Es ist ein unwahrscheinliches Privileg, eine Hilfe im Haushalt zu haben, die sich um viele kleine alltägliche Arbeiten kümmert. In unserem Fall ist es ein Haushaltshelfer! Thomas und ich sind so froh, ihn durch Beth vermittelt bekommen zu haben. Im Mai 2021 hatten wir uns von Betty, unserer damaligen Haushaltshilfe, getrennt und seit August 2021 unterstützt uns nun Emmanuel. Anfangs kam er lediglich zweimal wöchentlich. Schließlich macht ein Zweipersonenhaushalt ja auch nicht so viel Dreck.
Emmanuel hatte anfangs noch einen Job als Nacht-Guard in einem Hotel und verdiente insgesamt für beide Anstellungen 80.000 FRw. Allerdings war er mit den ständigen Nachtschichten und der unzuverlässigen Bezahlung unzufrieden. Daher boten wir im weitere zwei Tage bei uns an. Nun kommt Emmanuel viermal in der Woche und verdient 96.000 FRw (= 83 EUR). Er kümmert sich nun auch um unseren Garten, wäscht die Autos, putzt im Haus, reinigt die Terrasse, spült das Geschirr und schrubbt unsere verstaubten Turnschuhe im schäumenden Seifenwasser. Ab und an übernimmt er auch kleinere Besorgungen. Z. B. kauft er Schädlingsbekämpfungsmittel für unsere verlausten Sträucher und Palmen im Garten. Oder er besorgt neue Reinigungsschwämme, sobald die vorhandenen abgenutzt sind und bis zur letzten Möglichkeit eingesetzt wurden. Regelmäßig bringt er auch Thomas Businesshemden in die Reinigung und holt sie wieder ab. Wir hatten ihm anfangs alle Wege in unserem Umfeld gezeigt und nun agiert er komplett selbständig. Lediglich um die Wäsche, die Einkäufe und das Kochen müssen wir uns noch selbst kümmern. Wobei auch kleine Kochvorbereitungen wie z. B. das Putzen von 2kg grünen Bohnen, gelegentlich von ihm übernommen werden.
Anfangs war ich skeptisch, ob dieses Arrangement funktionieren würde, denn viel Zeit zum Erklären und Anleiten bleibt uns nicht. Wir verlassen früh 7:30 Uhr das Haus und sind beide gegen 18:30 Uhr wieder zurück. Ein keiner Geldbetrag an Wirtschaftsgeld ist für Emmanuel hinterlegt und die Ausgaben vermerkt er in einem Haushaltsbuch. Sehr deutsch, oder? Aber diese Idee entstand aus einem Wunsch von ihm, den er vor einiger Zeit äusserte.
Monatlich hat Emmanuel für sich, seine blinde Frau und das Baby sowie eine Haushaltshilfe nur die von uns gezahlten 96.000 FRw zur Verfügung. Für die Verhältnisse hier in Rwanda ist das ein guter Verdienst. Doch sehr weit kommt man damit natürlich auch nicht. Daher versucht Emmanuel an seinen freien Tagen noch irgendeinen anderen Job anzunehmen oder zusätzliche Verdienstmöglichkeiten zu bekommen.
Sein Sohn heißt Dollar, das ist kein Scherz! Er ist für ihn so wertvoll und einzigartig wie ein US Dollar. So erklärte mir Emmanuel die Namensgebung. Für seinen Sohn möchte er Geld sparen. Bereits im vergangenen Jahr äusserte Emmanuel mir gegenüber, er wolle den Umgang mit Geld lernen. Ich solle ihm dabei helfen und ihm erklären, wie man spart. Aber bei so einem geringen Einkommen ist das Ansparen wirklich sehr schwer. Daher haben wir gemeinsam das Haushaltsbuch eingeführt und ihm ganz praktisch damit erklärt, wie er so den Überblick über seine Finanzen behalten kann. Ob er diese Methode auch privat nutzt, weiss ich natürlich nicht.
Meinen Ansprüchen nach Ordnung und Sauberkeit gerecht zu werden, ist nicht so einfach. Oft stören mich selbst kleine Dinge, die herumliegen oder nicht exakt genug verstaut oder abgewischt sind. Das Saubermachen in den Ecken oder unter den Schränken und Betten etc. ist auch nichts, wovon allzu viele Leute schon mal etwas gehört haben. Meine Oma sagte immer “…das Tanzfleckel allein, reicht nicht aus!” Und sie hatte Recht.
Emmanuel ist daher das Beste, was uns passieren konnte. Er “sieht die Arbeit” und wartet nicht darauf gesagt zu bekommen, was wann gemacht werden soll. Durch den teilweise heftigen Wind und stürmischen Regen ist es (aus meiner Sicht) dringend erforderlich die Räume doch ab und an gründlicher sauber zu machen und regelmäßig Staub zu wischen. Für Emmanuel ist das alles selbstverständlich. Er verrückt alle Möbel und wischt sogar Geländer, Fensterbänke und Bilderrahmen ab. Danach stehen die Möbel zwar nicht mehr alle an der gleich Stelle sondern sind im Raum verteilt aber sauber ist es auf alle Fälle! Er wischt auch nicht mit einem Eimer Wasser das gesamte Haus. Vielmehr kippt er einen Eimer Seifenwasser in jeweils einem Raum aus, schrubbt den Boden und schiebt das schmutzige Wasser über den Balkon oder die Terrasse wieder raus, ähnlich dem Schneeschieben in Deutschland. Vorher bindet er die bodenlangen Gardinen in dicken Knoten nach oben, so dass diese auch ja keine Wasserflecken bekommen.
Unser Wasserkesse, der täglich und meist-genutzt im Einsatz ist, wurde von ihm so blank geschrubbt, dass man sich darin spiegeln konnte und ich mir fast nicht mehr getraute, ihn zu benutzen. Auch unsere Alu-Töpfe sind frei von den üblichen kleinen schwarzen Gasherdspuren. Dagegen sieht man die richtungsweisenden Schleifspuren des Topfkratzers! Einfach erstaunlich!
Ich war und bin begeistert!
Unterdessen haben wir nach einigem Hin und Her auch die offizielle steuerliche Anmeldung von Emmanuel bei RRA (Rwanda Revenue Authority) und RSSA (Rwanda Social Security Agency) mit einem schriftlichen Arbeitsvertrag hinter uns gebracht. Die eigentliche monatliche Steuerabrechnung und die Zahlung der Krankenversicherung für ihn und seine Angehörigen lasse ich mir von einer GIZ Mitarbeiterin der Personalabteilung noch erklären, so dass wir dann monatlich selbständig alles einreichen können. Das wird hoffentlich kein allzu großer Aufwand. Bin gespannt!