Afrikanisch Kochen

Die Rwandische Küche zeichnet sich leider nicht dadurch aus, dass sie besonders kreativ, gut gewürzt und damit schmackhaft ist. Hauptgerichte sind Reis mit Fleischspießen (Bruchete) oder Gerichte aus Manjock und Kochbananen.
Allerdings bietet die Hauptstadt zahlreiche Restaurants, die die internationale Küche sehr gut repräsentieren. So findet man Italienische Pizzerien, Asiatische und Griechische Restaurants sowie äthiopische und orientalische Küche. Sogar ein Türkisches Café, in dem man auch Döner und Dürüm bestellen kann, haben wir im Zentrum zufällig entdeckt. Erstaunlicherweise mangelt es auch nicht an vegetarischen und veganen Angeboten, obwohl die rwandische Küche ansonsten sehr Fleisch lastig ist. Von Freunden wurde uns sogar ein auf vegane Küche spezialisiertes kleines Restaurant, das AFIA empfohlen. Lotti und ich hatten es im Oktober ausprobiert, es war sehr lecker und auch vom Ambiente gemütlich.

Trotz der fehlenden kulinarischen Bandbreite wollten Thomas und ich immer mal „einheimisch“ kochen und so lud uns Elisabeth, eine Kollegin von Thomas, zu sich nach Hause ein. Gemeinsam wollten wir Cassava und Fufu zubereiten. Na ja, sie hatte schon gut vorgekocht und wir kamen nur noch zum „perfekten finish“. Cassava ist ein gut gewürzter Brei aus gekochten Manjockblättern, ähnlich unserem Spinat. Die Manjockblätter müssen jedoch sehr gut gewässert werden, da die Pflanze zu den Wolfsmilchgewächsen zählt und daher eigentlich giftig sind. Auch die Manjockwurzel wird üblicherweise geschält, getrocknet und dann zu weißem Mehl zerrieben. Dieses wiederrum wird mit Wasser aufgekocht und ungewürzt zu einem zähen durchsichtigen klebrigen Brei (Fufu) verarbeitet. Der ist gar nicht lecker, macht aber satt und bringt viele Nährstoffe in die sonst so einseitige Ernährung der Bevölkerung.

Für die Zubereitung von Fufu kommt ein spezieller, großer Holzlöffel zum Einsatz und die Rührtechnik ist auch sehr speziell. Was soll schon schief gehen, denkt man. Rühren ist rühren! So unspektakulär ist es jedoch nicht. Verwendet man die falsche, z. B. europäische Rührtechnik, nämlich einfach nur im Topf herumkreisen, wird der Brei klumpig und nicht glatt und zäh, wie er nun einmal sein soll. Das Fufu-Rühren ist in gewisser Weise kraftaufwendiger, daher wird der Topf auch zwischen die Füße geklemmt und die Manjockmasse auf eine bestimmte Art und Weise hin und her gerollt. Nach so einer Kraftanstrengung hat sich zumindest die Köchin das Essen redlich verdient.

Wir verbrachten einen sehr schönen Abend und hatten viel Spaß bei der
Zubereitung. Zwei Freundinnen von Elisabeth waren auch noch mit dabei. Eine der beiden hatte vor wenigen Wochen gerade geheiratet und berichtete von den rwandischen Hochzeitstraditionen. Ihr Mann lebe in Belgien, erzählte sie und durfte zur Hochzeit nicht einreisen. Daher hatte die 200 Personen umfassende Hochzeitsfeier in Kigali ohne ihn aber mit seiner Familie stattgefunden. Uns kamen sofort die Hintergründe des Genozids in Erinnerung und wir waren vorsichtig mit Nachfragen, obwohl wir gern die Zusammenhänge verstanden hätten. Na ja, vielleicht ergibt sich ja nochmal ein Wiedersehen und wir erfahren mehr.

Grenzerfahrungen

Thomas und ich waren ganz wunderbar ins neue Jahr gekommen. Am 01.01. packten wir gleich früh unsere Rucksäcke, verstauten auch noch unseren 20-Liter-Wasserspender im Auto und brachen zum Neujahresausflug nach Uganda auf. Die Reifen würden die Strecke nach den gestrigen Ereignissen ja wohl durchhalten?! 5 Tage wollten wir am Bunyonyi See, nur eine Stunde hinter der Landesgrenze gelegen, verbringen. Diesen Ausflugstipp hatten wir von einem rumänischen Arbeitskollegen von Thomas bei einem gemeinsamen Dienstessen bekommen.
Wir waren auch gut vorbereitet. Unsere ruandischen Ausländerausweise, auf denen wir wie Schwerverbrecher ausschauen, lagen griffbereit. Die Reisepässe hatten wir eingepackt und die Autopapiere inkl. Versicherung klemmten hinter der Sonnenschutzblende im Auto. Es konnte also los gehen!

