielle Ressourcen der Staat Ruanda in einer derartigen Krisensituation verfügt. Trotzdem gibt es kein Murren und Meckern, weshalb diese Maßnahmen ergriffen und andere unterlassen werden. Nicht jeder muss zu allem eine Meinung äussern. Das empfinde ich in der aktuellen Situation als sehr angenehm. Die Menschen ergeben sich in gewisser Weise demütig ihrem Schicksal. Sie hoffen auf und beten für bessere Zeiten, die irgendwann kommen werden. Von Unzufriedenheit mit der Situation ist hier (offensichtlich) nichts zu merken. Es geht alles unspektakulär weiter wie bisher, nur ein wenig anders aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen.