Heute ist leider unser letzter Trekkingtag. Wir müssen 2 Stunden in die Ebene absteigen, 2 weitere Stunden zum Lake Natron laufen und anschließend 4 Stunden mit einem Auto zu unserem Ausgangspunkt, dem Ort Mosquito zurücklegen, um von dort am nächsten Morgen zum Kilimanjaro Flughafen aufzubrechen. Wie dieser vorletzte Transport ablaufen wird, ist jedoch noch nicht geklärt. Hoffentlich gibt es eine preiswerte Gelegenheit, denn
Geld haben wir hier leider erst einmal keins mehr. Thomas hat sein Portemonnaie in der Wildnis verloren. Durch die ständige Um- und Auspackerei ist es vermutlich irgendwo rausgefallen. Nun fehlen Führerschein, Kreditkarten, Bargeld…aber kein Grund zur Panik! Meine Zugangsmöglichkeiten zur Zivilgesellschaft sind alle noch vorhanden.
Ein sehr ambitionierter Zeitplan steht uns heute erst einmal bevor, aber alles scheint machbar.
Bereits von der Hochebene hatten wir einen sehr guten Blick auf den Lake Natron. Nun wollten wir den Salzsee als weitere bekannte Brutstätte zahlreicher Flamingos auch noch aus der Nähe bestaunen. Unser Abstieg ins Tal war für 6:00 Uhr geplant und der Zeltabbau vorher in absoluter Dunkelheit eine
Herausforderung. Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Es gab keine einzige künstliche Lichtquelle und durch die Wolken auch kein Mondlicht. Alle Sinne kamen zum Einsatz, doch waren sie zu dieser Tageszeit noch nicht so gut ausgeprägt. Trotzdem hielten wir den Zeitplan
ein und starteten pünktlich. Ein Teil des Weges war uns vom Aufstieg bekannt. Doch nun konnten wir in entgegengesetzter Richtung den Blick schweifen lassen und noch einmal bei Tagesanbruch stolz genießen, was wir bereits vor ein paar Tagen schon bewältigt hatten.
Im Tal und im einzigen Dorf angekommen, frühstückten wir erst einmal, erwarben auch noch je ein paar Maasai-Sandalen und brachen dann zum Lake Natron auf. Unterdessen war es fast Mittag und die Sonne brannte erneut erbarmungslos. Der See war nicht nur ein See mit einer befestigten Uferzone. Er war eingebettet in eine skurrile, derzeit ausgetrocknete
Sumpflandschaft. Der salzhaltige Boden war an einigen Stellen extrem trocken und rissig, an anderen Stellen jedoch wieder feucht und rutschig.
Herumliegende Skelettknochen waren die traurigen Überreste der letzten Überflutung des Gebietes, in der viele Tiere ertranken.
Kleine Inseln, die man je nach Wetter- bzw. Wasserlage mal zu Fuß und mal per Boot erreichen kann, bieten den Flamingos Zuflucht in ihrer Brutzeit.
Ähnlich dem See im Empakai-Krater sahen wir auch hier unendlich viele Flamingos im seichten Gewässer stehen. Die Farbe ihres Gefieders (weiß
oder rosa) hängt von der Ernährung der Tiere ab. Gerade wegen der bizarren See-Landschaft beeindruckten uns auch diese Bilder sehr.
Am Ende unserer Trekkingtour angekommen, wollten wir noch einmal duschen. Das war jedoch nur in einer Lodge in der Nähe des Sees oder in Mosquito möglich. Doch unsere Mitfahrgelegenheit nach Mosquito schien noch nicht eindeutig geklärt zu sein. Daher mussten wir ungeplant erst einmal in glutheißer Mittagssonne zur nächstgelegenen Lodge laufen, ca. 3km vom See entfernt. Unsere Wasservorräte waren aufgebraucht und so stellte sich bald ein beklemmendes Gefühl der Erschöpfung und der totalen Kraftlosigkeit ein. Als wir gerade mit hochrot erhitzten Gesichtern protestieren und das Weitergehen verweigern wollten, kam Wenga mit einem Jeep angefahren, lud uns ein und brachte uns in 5 Minuten zu einer Lodge. Dort wartete bereits ein Pickup, der als lokaler Bus Mensch, Maus und Material nach Arusha transportieren würde, und den sollten wir unbedingt nehmen. Unsere einzige Chance auf eine öffentliche Transportmöglichkeit. Uns wurden die Luxusplätze auf dem Beifahrersitz angeboten, während sich die Einheimischen erstaunlich zahlreich auf der Ladefläche wie Gepäckstücke neben- und aufeinander stapelten. Jedes Schlagloch auf der 3,5 Stunden dauernden Fahrt spürten wir selbst auf unseren Firstclass-Sitzen, doch wie musste es für die anderen Mitfahrenden wohl gewesen sein? Unvorstellbar für uns!
Gegen 16:00 Uhr kamen wir in Mosquito an und checkten in einem selbst für anspruchslose Reisende fast ungeeigneten Hostel ein. Einige Formalitäten wie z. B. Bargeldabhebung und Abstimmung für den Transport zum Flughafen am nächsten Tag wollten wir gleich noch erledigen. Danach gingen wir mit Wenga in einem Straßenlokal essen. Diese Zeit nutzen wir auch noch einmal, um ihm von ganzem Herzen für diese einmalige und gut organisierte Tour zu danken. Wir versprachen, Fotos an ihn für die Gestaltung seiner Business-Website und selbstverständlich zu persönlichen Erinnerungszwecken zu schicken.
Uneingeschränkt können wir diese (und bestimmt auch ähnliche) Trekkingtouren empfehlen. Unter “Engaresero Cultural Tourism” kann man sich beraten und individuell eine Tour zusammenstellen lassen. Die Angebote werden im Gegensatz zu “üblichen Reiseanbietern” preislich transparent erstellt. Wir waren jedenfalls sehr zufrieden und werden uns noch lange und gern an diese Tour erinnern.