Gerade einen halben Tag zurück in den eigenen vier Wänden in unserem Haus in Kicukiro und schon stand mein Geburtstag vor der Tür. Thomas war ein wenig traurig, da ihm keine ausreichende Vorbereitungszeit durch unseren längeren Quarantäneaufenthalt im Hotel geblieben war. Er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Ich war früh noch mit dem Auspacken unserer zahlreichen Koffer beschäftigt, sortierte die Wäsche und verstaute die mitgebrachten Lebensmittel- und Kosmetikvorräte. Thomas begann ab 8:30 Uhr im Homeoffice zu arbeiten und hatte bereits Kopfhörer auf für die erste Videokonferenz.
Dienstags kommt auch Betti immer zu uns und hilft uns im Haushalt. Ich hatte ihr eine “to do Liste” für die Zeit unserer Abwesenheit erstellt und war mir daher nicht sicher, ob sie an diesem Dienstag erscheinen würde. Schließlich hatten wir in den letzten Tagen und Wochen nur sehr sporadisch Kontakt per WhatsApp gehabt. Doch pünktlich 9:00 Uhr klingelte es und sie begrüßte uns Freude strahlend. Im Flüsterton erklärte ich ihr, dass Thomas arbeiten müsse und wir daher beide oben mit dem Saubermachen und Wegräumen beginnen sollten.
Nach einer Weile hörte ich Thomas von unten aus dem Wohnzimmer rufen: “Oh nein, so ein Mist! Sonni, komm doch mal und sieh dir das hier an.” Was war denn nun schon wieder? Gab es etwa wieder einen Wasserschaden oder war während unserer Abwesenheit der 2000 Liter Wasserspeicher kaputt gegangen? Wurde die Straße wieder aufgerissen, da man vergessen hatte die richtigen Kabel zu legen? Nein! Bitte, nur das nicht!
Thomas stand in der halb offenen Tür, schaute nach draußen auf die Terrasse und plötzlich hörte ich jemanden singen: “…happy birthday to you, happy birthday to you…!”. Vor der Tür standen Betti und unsere drei Security-Guards mit einer Torte auf der ein kleines Feuerwerk sprühte. Mir kamen die Tränen! Ein Guard war extra nach der Nachtschicht noch einmal zurückgekommen und ein anderer hatte seinen freien Tag für mich geopfert und war 1 Stunde zu uns gelaufen. Er würde auch noch die Nachtschicht übernehmen. Es war unglaublich! Dazu muss man wissen, dass es hier in Ruanda für die normale Bevölkerung eigentlich nicht üblich ist, Geburtstage richtig zu feiern. Das ist ein ausschließliches Privileg der finanzkräftigeren Mittelschicht. Daher war ich um so mehr gerührt über die Anteilnahme an meinem Geburtstag.
Schnell kochte ich Kaffee und Tee. Sogar Soft-Drinks hatten meine Überraschungsgäste mitgebracht. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Gemeinsam probierten wir die leckere Torte.
Am Nachmittag kamen weitere Überraschungsgäste. Natalie und Mirko mit ihren beiden Kids und Elisabeth standen mit Blumen und Geschenken vor der Tür. Damit hatte ich auch gar nicht gerechnet und freute mich daher riesig! Was für eine Wiedersehensfreude auf allen Seiten. Jeder hatte etwas Aufregendes zu berichten und war von den erneuten Einschränkungen durch die Corona-Schutzmaßnahmen auf ganz eigene Art und Weise betroffen. Trotzdem war es ein fröhlicher Nachmittag.
Thomas hatte als dritte Überraschung sogar noch einen traumhaften Strauß 49 dunkelroter Rosen und eine Rwandische “Schwarzwälder-Torte” besorgt. Das Wort “Kirsche” fehlte allerdings, da es diese hier nicht gibt. Beides war einmalig und ich richtig glücklich.