Auf der Suche nach dem verlorenen Schatz

Nachdem wir uns in den letzten Wochen intensiv um das Zeitmanagement gekümmert haben (direkte Kopplung der Anwesenheiten der Lehrer an ihr Gehalt) ging es in den letzte Tage an’s Eingemachte – die Finanzen. Der große Wunsch unseres Auftraggebers, Sagar, war mehr Transparenz. Nach einem kurzen Blick in das bestehende System ist dieser Wunsch auch dringend zu erfüllen.
Wie bei vielen anderen sozialen, gemeinnützigen Organisationen findet man ein gewachsenes System vor, das irgendwann nicht mehr mit den aktuellen Anforderungen Schritt gehalten hat.
Vieles wird in der Schule auf Zuruf organisiert. Dazu gehören eben leider auch die Finanzen, die überwiegend cash abgewickelt werden. Gegenüber den indischen Behörden muss ein Cash Book geführt werden, das in Marathi und daher für uns leider inhaltlich nicht nutzbar ist. Laut Aussage von Baba und dem Schulleiter Balasaheb, die bisher gemeinsam die Finanzen verantworten, passte in den letzten 8 Jahren natürlich alles bis auf den letzten Rupie. Das Ganze hat nur leider eine strukturelle Schwäche. Weder ausstehende Einnahmen (wie Schul- oder Busgeld) noch ausstehende Ausgaben (wie z.B. die Lehrergehälter der letzten beiden Monate) werden irgendwo geführt. Balasaheb hat alle Finanzdetails in seinem Kopf aber der ist leider sehr fehleranfällig. Daher kollabiert dieses System sehr schnell, nachdem wir unsere Anforderungen daran klar kommuniziert haben.
Wir starten daher für die Zukunft mit einem simplen Excel-Sheet für Einnahmen und Ausgaben. Bisher wurde im Wesentlichen alles auf irgendwelchen Zetteln bzw. auch auf der Handinnenseite vermerkt, bis es dann irgendwann einmal in das große große Cash- Buch übertragen wurde. Dabei konnte man natürlich leicht auch Dinge beim Übertragen auslassen, so dass alles am Ende gepasst hat. Das geht natürlich beim sofortigen Eintragen in’s Excel mit zusätzlicher Kontrolle durch uns nicht mehr.
Die letzte Woche haben wir nun damit zugebracht, gemeinsam mit Balasaheb alle Ausgaben zu prüfen, da er uns schon nach einer Woche Differenzen beichten musste, die er nicht einfach “auflösen” konnte. Um es klar zu sagen – es geht hier unserer Meinung nach nicht um Bereicherung einzelner – aber um fehlende Übersicht. Wie soll man die auch gewinnen in einem Land, wo tatsächlich noch die meisten Dinge Cash und oftmals ohne Rechnung abgewickelt werden – wir hatten ja persönlich beim Thema Bargeld auch schon unsere Erfahrungen machen müssen.
Also haben wir Balasaheb geholfen, die Lücke in den Finanzen durch gemeinsames Suchen der Ausgaben schrittweise zu schließen. Trotzdem ist nun am Ende ein Betrag in Höhe eines halben Monatsgehaltes von ihm übrig geblieben, der ihm nun von seinem Gehalt abgezogen wird. In der Konsequenz haben wir jedoch eine sofortige Akzeptanz für unser System erhalten, da wir relativ schnell die Nützlichkeit klar machen konnten. Seit April haben wir die Finanzen nun gemeinsam in Kontrolle – abzüglich des verschwundenen Schatzes von Balasahebs halbem Monatsgehalt natürlich.
Das bringt nun natürlich nicht das fehlende Geld – aber es bringt Transparenz und Sicherheit, dass alles eingezahlte und auch gespendete Geld dort ankommt, wo es hingehört – in die Bildung der Schüler nämlich.

