Anfang Juli gab es wieder einmal die Change auf ein verlängertes Wochenende. Vom 01.07. bis 04.07. waren wir daher mit Ferdinand, unserem persönlichen Guide, zum Wandern verabredet. Entlang des “Gishwati Mukara Forest”, ein Waldgebiet im Norden Rwandas, hatte er uns eine 4 Tagestour zusammengestellt. Ziel unserer Wanderung war ein großer Wasserfall an der Hauptstraße nach Kibuye. Die Übernachtung war mit Zelten in Camps vorgesehen und täglich würden wir zwischen 13 und 20 km bewältigen müssen. Mit wenig Gepäck absolut machbar! Kein Problem, doch wie wir auf der Tour feststellten, hatten wir die zu überwindenden Höhenmeter nicht berücksichtigt. Immerhin wanderten und übernachteten wir teilweise in 2700 Meter Höhe.
Diese Tour war für uns die bisher abwechslungsreichste und landschaftlich vielfältigste Hikingtour in Rwanda. Wir passierten schmale Pfade an steilen Abhängen, und überquerten Plateaus mit erneut atemberaubenden Ausblicken auf die “1000 Hills” von Rwanda.
Da in diesem Gebiet die Viehzucht (Milchproduktion) die einzige Einnahmequelle der Landbevölkerung ist, bekamen wir sogar die Gelegenheit uns selbst frische Frühstücksmilch “zu zapfen”.
Das genüssliche Trinken war wesentlich einfacher als das Melken, was mir anfangs gar nicht gelang. Doch unter fachlicher Anleitung und belustigenden Blicken der Farmer reichte es dann doch noch für den Frühstückstrunk.
Später ging es weiter durch den dichten, so genannten “Afromontanen Naturwald” vorbei an Wasserfällen und schlammigen Flussläufen, in denen zahlreiche Männer nur teilweise legal nach Koltan schürften. Sobald sie uns kommen sahen, rannten sie davon und versteckten sich im üppigen Gebüsch und hinter Fluss-Steinen am Ufer. Erst als sie unsere Gruppe als Touristen erkannten, nahmen sie das Schürfen wieder auf. Einige der Männer leben längere Zeit in kleinen Höhlen in den angrenzenden Gebirgszügen und kehren erst mit ein wenig Geld nach einem Fund zu ihren Familien zurück.
Unsere 3 Übernachtungsplätze waren auch stets etwas ganz Besonderes. Ein Camp war am Rande eines Dorfes gelegen, so dass wir während unseres Zeltaufbaus von staunenden Kinderaugen verfolgt wurden. Ein anders Camp befand sich direkt vor den Bergen in der absoluten Einsamkeit und wir hatten einen grandiosen Picknickplatz sowie einen unbeschreiblichen Sternenhimmel am Abend. Aufgrund der Dunkelheit durch fehlende direkte und indirekte Lichter aus nahegelegenen Ortschaften war der tiefschwarze Abendhimmel mit tausenden Sternen dicht überzogen und sogar die Milchstraße war klar zu sehen. Unbeschreiblich schön!
Leider war es in der Nacht doch auch sehr kalt, so dass wir sämtliche Sachen in Schichten übereinander ziehen mussten und trotzdem froren denn der Wind war eisig. Das Lagerfeuer half ein wenig, bis es Zeit war, ins Zelt zu krabbeln. Da wir nur mit unseren einfachen Schlafsäcken ausgerüstet waren, kroch die Kälte jedoch schnell vom steinigen und dünn bewachsene Boden hoch. Große Zufriedenheit aber auch Erschöpfung liessen uns letztendlich doch einschlafen.
Während der gesamten Tour begleitete uns jeweils ein kleines Serviceteam, was für die Verpflegung in der Abgeschiedenheit des jeweiligen Camps und für das Wasser zuständig war. Auch mit ihm hatten wir richtig Spass und Thomas initiierte sogar Fotoshootings.
Vier körperlich anstrengende Tage, die wir jedoch mit der Unterstützung von Ferdinand @slow_hike_Africa ganz wunderbar meisterten. Erinnerungen, die wir in unseren traditionellen bildhaften Jahresrückblick aufnehmen und anderen gern zeigen werden.