Die Rwandische Küche zeichnet sich leider nicht dadurch aus, dass sie besonders kreativ, gut gewürzt und damit schmackhaft ist. Hauptgerichte sind Reis mit Fleischspießen (Bruchete) oder Gerichte aus Manjock und Kochbananen.
Allerdings bietet die Hauptstadt zahlreiche Restaurants, die die internationale Küche sehr gut repräsentieren. So findet man Italienische Pizzerien, Asiatische und Griechische Restaurants sowie äthiopische und orientalische Küche. Sogar ein Türkisches Café, in dem man auch Döner und Dürüm bestellen kann, haben wir im Zentrum zufällig entdeckt. Erstaunlicherweise mangelt es auch nicht an vegetarischen und veganen Angeboten, obwohl die rwandische Küche ansonsten sehr Fleisch lastig ist. Von Freunden wurde uns sogar ein auf vegane Küche spezialisiertes kleines Restaurant, das AFIA empfohlen. Lotti und ich hatten es im Oktober ausprobiert, es war sehr lecker und auch vom Ambiente gemütlich.
Trotz der fehlenden kulinarischen Bandbreite wollten Thomas und ich immer mal “einheimisch” kochen und so lud uns Elisabeth, eine Kollegin von Thomas, zu sich nach Hause ein. Gemeinsam wollten wir Cassava und Fufu zubereiten. Na ja, sie hatte schon gut vorgekocht und wir kamen nur noch zum “perfekten finish”. Cassava ist ein gut gewürzter Brei aus gekochten Manjockblättern, ähnlich unserem Spinat. Die Manjockblätter müssen jedoch sehr gut gewässert werden, da die Pflanze zu den Wolfsmilchgewächsen zählt und daher eigentlich giftig sind. Auch die Manjockwurzel wird üblicherweise geschält, getrocknet und dann zu weißem Mehl zerrieben. Dieses wiederrum wird mit Wasser aufgekocht und ungewürzt zu einem zähen durchsichtigen klebrigen Brei (Fufu) verarbeitet. Der ist gar nicht lecker, macht aber satt und bringt viele Nährstoffe in die sonst so einseitige Ernährung der Bevölkerung.
Für die Zubereitung von Fufu kommt ein spezieller, großer Holzlöffel zum Einsatz und die Rührtechnik ist auch sehr speziell. Was soll schon schief gehen, denkt man. Rühren ist rühren! So unspektakulär ist es jedoch nicht. Verwendet man die falsche, z. B. europäische Rührtechnik, nämlich einfach nur im Topf herumkreisen, wird der Brei klumpig und nicht glatt und zäh, wie er nun einmal sein soll. Das Fufu-Rühren ist in gewisser Weise kraftaufwendiger, daher wird der Topf auch zwischen die Füße geklemmt und die Manjockmasse auf eine bestimmte Art und Weise hin und her gerollt. Nach so einer Kraftanstrengung hat sich zumindest die Köchin das Essen redlich verdient.
Wir verbrachten einen sehr schönen Abend und hatten viel Spaß bei der
Zubereitung. Zwei Freundinnen von Elisabeth waren auch noch mit dabei. Eine der beiden hatte vor wenigen Wochen gerade geheiratet und berichtete von den rwandischen Hochzeitstraditionen. Ihr Mann lebe in Belgien, erzählte sie und durfte zur Hochzeit nicht einreisen. Daher hatte die 200 Personen umfassende Hochzeitsfeier in Kigali ohne ihn aber mit seiner Familie stattgefunden. Uns kamen sofort die Hintergründe des Genozids in Erinnerung und wir waren vorsichtig mit Nachfragen, obwohl wir gern die Zusammenhänge verstanden hätten. Na ja, vielleicht ergibt sich ja nochmal ein Wiedersehen und wir erfahren mehr.