Ayurveda

Ein klein wenig Luxus wollten wir uns ja in den letzten Tagen unseres Urlaubs gönnen und hatten daher Ayurvedabehandlungen ins Auge gefasst. Kochi ist in ganz Indien bekannt für seine zahlreichen und professionellen Ayurvedatreatments. Manche Touristen reisen nur und ausschliesslich für eine Woche Ayurveda, manchmal in Kombination mit Yoga, an. Das wollten wir dann auch mal ausprobieren. Damit es auch „wirklich echt ayurvedisch“ wird, hatten wir Kontakt zu einer indischen Ärztin in ihrer Praxis aufgenommen und keine „Hotelayurvedabehandlung“ gebucht.

Wir sind also extra mit einer Riksha 30 Minuten zu „Dr. Elizás Ayur-Care- Klinik“ gefahren, hatten dort ein kurzes Anamnesegespräch. Die junge Ärztin war uns sehr sympathisch, sie wirkte kompetent, sprach englisch und unterstützte ehrenamtlich ein Waisenheim. Das war bestimmt „ein Zeichen“ und so verabredeten wir für Thomas eine „Knie-Antischmerzbehandlung“ an drei Tagen. Ich sollte etwas für die Entspannung bekommen. Mein Gott, war ich denn immer noch so angespannt, dass man es mir ansah? Nein, natürlich nicht, ich hatte nur keine Symptome zu beschreiben und daher auch keine zu behandeln. Die ärztliche manuelle Pulsmessung und -auszählung ergab…ich bin mega gesund, fit entsprechend meines Alters und kann daher in aller Ruhe entspannende Präventivmaßnahmen nutzen. Also habe ich diese auch gleich an drei Tagen gebucht!

Da ich zu meiner ersten Behandlung mit einer beginnenden Erkältung ankam, wurde das Konzept umgestellt. Ich sollte nunmehr eine medizinische Ganzkörpermassage bekommen (70 Minuten) mit anschliessendem Kräuterdampfbad (20 Minuten).

Als ich den Behandlungsraum betrat, erinnerte mich dieser eher an eine mittelalterliche Folterkammer oder ein SM -Studio. Der Raum war dunkel. An der einen Wand befand sich eine offene Gaskocherstelle, auf der offensichtlich das Öl erhitzt wurde. In der Raummitte stand eine hohe dunkelbraune Hartplastikliege, die man mit drei kleinen Treppenstufen hinaufstieg. Sie war an sich sauber, glänzte jedoch nach Öl und roch stark nach altem Fett. Die Liegefläche hatte zahlreiche Ausbuchtungen, Löcher, Schrägen etc. Diese passten jedoch nicht, um entspannt den Kopf, die Arme oder Füsse zu platzieren. Bereits beim ersten Hinlegen begann es überall zu drücken und unter der Massage gab es erst recht keine Chance auf komfortable Entspannung. Die Massage mit speziell von Frau Dr. gemischtem medizinischen Öl wirkte jedoch Wunder. Ich wurde von zwei Assistentinnen im wahrsten Sinne des Worten in Öl eingelegt. Bereits nach 30 Minuten intensiver Massage kam ich mir vor wie ein Hummer im Garprozess. Ich schwitzte alle Keime und den ganzen Infekt einfach aus. Das anschliessende Dampfbad verstärkte diesen Prozess noch.

Das Dampfbad erinnerte mich an eine hölzerne klappbare Zaubertrickkiste, bei der nur noch der Kopf des Probanden oben heraus schaut. In solch eine Kiste, die für die Größe von indischen Ayurvedakunden passend war, wurde ich hineingezwängt. Wie eine Heimsauna wurde das ganze erwärmt und aus der Bodenplatte stieg nach einigen Minuten Dampf auf, den ich einatmete.

Ich bekam noch ein ayurvedisches Kräuterpulver mit, welches ich den ganzen Tag verteilt immer mal wieder einnehmen sollte. Es war eine Mischung aus Pfeffer, Zimt, Chili und anderen Kräutern. Scharf! Und befreite Atmung und Nase ganz wunderbar.

Nach der Gesamtbehandlung von 1,5 Stunden war ich gar und auch fix und foxi.

Am nächsten Tag ging nix mehr, ich blieb im Bett den ganzen Tag. Am Folgetag waren jedoch alle Anzeichen meiner Erkältung verschwunden. So konnten wir den Rückflug aus dem Süden nach Pune ohne Probleme antreten.

Wer heilt, hat Recht! Ich bin vom Erfolg begeistert. Trotzdem würde ich unter diesen Bedingungen keine Ayurvedabehandlung mehr machen. Da ist mit etwas mehr Komfort in einem Hotel und dafür weniger Ayurveda bzw. weniger Indienstyle lieber.

Thomas der alte Skeptiker berichtet übrigens auch von Knieverbesserungen – also doch Wunderheilung?

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.