Ein einzigartiges Erlebnis ist der in Kochi aufgeführte Katakali, ein alter religiöser Ausdruckstanz. Er wird von Männern ausgeführt, die ganz auffällig geschminkt sind und in bunten traditionellen Kostümen auftreten. Dazu wird Livemusik gespielt und ein Text gesungen, der wie ein Mantra klingt aber laut Erklärungen irgendwann vor 300 Jahren komponiert sein soll. Zusätzlich ist der Publikumssaal mit Rangoli, Blumen und Räucherstäben geschmückt.

Sonni war aufgrund ihrer Erkältung eigentlich vollkommen außer Gefecht und wollte eigentlich nur im Bett liegen bleiben. Abends hat sie sich aber noch einmal rausgequält, damit sie auch noch einmal etwas anderes sieht als die Zimmerdecke. Vor Begin der ganzen Veranstaltung kann man den Schauspielern beim Schminken zuschauen – selbst das ist schon sehenswert. Aus verhältnismäßig dicken unansehnlichen Protagonisten entstehen innerhalb einer Stunde ansehnliche Kunstgeschöpfe, die aussehen, wie aus einer Fabelwelt entsprungen.

Zu Beginn erhält man eine Einführung in die einzelnen Bewegungen der Akteure und man bekommt die Bedeutung dieser Darstellungen, meist Emotionen, erklärt. Jede Handbewegung hat eine spezielle Bedeutung. Daher ist eine Erklärung vorab notwendig, da man sonst von dem nachfolgenden Stück gar nichts verstehen würde.

Der Inhalt dieser Tanzaufführung stellt einen klitzekleinen Teil aus dem Mahabharata (Mahabharata für Hindus = Bibel für Christen) in einer Art Pantomime dar. Die Pantomime ist jedoch noch einmal stark reduziert auf Augen-, Hand- und Fingerbewegungen. Es kommt weniger der gesamte Körper mit ausladenden Bewegungen zum Einsatz sondern vielmehr kleine Bewegungsnuancen im Gesicht, die mit dem Mund, den Augen und den Augenbrauen gemacht werden. Eine Person verkörpert dabei u. U. auch zwei Figuren (auch Frauenrollen). Dann ist diese Person auch mit mehreren Farben (grün und schwarz) geschminkt. Man verliert als ungeübter Zuschauer ziemlich leicht den Überblick darüber, welche Szene nun gerade dargestellt wird. Zumal man ja auch nichts vom erklärenden Gesang versteht, der die ganze Zeit im Hintergrund vorgetragen wird.

Eigentlich geht eine Katakali-Aufführung über 7-8 Stunden. Wir waren aber schon nach einer Stunde minimalistischen Augenrollens am Ende unserer Konzentrationsfähigkeiten. Die Livemusik und der monotone Gesang sind mit der Zeit auch echt anstrengend. Die vielen Farben und die winzigen Bewegungen zu beobachten ist jedoch sehr spannend. Daher sind wir tapfer bis zum Schluss geblieben, was andere Theaterbesucher nicht geschafft haben.

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