Die Autofahrt war entspannt, ohne die nervigen LKWs, die sonst bei Überlandfahrten das Vorwärtskommen nur im Schritttempo, und das ist nicht übertrieben, ermöglichen. Wir fuhren an einem üppig grünen Tee-Tal entlang und die Sonne strahlte. Nach zwei Stunden kamen wir an der Grenze an und überreichten dem ruandischen Grenzbeamten stolz unsere neuen und erst eine Woche alten Ausweiskarten.

Doch so einfach sollte es nicht sein. Wir wurden aufgefordert, einige Meter zurückzufahren und uns bei der Immigrationsbehörde anzumelden. Dort würden wir mit unseren neuen Ausweiskarten je einen „Einreiseschein“ erhalten. OK! Gesagt, getan! Das dauerte auch nur wenige Minuten, da wir zu dieser Zeit noch fast allein am Grenzübergang waren. Von der Immigrationsbehörde wurden wir zur Polizeikontrolle geschickt, da auch unsere Autopapiere überprüft werden mussten. Auch hier übergaben wir zuversichtlich dem Beamten die Unterlagen, doch leider reichten unsere Fahrzeugpapiere zum Passieren nicht aus. In ihnen stand noch der Name des ehemaligen Besitzers. Wir hatten das Auto aufgrund der bisher fehlenden ruandischen Ausweise noch nicht umgemeldet. Das sei auch nicht unbedingt erforderlich, wurde Thomas gesagt. Grenzüberfahrten seien trotzdem möglich. Auch ein gültiger Versicherungsschein verbesserte unsere Situation nicht. „Der ist aber auch nur für Ruanda gültig.“, kam es aus dem offenen Schalterfenster. Auch das noch! Wir sollten doch bitte nachweisen, dass wir rechtmäßige Besitzer des Autos seien und hätten doch bestimmt einen Kaufvertrag, den wir zeigen könnten. Na klar doch! Aber eben nicht mit und nicht hier, sondern in Kigali in der Schublade. Wer reist schon mit einem kompletten Kaufvertrag durch die Lande? Aber vielleicht hatte Thomas ja noch eine Kopie davon auf seinem Handy? Hektisches Suchen und…leider nein! Mit den vorhandenen Papieren war uns also ein Besitznachweis für das Auto nicht möglich. Wir standen tatsächlich an der Grenze und kamen nicht rüber?! Oh nein, bitte nicht! Die ganze Fahrt und auch die Vorfreude umsonst? Warten! Überlegen! Wir würden tatsächlich umdrehen und am nächsten Tag mit dem Kaufvertrag zurückkommen müssen?!
Thomas versuchte den ehemaligen Besitzer telefonisch zu erreichen, aber es war Feiertag und da schlief der wohl etwas länger. Verdammt! Warten! Warten!
Nach einiger Zeit klingelte Thomas Telefon und der Altbesitzer meldete sich etwas verwundert. Wir übergaben das Telefon an den Grenzbeamten und am Ende des Gespräches hatte man sich darauf geeinigt, dass der ehemalige Besitzer per Whatsapp eine schriftliche Erklärung an die Polizeibehörde schicken könne, in der er bestätigte, dass wir das Auto von ihm gekauft hatten. Erleichterung! Das war also geklärt. Es dauerte auch nicht lange und wir hatten unseren „Autoeinreiseschein“. Damit ging es nun weiter zu einem „zufällig“ an der Grenze vorhandenen Versicherungsbüro, denn wir brauchten ja noch eine separate Autoversicherung für Uganda. Diese war natürlich hier vor Ort für eine Woche so teuer, wie ansonsten der Aufstockungsbetrag für unseren Autoversicherungsjahresbeitrag. Ärgerlich, aber machbar. Wir wollten nun nach der ganzen Aufregung, die schon hinter uns lag, unbedingt nach Uganda einreisen. Da auch die staatliche Computertechnik an der Grenze nicht immer hundertprozentig funktioniert, dauerte die Antragstellung für die 5-Tage-Versicherung etwas länger als vermutet. Aber geduldig zu sein, haben wir unterdessen ganz gut gelernt. Daher besorgten wir uns erst einmal zwei Cola und zwei frittierte gefüllte Teigtaschen für unser Mittagessen und nach 1 Stunde hob sich für uns endlich der Schlagbaum.

