…irendwann klappt’s auch mit den Nachbarn

Von Anfang an haben wir uns bemüht, unsere persönliche und örtliche Nachbarschaft kennenzulernen. Deshalb hatten wir uns in vor- Conona- Zeiten gleich zum Umuganda angemeldet. Diese nachbarschaftlichen Arbeitseinsätze zum Wohle der sozialen Gemeinschaft gibt es unterdessen aufgrund der Pandemie nicht mehr. Auch die Einkäufe auf lokalen Lebensmittelmärkten zur Unterstützung der einheimischen Bauern sind zur Vermeidung von Corona-Hotspots leider passé.

Da auch das nahe gelegene Fitness-Studio nach wie vor geschlossen ist, sporteln wir wie die Einheimischen und laufen morgens immer mal wieder 20 Minuten eine Runde durchs Dorf und begegnen dabei dem einen oder anderen ebenfalls joggenden Nachbarn. Nach Luft schnappend, pressen wir ein „Mwaramutse“, Guten Morgen!“ hervor und werden mit einen freundlichen Nicken, mit einem „Daumen hoch“ oder mit dem Ausruf „Esprit, Esprit!“ belohnt.

Die wenigen und mühsam aufgebauten Sozialkontakte sind durch den Ausbruch der Pandemie, durch unseren Aufenthalt in Kiyovu aber auch durch unseren 4-wöchigen Aufenthalt in Deutschland wieder eingeschlafen bzw. gar nicht erst so richtig zum Tragen gekommen.

Trotz selbst gebackener Weihnachtsplätzchen und einem kleinen Nicolausgruss für unsere Nachbarn im vergangenen Jahr sind unsere Kontaktaufnahmeversuche zu unseren unmittelbaren Haus-Nachbarn bisher stets einseitig geblieben. Daher hatten wir uns unterdessen auf gelegentlichen Smalltalk bei spontanen Begegnungen auf der Straße beschränkt. Nun starten wir erneut durch und hoffen, dass es uns unter den neuen Gegebenheiten gelingt, neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende wieder aufzufrischen.

Bei einem unserer üblichen Spaziergänge trafen wir nach langer Zeit unseren Nachbar Étienne. Er fragte gleich, ob wir denn nun wieder hier in Kicukiro wohnen würden und wo die Schokolade für ihn aus Deutschland geblieben sei. Das war seinerseits als Scherz gemeint, und daher schien er etwas überrumpelt, als wir versicherten, eine Tafel persönlich vorbeibringen zu wollen. Eigentor! Er lud uns jedoch umgehend ein, am Nachmittag vorbeizukommen und seine Familie kennenzulernen. Warum eigentlich nicht! Es dauerte dann noch einmal ein paar Tage, bis Étienne an einem Sonntag gegen 20:00 Uhr an unserem Tor klingelte und uns zu sich bat.

Gott sei Dank spricht die gesamte Familie verhältnismäßig gut englisch, so dass eine kleine Unterhaltung mit Étiennes Ehefrau Brigitte und den Kindern Grace und David möglich waren. Tochter und Vater haben ein gemeinsames Business. Sie verkaufen und reparieren Computer, Laptops und andere Großgeräte wie Drucker, Printer usw. Die Mutter ist Krankenschwester und arbeitet in der HNO-Abteilung eines der größten Krankenhäuser in der Innenstadt. David besucht noch das College und wird anschließend Computertechnologie studieren. So hatten wir genügend Anknüpfungspunkte und Gesprächsstoff.

Wir bekamen Bier und Wein angeboten, Brigitte öffnete die Milka Keks 500 g Tafel und teilte sichtlich ungern mit ihrer Tochter. Unerwartet für uns waren die Gespräche trotz einiger Sprachbarrieren sehr humorvoll. Wir hatten viel Spaß und lachten über unsere jeweiligen Eigenarten und die unterschiedliche Mentalität und Lebensweise. Ein sehr gelungenes spontanes Treffen unter Nachbarn.

Das wiederholten wir auch gleich ein paar Tage später und verabredeten uns zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant unseres Fitness-Studios „Tequila Paradise“. Die dortigen Hühnchen- und Rinder- Bruschett sind sehr beliebt und richtig lecker. Dazu gibt es selbst gemachte Kartoffelecken. Auf alles muss man allerdings oft länger als eine Stunde warten. Das war diesmal jedoch gar nicht so dramatisch, da unser Zusammentreffen auch diesmal unterhaltsam und sehr freundschaftlich war. Von vornehmer Zurückhaltung oder Skepsis war gar nichts mehr zu spüren. Étienne verkündete stolz, er würde uns zum Essen einladen denn um „richtige Nachbarn“ zu sein, gebiete es die Gastfreundschaft, Neulinge mit einem Besuch und einem Essen willkommen zu heissen. Wir hatten es also geschafft und sind nun ganz offiziell in die Nachbarschaft aufgenommen. Darauf ein „Skol“!

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