„Trau dich zu träumen!“ So lautet der Name eines Fonds, zu dem ich gekommen bin, wie die Jungfrau zum Kind. Ich kann gar nicht mehr im Detail rekapitulieren, weshalb ich die Bekanntschaft der Fond-Gründerin, Gabriella gemacht habe. Beth von „Seeing Hands Rwanda“ hatte sie zu einem unserer üblichen Treffen eingeladen und da war sie dann. Eine beeindruckende aber auf den ersten Eindruck auch ein wenig einschüchternde Erscheinung. Gabriella ist Künstlerin, Buchautorin und sozial über alle Maßen engagiert. Als Tochter aus gut situierter Familie hat sie an der Harvard Universität Psychologie studiert. Ihr Vater war Chef eines bekannten Kreditinstituts in Ruanda, ihr Bruder leitet eine deren Filialen hier in Kigali und Vertreter der Familie sind im Management Board der African Leadership University Rwanda. Somit ist Gabriella nicht nur mit besonderer Intelligenz sondern auch mit besonderen finanziellen Möglichkeiten ausgestattet, welche sie dankenswerter Weise für benachteiligte Menschen in Afrika nutzen möchte. Ihr Pilotprojekt zur Unterstützung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen beginnt sie in Ruanda. Welch ein Glück für Beth und mich, da wir nun unsere zwei kleinen Projekte für blinde Frauen auf Gabriellas Wunsch in ihr visionäres Großprojekt einbinden können. Ihr Traum ist die Errichtung eines Campus für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Verschiedene Wohnmöglichkeiten, ein Krankenhaus, Bildungs- und Ausbildungsstätten und eine gut ausgebaute öffentliche Infrastruktur sollen entstehen. Wie das genau ausschauen wird, ist mir bisher noch nicht ganz klar. Grund und Boden dafür besitzt ihre Familie in Kigali bereits. Sollten wir wirklich Teil eine so visionären Projektes hier in Rwanda werden können? Kaum vorstellbar! Aber „dare to dream“ ist die Aufforderung, der Beth und ich nun auch folgen.
Der Hintergrund ihres Engagements beginnt jedenfalls mit einem Kinderbuch, das Gabriella geschrieben hat. „Necklaces for the Headless“, wörtlich übersetzt „Halsketten für die Kopflose“, eine Geschichte über ein Mädchen mit deformiertem Kopf (Treacher Collins Syndrom). Das unerwartet große Interesse an dem Buch und der Erlös von dessen Verkauf haben Gabrielle darin bestärkt, „to make the invisible visible“. Ein besonders hier in Ruanda sehr passender Arbeitsansatz, „die Unsichtbaren sichtbar zu machen“. Seither widmet sich Gabriella unermüdlich den vielen in der Öffentlichkeit noch „unsichtbaren“ Menschen mit speziellen Bedürfnissen, ihren Alltagssorgen und Nöten.
Als ersten Schritt im Rahmen des Großprojektes wird eine Datenanalyse bzw. -sammlung erfolgen, um eine Statistik zum Thema Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Rwanda zusammenstellen zu können. Daher will Gabriella mit Beth und mir alle Districts in Rwanda (besonders auch die ländlichen Regionen) mehrfach aufsuchen, die dortigen Verantwortlichen zu konkreten Zahlen von Menschen mit speziellen Bedürfnissen befragen und danach eine Zusammenstellung präsentieren, die den Handlungsbedarf im gesamten Land darstellt. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben.
Mal sehen, wie sich die weitere Zusammenarbeit gestaltet und welche gemeinsamen Aktivitäten wir initiieren können.