Allerdings begann nun ein ähnliches Prozedere auf der ugandischen Seite.
Erste Station war wieder die Immigrationsbehörde mit dem üblichen Ausfüllen eines Einreiseformulares und der Übergabe unseres ruandischen „Einreisescheines“. Es folgte als zweite Station die offizielle Passkontrolle bei der Polizei mit erneuter Kontrolle unserer Autopapiere
und der Übergabe der Genehmigung zur Einfuhr des Autos von den ruandischen Behörden. Überall notierten gelangweilt blickende Beamte unsere Ausweis-, Auto- und Passnummern händisch in große Bücher. Doch ohne nennenswerte Unterbrechung überstanden wir alle Nachfragen und Kontrollen. Zu guter Letzt schrieb uns sogar ein Beamter noch drei Worte in „ugandisch“ auf: Hallo! Guten Tag! Danke! Da Uganda jedoch 54 sehr unterschiedliche Dialekte und Sprachen im Land vereint und sich die Einheimischen untereinander oft nicht verständigen können, ist Englisch die Amtssprache. Hatten wir ein Glück! Wir würden also die drei doch recht komplizierten Worte vermutlich gar nicht nutzen müssen.

Etwas unsicher fuhren wir diesmal an die Grenzschranke heran, doch sie
öffnete sich und so waren wir nach zwei Stunden Grenzkontrollmaßnahmen fast an unserem Reiseziel.

Nicht nur das Jahr wird gewechselt

Pünktlich zum Jahreswechsel waren Thomas und ich ab 30.12. wieder in Kigali. Der Temperaturwechsel von um die 0°C in Deutschland auf 25°C in Kigali hatte mir kurz vor dem Jahresende einen kleinen Infekt gebracht. Doch davon wollten wir uns nicht abhalten lassen und das neue Jahr in einem Dachterrassenrestaurant mit Blick über Kigali, leckeren Cocktails und vorzüglichem Essen feiern.
Der letzte Arbeitstag für Thomas war der 31.12. danach waren 5 freie Tage geplant, da der 02.01.2020 Brückentag in Ruanda ist und sich spontan zusammenhängend freie Tage ergeben hatten. Daher wollten wir gleich am 01.01. mit dem Auto nach Uganda an den Bunyonyi See fahren, eine ca. 2- 3 Stunden Fahrt.

Am Silvestermorgen fuhr Thomas erst einmal wie üblich zur Arbeit und wurde von unserem Security-Guard darauf aufmerksam gemacht, dass wir einen platten linken Vorderreifen hätten. Nein! So ein Mist! Ich war doch am Tag zuvor noch mit dem Auto zum Einkauf unterwegs gewesen und hatte es ohne Defekte vor dem Haus wieder abgestellt. „Kein Problem!“, meinte Thomas. Er würde zeitiger von der Arbeit nach Hause kommen und dann den Reifen wechseln. Und auf jeden Fall könnten wir am nächsten Tag nach Uganda fahren. Ich schlug vor, unseren Bekannten anzurufen. Schließlich hatten wir schon einige Reparaturen und Werkstatttermine mit ihm gemanagt. Aber Thomas wollte nicht schon wieder auf fremde Hilfe angewiesen sein und so kurz vor den Silvesterfeierlichkeiten jemanden nerven. Schließlich hatte er ja auch schon mehrfach die Winterreifen an unserem Scoda in Berlin gewechselt, also alles kein Problem. Klang logisch!