Ein ganz normaler Tag

Heute waren 41 °C und wir haben die Hitze gut überstanden. Da unsere zweite Projektphase begonnen hat, steht der Aufbau eines Ablage- und Aufbewahrungssystems für Unterrichtsmaterialien, Bücher etc. an. Dafür waren wir heute zwei Stunden in Sangola shoppen. Mit Prashant, einem unserer Vorschullehrer, sind wir im Schulbus in die Stadt gefahren. Für große rote Plastikboxen haben wir uns bzw. haben sich die Lehrer entschieden, da zum einen kein Geld für die üblichen Metallschränke bereitgestellt werden kann. Zum anderen muss das System flexibel und einfach zu nutzen sein. Die Boxen können zwischen den Klassenräumen hin und her getragen werden, so dass die wenigen Unterrichtsmittel und Lehrmaterialien von möglichst vielen genutzt werden können. Auch der enorme Staub kann relativ einfach abgewischt werden und die Boxen sind prima stapelbar.

Mal sehen, ob die Praxis tatsächlich eine gute Nutzung ergibt. Am Samstag, den ersten Ferientag für die Schüler, starten wir dann mit allen Lehrern das große Aufräumen und Sortieren. Da bin ich ja in meinem Element.

Auf unserer Shoppingtour haben wir auch gleich noch Desinfektionsmittel und Schrubber für die Toiletten eingekauft. Dringend nötig! Nun muss ich morgen nur noch dem Reinigungspersonal klar machen, was das nun wieder soll und wie das alles zum Einsatz kommen soll. Die Begeisterung sehe ich bereits vor mir.

Unterdessen bewegen wir uns in der Stadt auch sehr viel sicherer, trauen uns in Geschäfte, fragen auf dem Markt nach Obst und Gemüse und haben sogar schon einen „Händler unseres Vertrauens“. Gehen Passanten an uns vorbei hören wir oft nur zwei Worte aus dem Wortschwall heraus „Germany“ und „Alegaon“. Es hat sich also herumgesprochen, wer wir sind und was wir machen.

Beim Einkauf von Getränken in einem kleinen Laden an der Haupteinkaufsstraße, sprach uns der Besitzer an. Er freue sich, dass wir bei ihm einkaufen. Sein Sohn habe ihm gestern bereits berichtet, dass wir vor zwei Tagen an seiner Schule gewesen sind und mit der Direktorin gesprochen haben. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht. Es folgte ein Selfi gleich über die Ladentheke hinweg, Händeschütteln, „welcome to India!“ ….und die ruckelnde aber entspannte Rückfahrt mit dem Schulbus.

Für das kommende Schuljahr werden die Schülerzahlen an der Englisch Medium School in Alegaon ansteigen. Zum einen wird die Schule um eine 9. Klasse erweitert und zum anderen kommen neue Vorschulkinder dazu. Das ist der große Wettbewerbsvorteil „unserer Schule“. Sie bietet Vorschulunterricht an. Daher brauchen wir dringend Lehrer und Erzieher, die man natürlich nur sehr schwer für den ländlichen Raum findet. Die Problematik des Fachkräftemangels bzw. weniger beliebter ländlicher Standorte gibt es also nicht nur in Deutschland.

Daher waren wir gestern in Sangola, wo zwei Colleges Lehrer und Erzieher ausbilden. Dort haben wir mit den jeweiligen Schulleitern gesprochen, um Werbung für unsere Schule zu machen. Wir wurden sehr offen und herzlich empfangen. Für heute war dann auch gleich ein Präsentationstermin in einem Frauencollege vor 20 Studienabgängerinnen geplant.

Einige von ihnen können wir hoffentlich dafür gewinnen, Aufbauarbeit in der Bildung auf dem Land zu leisten. Allerdings ist die Bezahlung der Fachkräfte nur sehr gering, da unsere Schule eine NGO ist und keinerlei Finanzierung vom Staat bekommt. Das Schulgeld pro Schüler ist so gering kalkuliert damit sich die Landbevölkerung die Bildung ihrer Kinder überhaupt erst einmal leisten kann. Und trotzdem gibt es jede Menge ausstehende Schulgelder.

Wir gehen davon aus, dass die Bereitschaft der Studienabgängerinnen auf dem Land zu unterrichten eher minimal ist. Trotzdem wollten wir noch vor den in wenigen Tagen beginnenden Schulferien die NGO vorstellen und Interesse für unsere Arbeit wecken.

