Alle Freunde und Bekannte, denen wir von unserer Laptop-Tausch-Aktion erzählt hatten, schüttelten nur den Kopf und fragten etwas verständnislos “…wie könnt ihr die 5 Geräte abgeben und tatsächlich auf die Rückerstattung des Geldes hoffen?” Jeder erwartete einen Marathon an Ausreden, Entschuldigungen und eine langwierige Verzögerungstaktik durch h den Verkäufer. Auch wir waren mittlerweile verunsichert und trotz einer schriftlich vorliegenden Bestätigung unserer geplanten Rückgabeaktion beunruhig. Eine Woche sollte es dauern, bis wir das Geld erhalten würden. Die verhandelte Gesamtsumme von 1.250.000 RWF war auch nicht so gering, um darauf verzichten zu können, wenn die Absprachen nicht eingehalten würden.
Sollten wir doch zur Polizei gehen? Aber wir hatten nur mündliche Aussagen zum bereits abgeschlossenen und nun rückabgewickelten Kauf der Laptops. Die Preise der einzelnen anderen gekauften Gegenstände (Kopfhörer, Smartphones, Speicherkarten) waren alle irgendwie mit dem Preis für die Laptops verwurschtelt worden und so sah keiner mehr wirklich durch, wie wir auf den Rückerstattungspreis gekommen waren. Daher würde das Einbeziehen der Polizei vermutlich also gar nix bringen. Außerdem war es für solche Gedanken nun zu spät. Wir würden uns also wieder einmal gedulden müssen und schauen, was passiert.
Ich stachelte Beth an. Sie sollte den Shop-Inhaber unter der Woche immer mal wieder anrufen und darauf hinweisen, dass das Geld am Ende an uns zu übergeben sein. Außerdem wies sie mehrfach daraufhin, dass es Geld der Amerikanischen Botschaft sei, welches wir nur verauslagt hätten und über welches wir rechenschaftspflichtig seien. Stimmte ja auch! Aber es half nix. Der Typ war schließlich so genervt und plärrte gereizt durchs Telefon “…weshalb rufst du mich denn ständig an? Ich habe eine Abmachung mit den zwei Muzungus!” Na gut, dann jetzt mal wieder einen Schritt zurück und hoffen, dass alles ohne weiteren Druck ganz reibungslos über die Bühne geht.
Am Donnerstag erhielt ich eine SMS, in der mich der Shop-Inhaber bat, vorbeizukommen und gleichzeitig vorschlug, er könnte uns ja neue Laptops verkaufen. Ohhh nein! Es ging also los, der Verhandlungsmarathon! Mist! Ich antwortete, dass ich am nächsten Tag 17:00 Uhr vorbeikommen würde und hoffte, Thomas könnte mich begleiten.
Es war knapp! Ich holte Thomas am Freitag mit dem Auto von Arbeit ab und gemeinsam erreichten wir 17:30 Uhr den Shop. 18:00 Uhr schließen die Geschäfte aufgrund der Corona-Lockdown-Maßnahmen. Es blieb also nicht mehr viel Zeit zum Verhandeln und Diskutieren.
Nun wurden wir noch einmal vom Geschäftsinhaber gefragt, ob wir nicht “neue” Laptops kaufen und das Geld damit verrechnen wollen würden. Doch “neue” DOS-Rechner mit fehlenden aktuellen Sicherheitsfeatures sowie ohne Office 2016 waren für uns nicht zu gebrauchen. Thomas lehnte resolut ab.
Und plötzlich war alles ganz unkompliziert! Uns wurde ein großes zusammengerolltes Geldbündel auf den Tisch gelegt. Wir zählten die Geldscheine einmal und noch einmal, drehten und wendeten sie und….fertig war der Tausch. Durchgeschwitzt aber mega erleichtert, verließen wir schnell den Shop. Nur weg hier. Nicht dass man es sich aus irgendeinem Grund noch einmal anders überlegte.
Die Rechnungen und sämtliche Belege unseres Tauschgeschäfts würde ich am nächsten Tag noch vorbeibringen müssen. Zur Sicherheit hatte ich alle Nachweise zu Hause gelassen, um nicht überrumpelt werden zu können (oder mich überrumpeln zu lassen) und dann gar nix mehr in den Händen zu haben.
Auf diesen Erfolgt gönnten Thomas und ich uns ein “afghanisches Take Away” im ARIANA und fuhren zufrieden nach Hause. Ich würde am nächsten Tag das viele Geld bei der BK (Bank of Kigali) auf ein Konto einzahlen. Damit bestand nun die Möglichkeit andere Rechner zu kaufen, die wir besser für das geplante IT Training mit den blinden und sehbehinderten jungen Leuten nutzen können würden.