Das Prinzenpaar von Kigali

Seit langem war unsere Gegeneinladung zum Abendessen bei Solange und Jacob geplant. Durch den Lockdown und die nachfolgenden Einschränkungen (home office und home schooling) hatte es jedoch bisher noch nicht geklappt. Nun stand unsere Urlaubsreise nach Deutschland kurz bevor und die beiden wollten unsere Verabredung nicht weiter verschieben. Mit ausreichend Wein machten wir uns auf den Weg nach Kicukiro, um in fast unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem dort angemieteten Haus mit den beiden einen gemütlichen Abend zu verbringen.

Das Haus von Solange und Jacob mit kleinem Garten war unspektakulär von seiner Lage. Es war von Mauern umgeben, die den Blick auf die zahlreichen anderen kleinen Stadthäuser im Tal eher einschränkten. Jedoch drinnen residierte das „Prizenpaar von Kigali“ in neoklassizistischer Bescheidenheit. Der zwei- und der vier-jährige Sohn wurden von einer Kinderfrau versorgt und ein extra für den Abend bestellter Koch bereitete in der Küche das Essen vor. Wir nahmen im Wohnzimmer Platz und warteten auf die Ansage „Dinner is ready!“

Als Starter gab es die traditionellen Brochettes, Rindfleischspieße, die normalerweise ohne Gemüse serviert werden. Diesmal ähnelten sie durch abwechselnd aufgespießte Zwiebelscheiben und Parika eher unseren bekannten Schaschlikspießen. Sehr zart und wunderbar gewürzt! Lecker! Dazu einen Rosé für die Damen und Bier für die Herren. Zum Wohl!

Das Abendessen war als Buffet in der Küche angerichtet. Wir wurden mit einer Tansanischen Reisspezialität (scharf gewürzt und mit Fleischstücken) verwöhnt denn Solange und Jacob sind in Tansania aufgewachsen und auch erst vor ca. 5 Jahren zu ihren Wurzeln in Ruanda zurückgekehrt. Außerdem gab es die bekannten und sehr leckeren Backbananen, leicht kandiert sowie gebackene Kartoffelhälften. Dazu passten ganz wunderbar die gegrille Hähnchenkeulen in scharfer Zitronen-Zwiebel-Sauce und der bunte gemischte Salat. Alles war geschmacklich großartig und noch dazu optisch professionell angerichtet.

„So werden Gäste in Ruanda empfangen!“, verkündete Jacob mit einem breiten Lachen. Eigentlich fehle noch ein richtiges Empfangskommittee aus mehreren Personen, die meist auch in weiterer Verbindung zur Familie des Hauses stehen. Dadurch wolle man den Gästen zeigen, wie viel Wertschätzung und Achtung man ihnen entgegenbringe. Für uns war diese Aufmerksamkeit schon vollkommen ausreichend und wir fühlten uns geehrt.

Da 21:00 Uhr die Ausgangssperre beginnt, ist immer nur begrenzt Zeit für ausgiebige Diskussionen über Meinungsfreiheit in Ruanda, Sicherheit im Alltag, Korruption, Pro und Contra im Vergleich zu den Nachbarländern sowie die Chancen für Frauen im Job. Es ist oft sehr schade, die gerade in Gang gekommenen offenen Gespräche bei Besuchen abrupt zu beenden. Aber auch diesmal brachen wir nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr 20:37 Uhr umgehend auf, um nicht in die Polizeikontrollen zu geraten.

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