Nach seinem Feierabend sollte es gleich mit dem Reifenwechsel los gehen. Doch wir mussten feststellen, dass wir gar kein Werkzeug hatten bzw. dass, was wir hatten durch eingedrungenes Regenwasser im Kofferraum verrostet und die Maulschlüsselgröße für die riesigen Schrauben zu klein war. Ich klopfte bei unserem Nachbarn und fragte nach passendem Werkzeug, schließlich hatten alle hier so einen Land Rover oder einen anderen Jeep, der ja mal repariert werden musste. Doch Fehlanzeige!
Somit musste Thomas mit dem Motorrad doch noch zur „Werkstatt unseres Vertrauens“ fahren, um sich dort Werkzeug abzuholen. Zu meinem großen Entsetzen kam er jedoch mit einem schweren Hammer und einem eisernen Stemmkeil zurück. „Die Verankerung des Reserverades muss aufgemeißelt werden!“, war die Antwort in der Autowerkstatt auf die Schilderung unseres Problems. Na dann viel Spass!
Ich war schon fast ausgehfertig in feinster Abendgarderobe, doch nun stand erst einmal schweißtreibende körperliche Arbeit an, für Thomas und Alex (unser diensthabender Security-Guard) jedenfalls. Sie hämmerten 1 Stunde lang abwechselnd um die Wette, bis die riesige Schraube, mit der das Reserverad an der Heckklappe des Autos befestigt war, durchgeschlagen und das Rad abnehmbar war.

Das eigentliche Reifenwechseln ging dann natürlich fix und Thomas fuhr erneut zur Werkstatt. Dort sollte der Reifen geflickt und auch gleich noch ein ausstehender Ölwechsel gemacht werden. Unterdessen war es 18 Uhr und von Ausgehstimmung zum Jahreswechsel noch keine Spur.
Thomas kam mit der Info aus der Werkstatt zurück, man hätte kein Loch im Reifen finden können, uns hätte wahrscheinlich jemand die Luft rausgelassen. Na das wurde ja immer besser. Wie konnte das denn sein? Das Haus wurde doch täglich 24h bewacht! Ich war zuletzt mit dem Auto gefahren, ohne einen Platten zu bemerken und das hätte ich bestimmt bei diesen Straßenverhältnissen, da war ich mir sicher. Sehr merkwürdig das Ganze, aber wir fanden keine Erklärung.
Egal, nun war ja alles wieder gerichtet und auch durch die Werkstatt professionell abgesichert.
Thomas machte sich ausgehfertig. Festlich gekleidet spazierten wir 30 Minuten zur nächsten Bushaltestelle, um mit dem lokalen Bus in die Innenstadt zu fahren. Schließlich wollten wir ja auf das neue Jahr anstoßen und danach sicher nach Hause zurückkehren. Leider fuhr der uns bekannte City-Bus 203 zu dieser Zeit wohl nicht mehr und wir mussten einen Umweg bzw. eine Umfahrung mit einem anderen Bus nehmen. Der war erstaunlich voll und wir standen dicht gedrängt. Außerdem sorgten wir ein wenig für Aufregung, da mein elektronisches Bus-Ticket vorerst nur für eine Fahrkarte ausreichte. Ich hatte vergessen, die Anzahl der Reisenden beim Einsteigen in den Ticketscanner einzugeben. Nun mussten wir warten, bis die Karte erneut scannbar war. Skeptische Blicke vom Busfahrer! Im Gespräch mit einigen Mitreisenden erfuhren wir, dass viele Einheimische zur ihren Heimatgemeinden in die Kirche fuhren, um den Abend lang für ein gutes neues Jahr zu beten.
An einer uns bekannten Kreuzung stiegen wir aus, da der Bus ja eigentlich in eine ganz andere Richtung unterwegs war. Von dort mussten wir dann noch einmal 30 Minuten zu Fuß bergauf zum Restaurant laufen. Durchgeschwitzt kamen wir gegen 21:00 Uhr an dem Hotel mit der vielfach empfohlenen Dachterrasse an.
Auch ohne Reservierung ergatterten wir den letzten Tisch für zwei Personen etwas abseits des Trubels und mit Blick auf das Geschehen im Saal sowie auf die Lichter der Stadt. Wunderschön! Für 25 EUR pro Person konnten wir an einem gigantischen Buffet teilnehmen, was keine Wünsche offenließ. Dann spielte noch eine Live-Band, die wir aus „unserer“ Freitags-Bar, dem 514, gut kannten. Der Sänger winkte uns zu und es fühlte sich fast an wie zu Hause. Wir kannten jemanden und waren nicht allein.
Sobald afrikanische Popsongs oder auch traditionelle Lieder erklangen, sprangen wie erwartet alle von ihren Sitzen auf, sangen und tanzten. Väter mit ihren kleinen Töchtern, kleine Gruppen junger Frauen aber auch Männer, die sich mit erstaunlichen Schrittkombinationen rhythmisch bewegen konnten. Sehr schön anzusehen! Unerwarteterweise wurden wir von unseren Tischnachbarn, einer Gruppe junger Männer und Frauen sowie einer Mutter mit ihren 3 Kindern umgehend zum Mittanzen aufgefordert. Wir ruinierten zwar die Choreografie, hatten aber trotzdem richtig Spaß!
Wenige Minuten vor Mitternacht drängten sich alle an den Rand der Dachterrasse und zückten ihre Handys. Was würde wohl passieren? Nix! „Nun sind wir im neuen Jahr angekommen!“, verkündete plötzlich der Sänger der Band. Kurzes Jubeln und Anstoßen, drei aufleuchtende Feuerwerksraketen am Himmel über dem Convention Center und…Stille! In der ganzen Stadt Stille! Keine einzige Rakete, kein Böller, kein Glockenläuten. Stille!

