Essen ist in jeder Kultur, so auch in Rwanda, ein sehr zentrales Thema. Es gib traditionelle Gerichte und Getränke aber auch Einflüsse, die von verschiedenen Nationalitäten in die Kultur eingebracht wurden.
In Kigali hat sich seit vielen Jahren ein Supermarkt, die “German Butchery” durchgesetzt. Ein mittelgroßer Shop mit einer integrierten Fleischerei, die deutsche Spezialitäten selbst herstellt aber auch importiert. Es gibt Sauerkraut, Eisbein, Sülze, Rouladenfleisch aber auch verpackte Kartoffelklösse, Gemüsebrühe im Glas und Soßenbinder. Im angrenzenden Restaurant kann man sogar Schnitzel mit Bratkartoffeln für 7.900 RwF (aktuell 7,70 EUR) bestellen, was Thomas und ich selten aber dann sehr gern wahrnehmen.
Nicht nur beim Einkauf von Lebensmitteln zeigt sich die Esskultur eines Landes, sondern auch im Verzehr der Lebensmittel. Typisch sind hier die lokalen Mittagsbuffets. Für nur 1.500 bis 2.500 RwF (1,39 bis 2,31 EUR) bekommt man eine Suppe zur Vorspeise. Den gemischten Salat aus Tomaten, geraspelten Karotten, gehacktem Weißkohl, ausreichend Avocado, Zwiebeln und Gurken kann man sich selbst nach Lust und Laune zusammenstellen. Ein Ei und Dressing noch oben drauf. Wunderbar! Im Hauptgang wählt man dann zwischen Reis, selbst gemachten Pommes Frites, gedünstetem Mischgemüse, Isombe (eine Art Spinat mit Fleischstücken ), gekochten Bananen, Kidneybohnen in Tomatensauce und gekochten Maniok- oder Süßkartoffelstücken.
Während wir gewohnt sind, wenig auf unseren Tellern zu platzieren und ggf. mehrfach das Buffet aufsuchen, häufen die Rwandaer ALLE angebotenen Speisen einmal auf einem großen Essteller auf. Das Motto scheint eher “im Magen kommt eh alles zusammen!” zu sein, als das uns bekannte Motto “Das Auge isst auch mit!”
Selten sind die Speisen stark gewürzt. Einige Rwandaer nutzen ” Pilli Pilli”, ein häufig selbst hergestelltes sehr scharfes Gemisch aus Zwiebeln, Chilli- Schoten, Öl und Gewürzen. Eine Kostprobe davon habe ich in einem Glas von meinen Kolleginnen als Erinnerungsgeschenk vor unserer Reise nach Deutschland bekommen. Da ich beim gemeinsamen Mittagessen immer mit Salz nachwürze, dachten sie vermutlich, das würde ich mögen. Ich mag es auch! Doch leider ist dieses Gemisch so furchtbar scharf, dass man nur mikroskopisch kleine Mengen verwenden kann und die bekommt man schwer portioniert. Daher verwende ich den “Scharfmacher” nur bei größeren Mengen an zubereiteten Speisen. Dann ist es jedoch richtig gut!
Am ersten Mai, der auch hier Feiertag ist, wollten Thomas und ich mal wieder ausgiebig frühstücken. Mit Rührei und frischen selbst gebackenen Brötchen. Thomas ist unterdessen Profi, was das Backen angeht und so standen wunderbar duftende Brötchen auf unserem Frühstückstisch, lecker!
Doch allein wollten wir diese auch nicht verspeisen, wissend, dass unser Tages-Guard und auch unser Haushaltshelfer, nur wenig abwechslungsreiches Essen bekommen. Daher bereiteten wir zur Feier des Tages auch für sie ein Frühstück vor und spendierten sogar von dem für uns kostbaren Käse, den Thomas als Mitglieder einer “Käse-WhatsApp-Gruppe” hier in Kigali ab und an bestellen kann.
Doch der Käse, der für uns Lebensqualität bedeutet, war für sie so ganz und gar nicht von Bedeutung. Mit einem Fingerzeig darauf wurde ich informiert “…das muss weggeschmissen werden, ist nicht mehr gut!” Ich musste lachen und erklärte, dass das für uns etwas ganz Vorzügliches ist und wir Käse sehr lieben. Erstaunte Blicke und Unverständnis. Dafür war die selbstgemachte Marmelade meiner Schwiegermutter von viel größerem Interesse. Das Glas war danach nur noch halb voll.
Allerdings waren die Brötchen generell so lecker, dass sie sogar teilweise blank gegessen wurden und nix übrig blieb. Dabei wollten wir noch ein oder zwei Stück einfrieren. Egal! Es freute uns sehr, das wenigstens unser “deutsches Brot” gut angekommen war. Das kann Thomas gern jeder Zeit wieder machen, war die eindeutige Rückmeldung, und die kam nicht nur von mir.
Mit einem gemeinsamen Abendessen verabschiedeten wir uns auch von unseren drei Security Guards. Schließlich hatten sie uns in den letzten drei Jahren die meiste Zeit begleitet. Oft benötigten wir ihre Hilfe bei Übersetzungen, Erklärungen an die Nachbarschaft oder bei kleinen Notfallbesorgungen wie z. B. Holzkohle oder Gas-Kartuschen für den Herd.
Bereits am Nachmittag hatte ich Pizza bei “Sole Luna” bestellt und Thomas holte sie auf dem Rückweg vom Büro persönlich ab. So konnten wir sicher sein, dass wir sie auch zur richtigen Zeit auf dem Tisch haben würden.
Zum Abschied überreichten wir jedem ein Mobiltelefon. Da sie sich schon wahnsinnig über ein gemeinsam zu nutzendes “Diensthandy” gefreut hatten, was ihnen die lange Dienstzeit von täglich 10 Stunden etwas angenehmer gestaltete, war die Freude über ein eigenes Telefon nun schier unbeschreiblich.
Wir hatten auch genau die richtige Auswahl an Pizzen getroffen denn die Reste wurden verpackt und mit den großen Einweg-Getränkeflaschen an Fanta mit nach Hause genommen. So unterschiedlich die Esskultur ansonsten auch ist, Pizza verbindet alle über Kontinente hinweg. Ein schöner Abend aber auch ein trauriger Abschied aus Kicukiro.