12 von 20 angekündigten interessierte Studentinnen lauschten heute Mittag unseren Ausführungen zur Schule. Es gab nur einen Haken an der Veranstaltung. Es waren nicht die Studienabgängerinnen (Master of Education) anwesend sondern Studentinnen, die erst in einem Jahr ihren Abschluss als Lehrerin machen. Also keine potentiellen Lehrerkandidaten für das neue Schuljahr 2018/2019, was am 1. Juni mit zwei Wochen Vorbereitung beginnt. Diese Tatsache erfahren wir jedoch erst nach der offiziellen Begrüßung und Segnung.

Wir waren enttäuscht! Auch verärgert! Genervt! Hatten wir uns doch sehr spontan auf den Termin eingelassen, um wenigstens eine kleine Chance auf Erfolg zu haben.

Erneut fragen wir uns, weshalb kommt hier in Indien immer alles anders, als verabredet wurde? Sind es wirklich die Sprachbarrieren? Wir hatten eigentlich im gestrigen Vorgespräch einen Übersetzer dabei, einen Lehrer der Schule. Nichts scheint wirklich wichtig oder dringend zu sein. Unser Verständnis von Dringlichkeit ist ohnehin völlig unvorstellbar für Einheimische. Wieso machen die Deutschen nur so einen Druck wegen neuer Lehrer? Ist doch noch Zeit bis zum 1.6.! Einarbeitung? Hä, wie bitte?

Kritisch müssen wir sagen, dass wir viel zu schnell denken und sofort Lösungen anbieten. Auch im Handeln sind wir viel zu schnell und dadurch manchmal unpassend in der aktuellen Situation.

Ein Beispiel: Thomas hat den Schulleiter gebeten, seine regelmäßigen Arbeitsaufgaben in Abgrenzung zu seinen beiden Kollegen mal aufzuschreiben. Da der Kollege schon 8 Jahre in der NGO arbeitet, ist Thomas davon ausgegangen, dass die unmittelbare Aufforderung auch sofort umgesetzt wird. Es kam jedoch keine Reaktion und eine Handlung schon gar nicht. Schweigen! Thomas wiederholte die gerade gestellte Aufgabe. Weiterhin Schweigen und umherschauen. Aufforderndes Anschauen brachte dann die Aussage „Ich denke nach!“ Sofort sind wir angesprungen und haben die aus unserer Sicht notwendigen Arbeitsaufgaben benannt und von dem Schulleiter aufschreiben lassen. Es kommt dann auch kein „… Moment mal, ich mache auch noch…“ oder „…nein, diese Aufgabe übernimmt bisher…“ Und wir wundern uns später, warum Arbeitsaufgaben fehlen oder die Zuordnung nicht stimmt.

Erkenntnis: Wir müssen beide noch viel ruhiger werden und uns und anderen Zeit lassen.

Wir haben einen regelmäßigen Rhythmus für Sport gefunden. Aufgrund der Temperaturen ist große Anstrengung ja nicht möglich. Also joggen fällt definitiv aus, obwohl ich Laufschuhe dabei habe.

Mindestens zweimal die Woche machen wir uns am Nachmittag auf zu „unserem Fitnessstudio“.

Der Mitgliedsbeitrag hierfür ist sehr erschwinglich, Equipment muss teilweise mitgebracht werden, das Kursangebot ist begrenzt aber nette Mitsportler sind garantiert.

Ab und an treffen wir auch einige junge Männer, die eine Ausbildung bei der Polizei machen und auf dem Gelände der Schule ebenfalls sportlich aktiv sind. Die Sportgeräte (z. B. Kugelstoßen) werden in einem extra Schuppen verstaut.

Gott sei Dank hatten wir vor unserer Reise eine gute sportliche Vorbereitung und Anleitung durch Manfred. Entsprechend unseres aktuellen Trainingszustandes hat er uns für die Reise unterschiedliche Terrabänder geschenkt, die nun regelmäßig zum Einsatz kommen. Eine Trainingsmatte haben wir unterdessen auch angeschafft, Trinkflaschen sind ein tägliches Muss und daher ausreichend vorhanden, das Garmin-Multifunktionsmessgerät klemmt ohnehin am Handgelenk und schon ist die Ausrüstung perfekt. Es kann los gehen!