Ein wenig wurde noch getanzt, aber allmählich leerte sich der große Saal und auch wir bestellten ein Taxi und fuhren nach Hause.
Es war ein sehr schöner Abend. Wir hatten etwas Zeit, beim Essen das alte Jahr auszuwerten und unser Tätigsein zu reflektieren aber Ziele für das neue Jahr haben wir uns nicht gesetzt. Wir hoffen nur inständig, dass es uns und all unseren Freunden sowie der Familie auch 2020 gut gehen wird, dass alle gesund bleiben oder werden und wir uns bald alle wiedersehen.

Auf ein schönes neues Jahr!

Weihnachten in Deutschland

Endlich war es soweit! Am 20.12. sind wir mit einigem „Umsteigeaufwand“ nach Deutschland geflogen. Erst der gewohnte kurzer Zwischenstopp in Entebbe (Uganda), danach Weiterflug nach Brüssel, von dort nach Frankfurt/Main und schließlich Ankunft 13:00 Uhr am 21.12. in Berlin/Tegel. Wir waren ganz schön platt aber das gemeinsame Weihnachtsfest und die Zeit mit der Familie und Freunden würde uns für vieles entschädigen. Lotti holte uns vom Flughafen ab und chauffierte uns mit unseren zwei großen, aber leeren Hartschalenkoffern (für unsere Einkäufe zum Mitnehmen nach Ruanda) zum Ostkreuz. Dort trafen wir uns gleich 14:30 Uhr im „Übereck“ mit Daggi. Was für eine Wiedersehensfreude nach so langer Zeit. Zu unserer großen Überraschung kamen dann auch noch Leo und Larissa dazu. Es war die perfekte Ankunft und ein schönes und herzliches Willkommen!

Am Spätnachmittag gegen 17:00 Uhr fuhren wir mit dem Regionalzug RE 2 dann vom Ostkreuz weiter nach Cottbus, wo uns meine Eltern vom Bahnhof abholten. Auch hier war die Wiedersehensfreude riesig. Weihnachten konnte kommen!
Für uns kulturausgehungerten Fernreisende hatten meine Eltern ein Orgelkonzert in Großkmehlen an der dortigen „Silbermannorgel“ ausfindig gemacht, welches wir am 22.12. zur Einstimmung in die Weihnachtszeit besuchten. Wir genossen die Atmosphäre sehr und den riesigen (echten) Weihnachtsbaum in der Kirche. Anschließend ging es zum Abendessen in „Richters Gasthof“, einen kleinen Familienbetrieb im Ort. Wir bestellten erst einmal alle eine heiße Zitrone denn an diese Temperaturen waren wir nun gar nicht mehr gewöhnt und ein Durchwärmen war dringend nötig.

Der 23.12. verlief ganz in Familientradition: der Weihnachtsbaum musste aufgestellt und geschmückt werden. Das ist alljährlich meine Aufgabe gemeinsam mit meinem Väterchen und dabei gibt es ausnahmsweise auch schon mal zu einer eher ungewöhnlichen Tageszeit ein Glas Rotwein. Die Kreativität soll schließlich fließen! Das tat sie dann auch, denn wir dekorierten erstmalig in Weiß und verzichteten auf das traditionelle Rot am Weihnachtsbaum. Ein weißer Baum war nach vielen Jahren des traditionellen Schmückens der große Wunsch meiner Mutsch und den wollten wir unbedingt erfüllen. Die Schleifen, Kugeln und Porzellananhänger hatten Thomas und ich am Vortag noch schnell durch glückliche Umstände besorgen können. Überraschung gelungen! Festlicher Glanz ganz in weiß! Weihnachten konnte kommen!

