Homevisits

Gestern und heute haben nun endlich die ersten Homevisits stattgefunden. Wir hätten natürlich gern etwas mehr deutsche Vorbereitung in das Ganze hineingebracht, doch zum Schluss lief es einfach mit solidem indischen Chaos. Allerdings hatten wir damit weniger Arbeit und mehr Spaß – vermutlich natürlich auch weniger Ergebnis – aber wie soll man das nun bewerten?
Die Homevisits im April dienen eigentlich dazu, potentielle neue Studenten zu finden, indem man über die Dörfer fährt und schaut, was sich da so im letzten Jahr ereignet hat. Also starten wir am Morgen nach unserer Sprachnachhilfestunde, die wir regelmäßig jeden Tag für die Lehrer eingeführt haben, zu einem wilden Ausflug aufs Land.
Sonja und ich hätten vermutlich die Lehrer in Zweiergruppen eingeteilt, vermutlich jeweils ein Mann und eine Frau, damit man auch alle Familienmitglieder ansprechen kann, so wälzt sich hier aber ein Pulk von mindestens 6 Lehrern in jeden Haushalt. Wir bleiben mitten in der Pampa bei einzelnen Farmhäusern stehen und versuchen herauszubekommen, ob es Kinder im Schulalter gibt, deren Eltern bereit sind, sie auf eine englischsprachige Schule zu schicken.
Dabei wird regelmäßig auch nach einem gewissen materiellen Wohlstand geschaut. Ganz armselige Hütten werden ausgelassen, da sich die Eltern noch nichtmal die tägliche Busfahrt zur Schule leisten könnten selbst wenn irgend jemand (Spender, der Staat, die Schule) für das Schulgeld aufkommt (6000 Rupien für das Schulgeld und 500 im Monat für den Bus, Umrechnungskurs 80). Es ist schon bitter, zu erkennen, das unser kleines armseliges Hüttchen hier für die Umgebung schon einen gewissen materiellen Wohlstand darstellt. Es geht immer noch viel weiter nach unten.
Durch die Homevisits kommen wir mit Unterstützung unserer lokalen Begleiter in Dörfer hinein, in die wir uns ansonsten nicht hineintrauen würden. Insgesamt fühlt man sich aber schon so, wie eine Drückerkolonne, die auf dem Land Abos für die „TAZ“ im Doppelpack verscherbeln möchte. Wir treffen sozusagen nicht auf ungeteilte Begeisterung.

In einigen Haushalten werden wir jedoch freundlich aufgenommen, am Ende des Tages habe ich dreimal Tee und vier Zitronenwasser und vermutlich nun doch meinen ersten Magenkollaps durch haufenweise ungefiltertes Wasser vom Land erhalten.
Es ist daher verwunderlich, dass wir am Ende trotzdem mit 20 potentiellen Studenten wieder zu Hause ankommen. Wir drücken die Daumen, das davon tatsächlich auch einige zu uns kommen.

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