Am Wochenende haben wir Elisabeth beim Umzug geholfen. Ersteinmal zieht sie aus ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in Kicukiro vorübergehend in unser Haus und in ein paar Wochen dann weiter in ihr neu angemietetes Haus.
Das muss jedoch erst renoviert werden. Die Vorbesitzer hatten einen sehr speziellen Farb- und Einrichtungsgeschmack. Auch die Elektrik, die Küche und die Bäder sind umfangreich sanierungsbedürftig.
Vordergründig ist bei einem Umzug stets die Wasserversorung, wie wir unterdessen auch aus eigener Erfahrung wissen. Daher war unsere erste Amtshandlung als anerkannte Umzugshelfer die Unterstützung beim Kauf eines 4000 Liter Wassertanks. Der kostet mit Anlieferung aber ohne Montage vor Ort 320 EUR. Eine stolze Hausnummer für eine alleinerziehende Mutter, die etwas mehr als das Doppelte im Monat verdient. Aber diese Investition muss einfach sein.
Den Samstag verbrachten wir 4 Stunden mit der Planung des Umzugs am nächsten Tag und mit Beratung zur Inneneinrichtung und Dekoration. Das war Elisabeth´s großer Wunsch an uns, der sich jedoch schwieriger gestaltete, als erwartet. Schließlich sind lediglich die notwendigsten Einrichtungsgegenstände vorhanden und Vorstellungen von Dekorationsideen sind gar nicht abrufbar. Wozu auch, sie sind Luxus und der wird nicht benötigt. Den Wohnraum schön gestalten, ist kein Anspruch, den Elisabeth bisher hatte. Unterdessen hat sie jedoch zahlreiche Anregungen durch Besuche bei uns oder bei Treffen mit unseren deutschen Freunden bekommen. Nun mag auch sie ihre Wohnräume dekorieren und gestalten, wobei es preiswert und auch praktisch sein muss.
Bereits im Vorfeld hatten wir über ein “Farbkonzept” diskutiert. Die großen neuen lichtdurchfluteten Räume bieten sich geradezu an, farbig gestaltet zu werden. Doch Fehlanzeige! Die afrikanische und oft farbenfrohe Tradition soll sich auf gar keinen Fall in der Raumgestaltung und der -dekoration wiederfinden. Thomas Vorschläge für Imigongos, Bastkörbe oder afrikanische Bildmotive wurden alle dankend abgelehnt. Weiß, grau und gold war letztendlich Elisabeths Farbwahl. Die Räume wurden unterdessen entsprechend gestrichen und die Dekoration nun schrittweise gold glitzernd darauf abgestimmt. Mit goldenen Farbspraydosen wollen wir versuchen, bereits vorhandene Dinge umzugestalten. Mal sehen, ob uns das gelingt?
Thomas soll außerdem eine Lampe aus 5 einfachen herabängenden Glühbirnen unterschiedlicher Größe für den Essbereich im Wohnzimmer kreieren. Das Original ist mit 70 bis 100 EUR in der Anschaffung zu teuer und eine Anregung aus einem modernen Café unweit von Elisabeths Büro, in dem wir uns einmal zum Mittagskaffee verabreden hatten. Einige Materialien für den Eigenbau haben wir bereits besorgt, doch Kabel und Glühbirnen fehlen noch. Das werden noch spannende kreative handwerkliche Stunden für uns alle.
Die Begeisterung für das neue Haus hielt sich bisher bei Elisabeth in Grenzen. Doch unterdessen haben wir das Gefühl, sie hat Freude am gemeinsamen Planen und Gestalten und ist dankbar für Anregungen, Tipps und Unterstützung. Thomas hat z. B. sämtliche Badgarnituren vom Handtuch- und Toilettenrollenhalten über Haken, Zahnputzbecherhalterung und eine Glasablage angebrach. Die erfurchtsvollen Blicke der Umzug-Guys waren ihm sicher. Ja ja, auch Muzungus können arbeiten und bringen handwerklich was zustande! Es ist so befriedigend die gegenseitigen Vorurteile dahinschmelzen zu sehen. Unsere technische Ausstattung mit Bohrmaschine, diversen Schraubendrehern, Zange, und einem Set aus Dübeln und Schrauben war selbtverständlich das Highlight der Aktion.
Für die Wandgestaltung möchte Elisabeth gern schwarz-weiße Landschaftsfotos haben. Hm, das kommt mir aber irgendwie auch bekannt vor. An dieser Wunschumsetzung arbeiten wir gerade und hoffen, einen geeigneten Fotoshop zu finden, der tatsächlich Fotopapier zum Ausdrucken verwendet. So geht die Gestaltung und Inneneinrichtung schrittweise voran. Über den finalen Abschluss und den tatsächlichen Umzug werde ich später berichten.