Nachdem unser Rückflug dreimal verschoben wurde und wir von Brussels Airline über Türkisch Airlines zu KLM wechseln mussten, sind wir am 05.09. wieder in Kigali angekommen. Aufgrund meiner Thrombose, die erst vor einer Woche diagnostiziert worden war, hatten wir auf Business Class upgegradet. Eine kluge Entscheidung, wie sich nach 10 Stunden Flug und weiteren 10 auf den Beinen herausstellte. Außerdem konnten wir so auch mehr Gepäck mitnehmen. Zusätzlich hatten wir auch noch unsere Fahrräder in speziellen Packtaschen verstaut und wollten sie als Sperrgepäck aufgeben.
Vor Flugantritt mussten wir etliche Papiere online ausfüllen und bekamen einen individuellen Gesundheitscode zugeschickt, nachdem wir erneut einen PCR-Corona-Test hatten machen lassen müssen. Außerdem war eine Buchungsbestätigung für ein Hotel in Ruanda erforderlich, wo wir 24 Stunden in Quarantäne bleiben würden. Das Hotel konnten wir aus einer doppelseitig bedruckten A4 Liste, die die Ruandische Regierung zusammengestellt hatte, auswählen. Die Kosten würden von uns getragen werden müssen und begannen bei 200 US$ p.P. und Übernachtung. Eines der preiswerteren „Angebote“, welches wir dann auch wählten, lag bei 65 US$ p.P.
Nach all diesen Recherchen und Vorbereitungen dauerte unser Check in auf dem Flughafen Tegel 45 Minuten. Schließlich mussten alle Unterlagen geprüft und gescannt sowie das Sperrgepäck bezahlt und gesondert aufgegeben werden. Beim Umsteigen in Amsterdam war ein erneuter Temperaturcheck notwendig. Dazu war Gate E1 zum „medical check Gate“ umfunktioniert worden. An unzählige Reisende wurde ein Formular ausgegeben. Der aktuell gemessene Körpertemperaturwert musste dort eingetragen und einige persönliche Fragen beantwortet werden. Ein offizieller Stempel des Flughafengesundheitsdienstes bescheinigte die Richtig- und Wichtigkeit. Damit ging es dann für uns zum Terminal F5 für den Weiterflug nach Kigali.
Bei Ankunft in Kigali wurden alle Reisenden vom Flughafenpersonal mit mobilen Desinfektionsmittelflaschen zur Reinigung der Hände angehalten. Auch vor den Passkontrollschaltern, nur wenige Schritte danach, mussten sich alle erneut die Hände an einem Automaten desinfizieren. Durch einweisendes Personal wurden alle Angekommenen aufgefordert, sich in perfekt ausgemessenen Wartereihen mit Markierungen in einem Abstand von 1,50 Meter zu jeder Seite anzustellen. Diese durften auch auf keinen Fall übertreten werden und nur nach Aufforderung durch das Militär war ein Vorwärts oder ein Seitwärtswechsel in eine andere Reihe möglich. Medizinisches Personal in kompletter Schutzkleidung befragte erneut jeden einzelnen Einreisenden und die gesamten Papiere (individueller Gesundheitscode, Covid-Test, Hotelbuchung, Einreisegenehmigung etc.) mussten erneut vorgezeigt werden. Trotzdem dauerte die Passkontrolle nur 35 Minuten. Alles war perfekt organisiert und bis ins Detail geplant. Nach der Passkontrolle…ja klar, erneute HÄNDEDESINFEKTION! Und weiter ging es zur Handgepäckkontrolle.
Vor dem Flughafen wurden wir bereits erwartet und vom Hotel mit einem Bus abgeholt. Das Hotel hatte sich um die „movement clearance“ (Genehmigung, sich auch nach der Ausgangssperre 19:00 Uhr auf den Straßen Kigali bewegen zu dürfen) gekümmert. Vor dem Einsteigen in den Bus: HÄNDEDESINFEKTION. Nach Ankunft im Hotel: HÄNDEDESINFEKTION. Meine Hände begannen sich bereits wieder „aufzulösen“ in Anbetracht der unzähligen Wasch- und Desinfektionsvorgänge. Aber darum kommt man hier in Kigali nirgends herum. Auch der Mund- Nasen-Schutz ist dauerhaft zu tragen. Aufmerksame Beobachter und extra abgestelltes Personal fordern nachdrücklich dazu auf, sollte man den ausgewiesenen Schutzmaßnahmen nicht selbständig folgen.