Auch die weiteren Fest- und Feiertage mit Alt, Jung und ganz Jung waren sehr harmonisch. Es gab wie erwartet leckeres Essen, selbst gebackene Plätzchen und vorzüglichen Mohnstollen. Nach dem Probieren von mindestens 5 verschiedenen Whiskysorten am Abend war das Stellen von Detektiv-Fragen zu „Black Stories“ nach Kriminalfällen von Sebastian Fitzek nicht mehr so einfach aber doch noch machbar.

Leider waren die schönen Tage viel zu schnell vorbei. Thomas reiste am 26.12. mit der Jugend bereits nach Berlin zurück, da er noch einen Kontrolltermin im Klinikum Buch ergattert hatte. Ich fuhr mit dem RE 2 am 28.12. nach, denn mir hatte der Weihnachtsmann einen Firseur- und Kosmetikgutschein für den 27.12. unter den Weihnachtsbaum gelegt. Perfekte Planung lieber Weihnachtsmann, danke!

Auf den 28.12. in Berlin hatten wir uns auch schon ganz lange und ganz besonders gefreut: das Wiedersehen mit Meike, Jens und unseren Patenzwillingen Lene und Jara!

Wir hatten leider nur diesen einen gemeinsamen Tag mit Frühstück, kurzem Spaziergang im Kreuzberger Kiez, Wein und Oliven am Abend. Es war schön, wie immer! Meike und Jens hatten extra ihre Abreise in den Silvesterurlaub nach Zingst um 3 Tage verschoben, so dass wir uns so kurz vor unserem Rückflug nach Kigali am 29.12. doch noch treffen und quatschen konnten. Danke!

Wir haben die kurze Zeit mit allen sehr genossen und der Abschied war für uns erneut schwer.

Königspalast

Am 3. Adventwochenende fuhren wir nach Nyanza und Huye. Beide Orte waren in früheren Jahren ebenfalls eine Zeit lang Hauptstadt des Königreiches Rwanda. Dieses wurde im 14. Jahrhundert gegründet. In einem Volksentscheid 1961 entschied sich eine überwältigende Mehrheit der Einwohner für die Abschaffung des Königreiches und für die Gründung einer Republik. Nach Deutscher Kolonialherrschaft von 1884 bis 1916 wurde Rwanda als Teil Deutsch-Ostafrikas 1923 in Belgische Verwaltung übergeben (Neuverteilung der Kolonialgebiete nach dem 1. Weltkrieg) und erhielt erst 1962 die Unabhängigkeit.

Somit ist die königliche Geschichte des Landes gar nicht so alt. Bis 1931 regierte Yuhi Musinga mit einer stattlichen Körpergröße von über 2 Metern in Nyanza und lebte dort in einem der traditionellen afrikanischen Königspaläste. Er wurde jedoch durch die belgische Kolonialmacht ins Exil verbannt und sein Sohn, Mutare III, statt dessen eingesetzt.

Das historische Gelände kann man besuchen, jedoch sind die zu besichtigenden Gebäude lediglich Nachbauten. Trotzdem zeigen sie eindrücklich das Leben des Königs. Ohne Prunk und Reichtümer führte er ein privilegiertes, aber auch einfaches Leben. Die Tradition besagt, dass der König generell mit allen Rwandaerinnen verheiratet ist. Offiziell gab es jedoch nur eine rechtmäßige Königin an seiner Seite, die mit ihm im Königspalast lebte. Mit ihr regierte der König jedoch nicht. Häufig war die Mutter des Königs inoffizielle Mitregentin und eine einflussreiche Persönlichkeit. Das erklärt sich mit der Wahl des Königs. Er wurde von einer Gruppe hochrangiger Persönlichkeiten der Region ausgewählt. Diese Personen kannten alle Kinder des Königs sehr gut und konnten so entscheiden, welches der Königskinder die besten Eigenschaften hatte und die vielversprechendste Entwicklung nehmen würde. Somit musste nicht zwangsläufig der erstgeborene, älteste Sohn die königliche Nachfolge antreten. Jüngere Söhne wurden dann bei ihrer Wahl zum König in der Ausübung des Amtes von ihrer Mutter unterstützt, die auch nach Heirat des Sohnes weiter mit ihm regierte.

