Es war Samstag und wir hatten eine arbeits- und erlebnisreiche Woche hinter uns. Ausschlafen, abhängen und etwas lesen, vielleicht noch was kochen?! Das war unser Plan für den Tag. Doch erst eimal sassen wir, noch ein wenig verschlafen, auf unserer Couch und tranken unseren morgendlichen Kaffee.
Seit einem Jahr haben wir unsere Couch, made in Rwanda. Sie ist aus Massivholz und an einer Seite mit Imigongo- imitierter „Schnitzerei“ verziert. Keine richtig gemütliche „Kuschelcouch“ aber bequem zum Sitzen. Leider waren die blauen Sitzbezüge durch den Staub bereits nach kurzer Zeit verschmutzt. Jedoch hatte ich mich bisher nicht aufraffen können, sie zu waschen. Schließlich kam ohnehin ganz schnell immer wieder neuer Staub hinzu und bis zur Regenzeit würde es auch nicht viel besser werden. Einen Schonbezug (Decke) auf die Sitzfläche zu legen, wie ich es von meinen Großeltern kannte, davon war ich weit entfernt.
Doch Thomas meinte, wir sollten die Bezüge endlich mal abziehen, waschen und die hellgrauen Ersatzbezüge ausprobieren. Sie stünden noch gut verpackt im Schrank. Heute sei doch Zeit dafür! Das war eigentlich nicht mein Plan aber wenn der Mann im Haus schon mal solch einen ungewöhnlichen Vorschlag unterbreitet, kann ich den auf keinen Fall ignorieren.
Wir nahmen zuerst die mit Klettstreifen an der Rückenlehne befestigten schmalen Kissen ab und begannen mit dem Abziehen. Die Rückenlehnen waren gut gepolstert und so musste einer von uns das Kissen halten und der andere zog den Bezug millimeterweise über das Innenleben. Auf gleiche Weise handhabten wir das Beziehen mit den Ersatzbezügen.
Nun noch die drei großen gepolsterten Sitzkissen. Doch das schien noch schwieriger zu werden. Die Polsterung war so hart und fest, dass sich das Kissen keinen Zentimeter biegen liess. Der Bezug steckte fest. Jeder von uns setzte sich rittlings auf ein Kissen und versuchte es mit Hilfe des Körpergewichts (und das sind schon ein paar Kilo) zusammen-zupressen. Es tat sich nix! Das konnte doch nicht wahr sein! Schweißgebadet standen wir vor den halb abgezogenen Kissen und fluchten. Thomas holte aus lauter Verzweiflung unsere Spanngurte aus dem Auto und wollte damit die Sitzkissen zusammendrücken und ich sollte die Bezüge darüberstülpen und hochziehen. Oh mein Gott! Was für ein verfluchter Aufwand wegen der schei… Kissenbezüge. So hatte ich mir einen entspannten Samstagmorgen nicht vorgestellt.
Aber auch der Versuch mit den Spanngurten schlug fehl denn die großen Kissen konnten nur an einer Stelle ganz eng zusammengeschnürt werden und dann…? Wir wussten genau, dass wir die Ersatzbezüge auf keinen Fall allein drauf bekämen. Daher riefen wir die Herstellerfirma „Inwood“ an. Zu unserem Erstaunen säuselte die Chefin Bernadette ins Telefon, wir könnten gern mit den Kissen im Showroom des Hotels „Lemigo“ vorbei kommen und einer ihrer Angestellten würde uns helfen. Sie ging bestimmt davon aus, dass wir unsere Betten und Kissen wie die Einheimischen durch Haushaltshilfen bezogen bekommen. Muzungus halt, können nicht mal selbst Kissenbezüge wechseln. Ich sah sie förmlich am Telefon schmunzeln. Aber ihr Angebot war trotzdem nett und wir mussten es annehmen. Keine andere Chance! Also packten wir die drei großen Sofa-Kissen und die neuen Bezüge ins Auto und fuhren zum „Lemigo“. Dort würde ganz fix alles gewechselt werden und der Samstag war gerettet.
Thomas und ich mussten uns das Lachen verkneifen, als wir die redlichen Bemühungen des Angestellten sahen. Er wollte sich keine Blösse geben, drehte und wendete die Kissen unzählige Male aber es tat sich nix, gar nix! Der Bezug ging keinen Zentimeter vor und zurück. Wir erklärten ihm daraufhin, dass die Bezüge wahrscheinlich neu genäht werden müssten und an zwei Seiten zu öffnen sein sollten, um dieses Drama zu vermeiden. Außerdem könnten dann auch gleich noch Bänder angebracht werden, mit denen die Kissen am Holzgestell festgebunden werden, damit sie nicht mehr verrutschen. Die bisherige Lösung mit dem Klettverschluss war auch suboptimal!
Verständnislose Blicke und ratloses Achselzucken. Die Verständigung mit „Google translate“ war nur bruchstückhaft möglich. Aber immerhin konnten wir den Angestellten überzeugen, mit uns nach Hause mitzufahren und vor Ort alles auszumessen. Glückwunsch!
Zur besseren Verständigung hatten wir zu Hause unseren Guard, Florent dazugeben. Doch auch zu dritt hatten wir keine Chance und kämpften verbal und körperlich weiter mit den Kissen.
Unterdessen war es Nachmittag und das Ergebnis nicht viel anders als am Morgen. Also packten wir 3 Sitz- und 3 Rückenlehnenkissen ins Auto und fuhren mit dem Angestellten zur Werkstatt von „Inwood“. Dort sollte nun in den kommenden Tagen alles gerichtet und neu zugeschnitten werden.
Auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt! Eine Rückmeldung haben wir nach einer Woche bisher noch nicht erhalten.