Langsam steuert das Fest auf seinen unausweichlichen Höhepunkt zu. Wie so oft in den letzten Wochen lassen wir uns treiben und sehen mal was passiert. Baba hat Tatja abgestellt, um am Abend noch einmal mit uns zu den Feierlichkeiten zu gehen. Über dunkle Felder geht es den dumpfen Trommeln entgegen, die wir schon die ganze Zeit gehört haben.
Der Tempel in Rummelbeleuchtung, blinkend und bunt, davor die lokale Trommelgruppe, die sich in den Trance trommelt.
Der selbe Rhythmus über ewige Zeit, die Trommelgruppe immer ein paar Schritte vor und wieder zurück, am Ende der Gruppe ein langer Läufer an dessen Ende ein Priester unbeweglich mit einer Öllampe in der Hand steht. Die Gläubigen werfen sich vor ihm auf den Boden. Der ganze Tross mit Gläubigen, Öllichthaltern und Trommeln bewegt sich in einer kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit weiter. Irgendwann im Verlauf der nächsten Vier Stunden wird er den Tempel einmal umrundet haben.
Währenddessen geht 100 m weiter auf einem Platz das Kulturprogramm los. Vollkommen unerwartet sehr professionell Bollywood – Tanz mit teilweise sehr spärlicher Bekleidung. Das Publikum ca. 1000 Männer und Sonni. Da es dunkel ist, kann bei Sonni diesmal nicht so eine Panik aufkommen. Außerdem steht die halbe Babar Familie bereit, bei eventuellen Problemen einzugreifen. Was sehr auffällt ist, dass trotz sichtbarer Begeisterung insbesondere bei sehr spärlicher Bekleidung verbunden mit viel Hüfteinsatz keinerlei Beifallsbekundungen wie Klatschen oder Rufen zu hören sind. Zwischen den Stücken ist es totenstill. Sehr gewöhnungsbedürftig.
Die Songs aber sehr schön – letztendlich jedoch so, wie man es von den Bollywoodfilmen erwartet. Im Hintergrund eine stimmgewaltige Matrone, die phantastisch singt, im Vordergrund die junge halbbekleidete hüftwackelnde Tänzerin, die die Lippen mitbewegt und so tut als ob sie singt.
Mit Rücksicht auf unseren Betreuer Tatja gehen wir aber um zwölf nach Hause, da wir ja wissen, dass er immer schon um Fünf aufsteht, um die Kühe zu versorgen.