Der heutige Tag würde ein ganz entspannter werden. Eine Tagestour zu einem Wasserloch in der Serengeti, an dem wir Zehbra-, Gnu- und Antilopenherden sehen würden. Wir konnten also mal ausschlafen und mussten auch unser Zelt nicht abbauen, da wir noch einmal das gleiche Nachtlager nutzen würden. Im Schlenderschritt spazierten wir nach einem einfachen Frühstück, bestehend aus Milchtee und Chapati, über die Ebene. Sie wandelt sich nach einiger Zeit in die ersten Ausläufer der uns bekannten Serengeti. Diese Bezeichnung stammt von dem Maasai-Word „esirinket“ ab und bedeutet „endlose Ebene“. Die Landschaft wird noch karger, der Boden trockener und man sieht bzw. durchquert trockene Flussläufe. Allerdings bekommt man eine gute Vorstellung davon, welche Wassermassen sich in den ausgetrockneten Fußbetten bewegen, sobald die Regenzeit begonnen hat.
Wir liefen und liefen. Die Zeit verging, aber wir hatten nicht wirklich das Gefühl vorwärts zu kommen. Die in der Ferne erkennbaren Berge rückten nicht wirklich näher. Doch plötzlich sahen wir Umrisse von großen Tieren. Es waren anfangs nur ein, zwei aber mit jedem Schritt kamen am Horizont weitere nur schemenhaft erkennbare dunkle Punkte zum Vorschein, die sich langsam bewegten.
Wir schlichen uns heran und wurden von den Gnus und Zebras wachsam beobachtet. Anfangs flüchteten sie sofort, aber später hatten wir das Gefühl, sie hatten registriert, dass wir keine Bedrohung waren und von uns kein Angriff zu erwarten war. So ließen uns die Leittiere etwas näher an ihre Herde heran.
In größter Mittagshitze erreichten wir das Wasserloch, an dem sich in der Tat zahlreiche Tiere aufhielten. Unsere Begleiter erklärten uns, dass Gnus oft in unmittelbarer Nähe zu Zebras weiden. Letztere sind in der Lage, die langen und meist trockenen Grashalme in der Serengeti abzugrasen. Die Gnus dagegen können sich nur von den kurzen, bodentiefen grünen Büscheln ernähren. Eine natürliche Kooperation zur Nahrungsaufnahme ohne zähe Vertragsverhandlungen. Das hat die Natur doch ganz wunderbar geregelt.
Einen der größten und schwersten, jedoch trotzdem fliegenden Vögel Afrikas (lt. Aussage unserer Guides) haben wir ebenfalls mehrfach gesehen. Die sehr scheue und bis zu 1,30 Meter große Riesentrappe (Kori bustard oder Ardeotis kori struthiunculus) kann bis zu 19 kg wiegen. Sie ernährt sich nicht nur von Beeren und Samen, sondern auch von kleinen Reptilien, Schlangen und sogar Jungvögeln. Aufgrund ihrer weiß-braunen Farbe ist sie im Grasland der Serengeti fast nicht zu erkennen. Doch wir hatten das große Glück!
Unser Rückweg war dann nicht mehr im Schlenderschritt zu absolvieren. Wenga wollte uns die Vielfalt der Ebene zeigen und so ging es Hügel aufwärts und abwärts vorbei an blühenden Weideflächen, einer singulären Maasai-Rundhütte und durch steinige Ausläufer von früheren Lavaströmen. Unterwegs bekamen wir sogar noch einen Sandelholzbaum gezeigt. Ein Ast des Baumes war vor kurzer Zeit abgesägt worden, und so duftete der Stumpf noch relativ intensiv.
Am Nachmittag waren wir wieder zurück an unserem bekannten Zeltlager vor dem Maasai Boma. Die Jugend hatte sich unter dem einzigen Baum der Umgebung versammelt und hörte aus einem dröhnenden Lautsprecher moderne afrikanische Musik. Sogar wir kannten einen der Songs, da er gerade aktuell ist und somit überall in Kigali rauf und runter gespielt wird. Es ist ein tansanischer Song bzw. Künstler aber das wussten wir bisher nicht. Einige wenige Worte konnten wir mitsingen. Das war natürlich DAS Ereignis und sorgte für allgemeine Belustigung.
Thomas hatte den ganzen Tag lang unzählige Fotos geschossen, von denen wir
die Hälfte am Abend wieder löschten. Bilder können ohnehin diese Naturerlebnisse nicht ansatzweise wiedergeben. Wir wünschen uns sehr, dass es uns gelingt sie dann erneut abzurufen, wenn wir Entspannung und Ruhe dringend benötigen.