Vor einem Jahr haben Thomas und ich noch im Stadtteil Kicukiro, außerhalb des Zentrums von Kigali gewohnt. Die Gegend war eher ländlich, es gab nur wenig lokale Läden, einen Gemüsemarkt sowie diverse Gas- und Trinkwasser- Nachfüllstationen. Für einen leckeren Kaffee Latte spazierten wir am Wochenende schonmal 40 Minuten zur Bäckerei Lamane.
In den ersten zwei Jahren fanden in Kicukiro umfangreiche Bauarbeiten an diversen Straßen in unserer näheren Umgebung statt. Später begann auch noch der Bau einer mehrspurigen Fernverkehrsstraße, die den zukünftigen Internationalen Flughafen Rwandas im Nachbardistrict Bugesera mit der Hauptstadt verbinden wird. Dies hatte enorme Auswirkungen auf unser Wohnumfeld bezüglich Verkehr, Abrissarbeiten, Lärm und Internet. Das alles war für uns u. a. der Anlass zum Umzug in die Innenstadt.
Am Wochenende fuhren wir nach längerer Zeit mal wieder nach Kicukiro. Wir waren mit Solange und Jacob in einer Bar, dem “Maison Noire” (Schwarzes Haus) verabredet. Das hatten wir uns schon sehr lange vorgenommen und wollten damit an Traditionen aus unserer Anfangszeit in Kigali anknüpfen. Vor Corona hatten wir uns öfter mit Thomas Kolleg*innen am Freitag- oder Samstagabend im “514”, einem Club im Stadtteil Kimironko getroffen. Doch die Zeiten scheinen lange vorbei. Viele Clubs sind unterdessen geschlossen und Künstler haben sich andere Jobs erschließen müssen. Nur langsam erholt sich die Szene post-covid.
Umso erstaunter waren Thomas und ich, als wir in unserem ehemaligen Kiez ankamen. Dort tobte das Nachtleben Kigalis wie in seinen besten Zeiten. Unzählige neue Clubs, Restaurants, Bars und Cafés hatten innerhalb eines Jahres in einer Parallelstraße hinter der neu gebauten Flughafenfernverkehrsstraße eröffnet. Zahlreiche Menschen drängten sich auf den Straßen und Taxis brachten immer mehr tanz- und feierfreudiges Publikum. Schnell füllte sich nicht nur das “Maison Noire” mit internationalem Publikum sondern auch unser Tisch mit Bierflaschen.
Es war nach langem mal wieder ein richtig lustiger Abend ohne anstrengende Diskussionen zur internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Man verstand zwar sein eigenes Wort nicht aber durch gemeinsamen Trinken und Tanzen unterhielten wir uns alle prächtig.