Kindheitserinnerungen

Die Corona-Infektion (Delta-Variante) hatten Thomas und ich nach reichlich drei Wochen in Quarantäne mit noch einigen Einschränkungen im Geruchs- und Geschmackssinn sowie dem üblicherweise auftretenden Schlappsein ganz gut überstanden. Nun blieb nicht mehr viel Zeit und wir würden in zwei Wochen wieder nach Ruanda zurück fliegen. Dabei hatten wir weder mit Freunden noch mit Familie bisher ausgiebig Zeit verbringen können. So ging das nicht! Wir mussten und wollten noch etwas bleiben und verschoben daher unsere Flüge.

Zeit mit meinen Eltern, das war mir nach fast einem Jahr das Allerwichtigste! Und da kamen sie dann, die Kindheitserinnerungen. Durch Fotos, in Gesprächen und beim Besuch von Orten, an denen ich als Kind viel Zeit verbracht hatte. Eigentlich soll man ja im Leben nicht zurückschauen. Warum eigentlich nicht? „Früher war alles besser“ hört man ältere Menschen dann pauschal sagen. Doch so stimmt das natürlich nicht. Auch der alte Spruch „…schaue vorwärts, nie zurück, Lebensmut bringt Lebensglück“ stimmt nicht hundertprozentig.

Ich hatte ein wenig Zeit zum Zurückblicken und fuhr mit Thomas und meinen Eltern nach Oschatz und nach Cavertiz (Sachsen). Die Heimat meiner Großeltern und Eltern. Gemeinsam spazierten wir durch die kleinen Orte, sassen im Café auf dem Marktplatz, besuchten die Kirche, in der meine Eltern getraut wurden, pflückten Kirschen auf dem „Liebschützberg“ direkt neben der alten Windmühle und standen vor den jeweiligen Elternhäusern aber auch an den Gräbern meiner in hohem Alter verstorbenen Großeltern. Viele Jahre war ich nicht mehr dort gewesen, daher war es definitiv Zeit, mal wieder zurückzuschauen.

„Erinnerungen sind Wärmflaschen fürs Herz“ (Rolf Fernau), und das stimmt in meinem Fall ganz genau. An viele Details aus meiner Kindheit an diesen beiden Orten konnte ich mich noch erinnern z. B. an den Laden, in dem meine Oma arbeitete, an den alten Dachboden, auf dem ich in den Ferien auf einer durchgelegenen Matratze übernachtete, an das Plumpsklo auf halber Treppe, den Kirschbaum im Garten, die Pumpe im Innenhof, an der ich spielte und von der mein Väterchen unter Protest das Badewasser holen musste.

„War schön jewesen…“ Dieser Slogan der wöchentlichen Radio 1 Kolumne von Lea Streisand über Alltagsgeschichten in Berlin fällt mir dazu gerade ein und dem ist nix hinzuzufügen.

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