Wir beginnen, wie durch Manfred gelernt, mit leichten Aufwärmübungen. Das klingt angesichts der Temperaturen irgendwie komisch. Da wir jedoch viel sitzen, oft Motorrad fahren und nur wenig zu Fuß unterwegs sind, ist das warming up allerdings notwendig. Dann üben wir 15 Minuten mit den Bändern und es folgen 15 Minuten Dehnung oder ansatzweise Yoga.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass hier jeder fit ist in Yoga und dass es Unterrichtsstunden dafür gibt. Lediglich die morgendliche Zeremonie zum Schulbeginn beinhaltet eine Yogaübung (Mantra und Gebet zur Fokussierung auf den Tag). Also krame ich meine etwas eingestaubten Yogakenntnisse wieder hervor und probiere die eine oder andere Übung aus.

Obwohl die Schule etwas abseits liegt, wird unser regelmäßiges Erscheinen nach den Unterrichtszeiten von den Farmern wahrgenommen und mit neugierigen Blicken registrieren sie unsere sportlichen Aktivitäten.

Nicht nur wir Europäer haben Sport dringend nötig. Indien ist weltweit an erster Stelle in Bezug auf Diabeteserkrankungen. Die gesunde, abwechslungsreiche einheimische Küche wird auch hier zunehmend von Fastfood, Chips und Softdrinks abgelöst. Die Menschen nehmen zu, da nur noch wenige traditionelle Familien täglich hart in der Landwirtschaft arbeiten. Das Bewusstsein für Bewegung und Sport muss daher hier erst geschaffen und Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Ernährung und Bewegung erklärt werden. Fitnessstudios existieren nur in großen Städten. Auf dem Land trainieren junge Männer in privaten Garagen oder Schuppen mit ausrangierten Metallstangen und gefüllten Wasserkanistern. Klimmzüge erfolgen an der herabhängenden Dachstahlkonstruktion. Verletzungsgefahr hoch!

Gehen wir auf unseren Wochenendausflügen im Landesinneren spazieren oder wollen wir zu Fuß auch nur kurze Entfernungen zurücklegen, werden wir verständnislos angeschaut. Für „unsere Kaste“ ist es nicht üblich so „einfach“ unterwegs zu sein und auf Komfort zu verzichten. Wir müssen unser Vorhaben immer „rechtfertigen“ und verweisen auf unsere wenige Bewegung und das gute Essen hier vor Ort. Unterdessen ist aber angekommen, dass sich die Fremden immer irgendwie bewegen müssen. Vielleicht ermuntere ich ein paar Mädchen, sich mir am Nachmittag anzuschließen. Aber dann wäre es schon wieder ein „Projekt zur gesunden Lebensführung“ und keine Freizeit für mich, also erstmal Abstand davon nehmen und weiter für mich entspannt üben und tief ein und aus atmen.

Finale

Am Freitag, 13.04. fand nun die finale Veranstaltung der Tempelfestwoche statt. Wir hatten also ein langes schulfreies Wochenende. In allen Familien des Dorfes waren Gäste angereist und somit fanden überall große Familientreffen statt. Auch in unserer Gastfamilie reisten diverse Cousinen, Tanten und Onkel sowie Neffen mit unterschiedlicher Anzahl an Kindern an. Die Familie war jedoch auf zwei Standorte aufgeteilt, zum einen unser Farmhaus und zum anderen Annas Haus im Dorfzentrum. Insgesamt waren wir über das gesamte Wochenende verteilt 25 bis 30 Personen, die immer zwischen diesen beiden Standorten hin und her wechselten. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie bei uns in Deutschland die privaten Vorbereitungen für solch ein Familientreffen aussehen würden, angefangen mit der exakten Planung der Ankunftszeit der Gäste, die Prüfung der Übernachtungsmöglichkeiten, gefolgt von einer Essens- und Menüabfolge sowie einer Getränkeeinkaufsliste und nicht zu vergessen diverser Dekorationen, um auch ja nichts zu vergessen. Tage im Voraus wären wir mit der Eventplanung beschäftigt und ungeniessbar für unser soziales Umfeld.