Gegen 21:30 Uhr wurde ein dritter Covid-Test im Hotel durchgeführt und all unsere Papiere kamen erneut auf den Tisch. Ich war müde und unterdessen total angenervt von den ewig gleichen Fragen und dem administrativen Papierkram. Aber was half’s? In Berlin kostete ein PCR-Test 200 EUR p.P. (Laborkosten und Leistung des Arztes) dagegen waren in Kigali 60 EUR p.P ja fast Spielgeld.
22:30 Uhr bekamen wir das im Quarantäne-Hotel-Preis enthaltene Abendessen. Die Getränke jedoch würden wir noch zusätzlich bezahlen müssen. Egal! Das machte uns nun auch nicht ärmer, nur ein wenig sprachlos. So gönnte sich Thomas eine Cola Zero und wir waren glücklich, endlich duschen und schlafen zu können.
24 Stunden bis zum Testergebnis war uns versprochen worden, doch es kam am nächsten Tag anders, als erwartet. Die Covid-Testergebnisse ließen auf sich warten und Thomas wurde unleidlich und ungeduldig. Stündlich rief er in der Rezeption an, um aktuelle Informationen zu erhalten. 21:00 Uhr stand dann fest, wir würden noch eine zweite Nacht im „Great Season“ Hotel und ausschließlich in unserem 10qm großen Zimmer verbringen müssen. Im Labor gab es technische Probleme und wir würden den Covid-Test am nächsten Morgen wiederholen müssen. Unsere Stimmung war am Tiefpunkt angelangt.
Die Versorgung zu den Mahlzeiten lief einiger Maßen reibungslos. Wir konnten aus einigen wenigen Gerichten auswählen. Diese wurden dann, oft erst nach einer Stunde in Aluminiumschalen auf dem Hotelflur an uns übergeben. Nach den Mahlzeiten mussten wir das benutze „Geschirr“ ebenfalls auf dem Flur abstellen. Es fühlte sich an, als seien wir Aussätzige. Aber anderen Mitreisenden ging es natürlich ebenso.
Am nächsten Morgen warteten wir auf die telefonische Aufforderung, erneut zum Covid Test in einem extra dafür eingerichteten Konferenzraum des Hotels erscheinen zu müssen. Doch 10:00 Uhr wurde Thomas mitgeteilt, dass das medizinische Personal noch nicht im Haus sei und wir uns gedulden sollten. Da Geduld leider nicht zu unserer beider Kernkompetenzen gehört, stieg die Verärgerung über die fehlende Kommunikation. Aber was hatten wir denn erwartet? Aufgestellte Informationstafeln zum Ablauf des Tests oder persönliche Rückrufe bei fehlenden Ergebnissen? Eigentlich sollten wir es doch unterdessen besser wissen. Sofern man die Verantwortlichen nervt und selbst nachfragt, bekommt man zumindest irgend eine Informationen. Trotzdem sollte man sich nicht (immer) darauf verlassen, dass sie richtig und aktuell ist. Also warten!
11:30 Uhr bekam ich unverhofft die lang erwartete SMS von RBC (Rwanda Biometrical Center), dass mein Covid 19-Test negativ ist! Jubel! Wir konnten „nach Hause“. Leider blieb die gleich lautende SMS für Thomas aus. Aber es konnte ja nun nicht mehr lange dauern. Schließlich waren unsere Abstiche nicht verloren gegangen und das Labor hatte offensichtlich seine „Probleme“ in den Griff bekommen denn mein Ergebnis lag ja schon vor. Doch bis 14:00 Uhr hörten wir weiterhin nichts über Thomas Ergebnis.
Unterdessen hatten wir Mittagessen bestellt und einen Alternativplan überlegt. Ich würde mich mit dem gesamten Gepäck vom Hotel nach Hause fahren lassen und Thomas würde mit einem Motorradtaxi folgen, sobald sein Testergebnis vorläge. Doch der hoteleigene Transporter stand nicht zur Verfügung sondern war im Einsatz auf dem Flughafen. Also ein Taxi musste her. Über das Hotel bekamen wir ein Großraumtaxi vermittelt und mussten nur noch über den Preis verhandeln. Corona führt auch hier zu enormen „Preissteigerungen“. Aber wir wollen fair zahlen und jede Leistung soll auch die dafür angemessene (nicht die preiswerteste!) Vergütung bekommen.
Endlich! 14:30 Uhr kam dann das negative Testergebnis für Thomas. Eilig transportierten wir unser Gepäck in die Eingangshalle und der Fahrer hievte die Packtaschen mit den Rädern auf den Dachgepäckträger. Alles andere verschwand schnell im Kofferraum.
Auf geht’s! Nach Kicukiro!