Am 15.05.22 sind Thomas und ich innerhalb der Hauptstadt Kigali von Kicukiro nach Kiyovu umgezogen. Freunde von uns haben dort bereits drei Jahre in einem tollen Appartement gewohnt und ziehen nun leider nach Namibia, um die Entwicklungszusammenarbeit der GIZ dort zu unterstützen.
Daher kamen wir in den Genuss, einige der Möbel von ihnen abzukaufen und gleichzeitig einen Teil unserer Möbel im Haus an unseren Vermieter und an zwei Kolleginnen von Thomas zu veräußern. So minimierten sich der Transportaufwand und die -kosten für beide Seiten. Eine umkomplizierte Wohnungsübernahme war für uns möglich.
Es war ein “afrikanischer Umzug”, den wir absolvierten. In Ermangelung von Umzugskisten, war auch ein vorbereitendes Packen nur begrenzt möglich. Zwei Pappkartons hatte ich von einer unserer letzten Weinlieferungen aus Deutschland aufgehoben. Doch das waren auch die einzigen beiden, die ich bereits im Vorfeld gepackt hatte und ein kleines Küchenregal hatte ich noch abgeschraubt. So ganz ohne Vorbereitung geht es halt dann doch nicht.
Am Vorabend unseres Umzuges kam gegen 18:00 Uhr Elisabeth vorbei und stellte uns eine Truppe junger Männer vor, die am nächsten Tagen den Umzug mit uns machen würden. Sie schauten kurz in die Runde: ein Sofa, ein Couchtisch, ein Schreibtisch, Stühle, zwei Fahrräder… macht 25 EUR fürs Be- und Entladen. Gut! Wir verabredeten uns für Samstag 8:00 Uhr (unser wohl kalkulierter Puffer war bis 9:00 Uhr einberechnet) und schon waren sie wieder weg.
Weitere Freunde kamen gegen 19:00 Uhr vorbei, um ihre von uns erworbenen Möbel abzuholen. Sie blieben dann jedoch entspannt für drei Stunden und so plauderten wir über Gott und die Welt und diskutierten aufgeregt über den Ukraine Krieg bis 22:00 Uhr.
Nun wurde es aber wirklich Zeit. Sämtliche Taschen, Mülltüten, Körbe, Reisekoffer und Lebensmittelboxen wurden in Windeseile gefüllt und die Schränke leer geräumt. 24:00 Uhr waren wir erschöpft und der Umzug vorbereitet.
Am nächsten Morgen hatten Thomas und ich pünktlich bis 8:00 Uhr unsere beiden Autos beladen und waren startklar. Selbstverständlich war von den Umzugshelfern bis 9:00 Uhr keiner zu sehen, doch da die Schlüsselübergabe erst 10:00 Uhr in der neuen Wohnung stattfinden würde, waren wir immer noch im Zeitplan.
9:15 Uhr ging es dann aber los. In nur wenigen Minuten waren die schweren Massivholzmöbel und auch die Fahrräder aufgeladen. Alles wurde sogar verschnürt und regensicher mit einer Plane abgedeckt. Damit hatten wir nun gar nicht gerechnet.
12:15 Uhr war der ganze Umzugsspuk vorbei: Möbel und Kisten hochgetragen, überwiegend auch schon ausgepackt und wichtige Dinge verstaut sowie Schränke und Regale ausgewischt. Unglaublich! So konnten wir mit Solange, die uns bei allem sehr geholfen hatte, bereit ins “Khana Kazana” zum Mittagessen gehen. Das indische Restaurant liegt auf der benachbarten Straßenseite, unserer Wohnung genau gegenüber. Phantastisch!
Wir wohnen nun in der 2. Etage eines Appartement-Hauses mit einer gut gepflegten Außenanlage und einer großen Terrasse. Auf dieser ist sogar Platz für ein paar Hochbeete, die bereits von unseren Freunden angelegt wurden. So werden wir auch hier unsere eigene Kräutermischung und kleine Strauchtomaten anpflanzen können. Sogar einen Swimmingpool gibt es, den wir mit den anderen drei Mietparteien im Haus gemeinsam nutzen können.
Blick auf unsere Terrasse
Das Appartement besteht aus einer großen Wohn-Küche mit riesigen Fenstern und grandiosem Blick auf die Stadt. Die Küche ist mit hellen IKEA Möbeln eingerichtet und hat sogar einen Geschirrspüler. Daher bräuchten wir unseren Haushaltshelfer nun erst recht nicht mehr aber das ist eine andere Geschichte.
Gäste können uns auch hier jederzeit sehr gern besuchen, da wir ein großzügiges Gästezimmer mit eigenem Duschbad anbieten können. Na, wie wär’s?
Ansonsten gibt es noch den “Masterbedroom” mit angrenzendem Duschbad und großen, weissen eingebauten Wäscheschränken. Den Schreibtisch von Thomas haben wir ebenfalls in diesem Zimmer aufgestellt, da der Blick von hier über die Terrasse auf die Innenstadt einfach sehr schön ist. Ob er da jedoch zum Arbeiten kommen wird oder die Gedanken in die Ferne schweifen…?
Wir freuen uns riesig, dass wir nach drei Jahren und zahlreichen Diskussionen nun doch noch einmal diesen Schritt getan haben. Jetzt sind wir komplett in der “Expat- Blase” angekommen und haben anstatt des im Tal gelegenen Dorfes den Rwandischen Präsidenten in unmittelbarer Nachbarschaft. Man kann nicht alles im Leben haben. Doch wir haben wahnsinnig viel und sind sehr privilegiert.
Dieser krasse Unterschied in den Lebensverhältnissen ist für uns oft nur sehr schwer zu ertragen. Daher versuchen wir weiterhin ab und an auf die eine oder andere Art und Weise Einheimische zu unterstützen und ihren Lebensweg wenigstens für eine kurze Zeit etwas leichter zu gestalten. Daher bleibt Emmanuel, unser Haushaltshelfer, auch weiterhin bei uns angestellt, obwohl wir die wenigen Handgriffe im Haushalt durchaus selbst erledigen könnten. Dadurch sichern wir jedoch die Versorgung der gesamten Familie: seiner blinden Frau und seines 10 Monate alter Säuglings.
Auch das Gastronomie- Hotellerie- Studium eines unserer ehemaligen Security Guards an der Universität in Kigali finanzieren wir im dritten Jahr weiter. Er schickt uns regelmäßig die Ergebnisse seiner Prüfungen und freut sich, wenn wir uns freuen, dass er erneut bestanden hat. Als Dankeschön hat er auf unseren Wunsch hin Emmanuel in den letzten zwei Wochen im Kochen angeleitet. Wir wollen das Aufgabenspektrum von ihm ein wenig erweitern, da wie gesagt so viele Reinigungsarbeiten in unserem neuen zu Hause nicht mehr anstehen und auch kein Garten mehr zu pflegen ist. Außerdem ist Emmanuel mit neuen Fähigkeiten im Kochen auch perspektivisch nach unserer Ausreise weiterhin gut vermittelbar für andere Expats, die helfende Hände suchen.
So schließt sich der Kreis und jeder von uns hat einen kleinen Vorteil von der Entwicklung des jeweils anderen. Diese Form der nachhaltigen Unterstützung sind wir sehr gern bereit zu geben und sie wird auch dankbar und mit viel Engagement angenommen.