Der Königspalast diente als Empfangsgebäude für Audienzen. Davor befand sich ein großer leerer Platz ohne Überdachung zum Schutz vor Regen oder Sonne für die Wartenden. Erstaunlich! Es gab doch schließlich auch früher schon Regen- und Trockenzeiten, vielleicht nicht unbedingt in diesem klimawandelbedingten Ausmaß. Lediglich der König saß geschützt im Eingangsbereich des Palastes und empfing auf einer kleinen Terrasse nacheinander die angereisten Personen. Für längere Gespräche wurde in das Innere der königlichen Palasthütte eingeladen. Dort befand sich auch eine Feuerstelle, die jedoch nicht zum Kochen sondern ausschließlich zum Heizen an „kühleren Tagen“ genutzt wurde. Schließlich waren der Fußboden und die Wände nicht isoliert und es gab auch keine Fenster sondern lediglich einen offenen Eingangsbereich. So belüftete die dauerhaft durchziehende Luft die großen Räume des Palastes.
Weitere Bambushütten z. B. für das königliche Personal aber auch für den Nachwuchs befanden sich ausschließlich hinter dem Palast. Es gab beispielsweise eine Jungfrau, die sich um die Milchversorgung und -lagerung zu kümmern hatte und einen unverheirateten jungen Mann, der sich dem königlichen Bier(brauen) widmete. Beiden stand dafür eine eigene Hütte zur Verfügung und sie wurden durch die Gemeinschaft für dieses Amt ausgesucht.
Lediglich die Königin hielt sich also mit dem König im Palast auf und beide teilten dort ein gemeinsames Schlafzimmer.

Bei Empfängen durften die begleitenden Ehefrauen der um Audienz ersuchenden Männer den Königspalast betreten, mussten sich jedoch in einem hinter leichten Bambuswänden abgegrenzten separaten Raum aufhalten. So waren sie bei den politischen Gesprächen o.ä. anwesend und trotzdem nicht
dabei. Dadurch konnten sie aber ihren Einfluss auf Entscheidungen im Nachhinein versuchen auszuüben, da ihnen die Gesprächsinhalte ja bekannt waren.

Nach der Palastbesichtigung, auf der wir durch einen studierten Soziologen und Anthropologen mit historischen Inhalten versorgt wurden, ging es hinter dem Palast weiter zu den „königlichen Kühen“. Die besondere Rasse brauner Inyambo Rinder mit den sehr ausschweifenden und furchteinflößenden Hörnern wird
hier nach wie vor gezüchtet. Sie ist nicht heilig. Allerdings gibt es bis heute einen Kuhfriedhof hinter dem alten Palast, auf dem die verstorbenen königlichen Kühe beerdigt werden.

Anschließend sind wir zum neuen Königspalast gefahren. Er liegt auf der anderen Seite des Ortes auf einem weiteren der „1000 Rwandischen Hügel“, ist keinesfalls prunk- oder eindrucksvoll, aber man hat einen gigantischen Blick über die Region Nyanza.

Die Region Nyanza/Huye ist ca. 3-4 Autostunden von Kigali entfernt, daher hatten wir uns für eine Übernachtung in einer sehr schönen kleinen Appartement-Anlage etwas ausserhalb von Huye entschieden. Am nächsten Tag entdeckten wir das „Aboretum“, eine verhältnismäßig große Baumanpflanzung von unterschiedlichen Nadel- und Laubbäumen mit vielen kleine angelegten Wald- und Wanderwegen. Dort konnten wir einen kleinen Spaziergang im Gelände machen und traditionelle „Wickelbienenstöcke“ sowie die stark duftende Eukalyptus-Bäume sehen.

Ein unbedingtes „Must-see“ ist die Kaffeerösterei in Huye. Eingerichtet wie ein großes Wohnzimmer, mit einer „Wasch- und einer Packecke“, versinkt man in tiefen weichen Sesseln und kann eine Tasse frisch gemahlenen Kaffee genießen. Der in Rwanda sehr beliebten Huye-Kaffe ist sehr mild und gut bekömmlich. Einige Tüten haben wir auch gleich als Weihnachtsgeschenke für Freunde und Familie mitgenommen. Auf der Rückfahrt duftete es im Auto ganz wunderbar nach dem Kaffee.