Hier lief dagegen alles sehr unspektakulär und völlig stressfrei ab. Ein Teil der Gäste reiste ohnehin kurzfristig nicht an, ein anderer Teil kam erst zur Hauptzeremonie 22 Uhr, ein weiterer Teil der Gäste reiste erst einen Tag später und auch nicht wie erwartet 14 Uhr sondern erst 17 Uhr. Egal! Es ist, wie es ist und wer da ist, ist da. Kein Klagen und Jammern!

Große Vorräte anzuschaffen, ist ohnehin nicht möglich, da es ja keinen Kühlschrank gibt, bzw. der vorhandene wegen regelmäßiger Stromausfälle nicht kühlt. Das Standardgetränk- Wasser- wird einmal am Tag in ein großes gemauertes Auffangbecken gepumpt und von dort direkt weiter verwendet. Nur wir bekommen 20 Liter gefiltertes Wasser aller zwei Tage geliefert. Andere Getränke wie z. B. Wein oder Bier gibt es nicht. Nur heimlich brauchen einige Familien im Dorf Alkohol, der „unter der Hand“ verkauft wird. Softdrinks sind jedoch im „Dorfladen“ erhältlich.

Kurz vor der Ankunft der Gäste muss noch schnell die Terrasse von 1 Tonne getrocknetem Mais freigeschaufelt werden. Selbstverständlich helfen wir.

Danach ist duschen und ankleiden angesagt. Shria wickelt mich in den Sari, zupft, faltet und steckt zwei drei Sicherheitsnadeln irgendwo fest. Ich hoffe nur inständig, dass diese Wickelei nicht aufgeht. Wobei das eher unwahrscheinlich ist, da der Unterrock so fest gezogen wird damit man die 10 Meter Stoffbahnen darin festklemmen kann, dass mir schon fast wieder schlecht wird und das Band im europäischen Schmerbauch einschneidet. Die extra für diesen Anlass gekauften „Goldohrringe“ darf ich nicht tragen, da sie nicht aus echtem Gold sind. Ich bekomme Shrias echten Schmuck, der mich als verheiratete Frau charakterisiert. Es wir hier noch eine Brosche festgesteckt und dort noch ein „Faltenhalter“ festgeklemmt, nun ist meine Ankleidedame zufrieden. Ich fühle mich allerdings wie ein kitschiger Weihnachtsbaum. Thomas findet mich aber toll. Also gehe ich mal davon aus, dass es nicht wirklich so schlimm ist.

Alle sind angezogen und wir machen ein „Familienfoto“.

Wie kommt man nun in dieser Robe zum Fest ins Dorf? Na logisch, mit dem Motorrad. Zum ersten Mal muss ich mich seitlich sitzend, fahren lassen. Das geht jedoch nur im Schritttempo, da das Gleichgewicht nicht mitspielt. Der Schwerpunkt ist ein anderer und so hat Thomas Mühe mit dem Fahren und ich mit dem Festhalten aufgrund der holprigen Feldwege. Was wir uns aber auch immer so anstellen müssen, es geht doch auch anders…

Aufgrund meiner letzten Erfahrungen mit den religiöse Feierlichkeiten im Dorf haben Thomas und ich verabredet, dass wir uns auf keinen Fall separieren lassen. Wir gehen also gemeinsam mit einem Teil der Familie auf den Tempelplatz. Dort feiern Menschenmassen ekstatisch nach Trommelrhythmen, die Lautstärke ist gigantisch. Die Gottesfigur ist von etlichen Fakelträgern umgeben, wird mit pinken Farbpulverbeuteln beworfen und dadurch geehrt. Der Tempelplatz siehe noch Tage danach verheerend aus.

Die Massen drängen zu der Gottesfigur und wir mittendrin. Alle wollen vor ihr beten und ebenfalls gesegnet werden. Ich bekomme Platzangst in diesen drückenden, schiebenden Menschenmassen. Thomas bringt mich raus und zurück zu Annas Haus. Dann lieber stundenlang auf die Dinge warten, die geschehen sollen. Auch eine Herausforderung aber machbar.