18 ein halb Wochen

Am Ende unserer Projektzeit stellt sich natürlich die Frage, was an Veränderungen, Neuanschaffungen, Ideen etc. bleiben wird. Sonni meint manchmal im Spaß „Wahrscheinlich bleiben als Einziges die grünen Strippen an den Wänden, an denen die verschiedenen Unterrichtsmaterialien aufgehangen werden können.“ Aber so einfach ist es natürlich nicht. Obwohl wir schon oft das Gefühlt hatten, einfache Dinge kommen gut an und die Umsetzung von Ideen geht nur im Schneckentempo voran. Letzteres war oft genug eine riesige Herausforderung für uns und hat uns gedanklich mehrfach dazu gebracht, unseren Projekteinsatz in der Schule abbrechen zu wollen.

Was haben wir definitiv nicht geschafft:

Es ist kein Management installiert, das nachhaltig in der Lage wäre, die Schule im Sinne einer guten Entwicklung und Bildung für die Kinder zu leiten.

Was haben wir erreicht (in unpriorisierter Reihenfolge):

  • Täglich 30 Minuten Englischunterricht für die Lehrer (5 neue Worte und lesen eines Textes). Die Diskussion zu den neuen Worte gab es noch, nachdem wir bereits abgefahren waren.
  • Nutzung neuer Medien im Unterricht – einige Lehrer haben inzwischen selbständig den Beamer verwendet, um kleinere Unterrichtsfilme für die Schüler zu zeigen.
  • Wir haben drei vorhandene arbeitsfähige Rechner an einem Platz zusammengebracht, damit sie in einer Art „Computerraum“ genutzt werden können.
  • regelmäßige Schulungen in Unterrichtsmethodik durch Präsentation von Videodokumentationen mit pädagogischen Inhalten
  • wir haben große Softboards mit den Lehrern und Schülern gestaltet. Dabei sind einige Unterrichtsmittel entstanden, die dauerhaft als Anschauungsmaterial in den entsprechenden Klassenzimmern hängen.
  • Wir haben gemeinsam mit den Lehrern ein Ordnungssystem geschaffen (rote stapelbare Boxen), was sie aus ihrem Alltag auf der Farm bereits kennen und somit einfach nutzen können
  • Mit „Google Drive“ haben wir ein Datenablagesystem für die Lehrer geschaffen, das zwischen den verschiedenen Rechnern synchronisert.
  • Die Website der Schule ist modernisiert und mit Facebook verbunden. Die Lehrer haben erste kleine Artikel selbst geschrieben und gepostet.
  • Wir haben mit den Lehrern gemeinsam erarbeitet, wie man die begrenzten finanziellen Mittel vor Ort in kreative Lösungen überführt z.B. Seile mit Schlüsselringen spannen, an denen Unterrichtsmaterialien oder Namensschilder hängen können.
  • Gehaltserhöhungen wurden nach individueller Leistungö für jeden Einzelnen umgesetzt und den Lehrern in einem „Performancegespräch“ persönlich durch uns vermittelt.
  • Wir haben den Lehrern gezeigt, selbst kleinere handwerkliche Arbeiten zu übernehmen, indem sie neue Werkzeuge nutzen. Zwei Lehrer können und wollen sogar die Bohrmaschine selbst bedienen.
  • Das Zeitmanagement ist mit dem Gehalt gekoppelt. Die Lehrer kommen nun pünktlich, haben weniger Fehltage und bleiben im Regelfall eine Stunde länger in der Schule zur Vorbereitung bzw. für persönliche Schulungen und inhaltlichen Austausch
  • Wir haben finanzielle Transparenz durch Einführung einfacher Exceltabellen ( Einnahmen, Ausgaben) geschaffen.
  • Wir haben mit der Abwicklung der 6.-8. Klasse den Einstieg in die Neuausrichtung der Schule geschaffen, die sich in Zukunft auf die unteren Klassen fokussieren wird. Damit verbunden ist auch die Hoffnung nach finanzieller Stabilität, da die Schülerzahlen in den unteren Klassen beachtlich sind.
  • Wir haben bei den Lehrern nach eigenen Aussagen ein Bewusstsein für Disziplin, eigenständiges Arbeiten und kreative Ungeduld (statt Abwarten) geschaffen.

Wieviel davon letztendlich dauerhaft in der täglichen Praxis genutzt wird, bleibt abzuwarten.

Dank einiger Spenden konnten wir die eine oder andere Investition hier vor Ort vornehmen, die dann wiederum Voraussetzungen für inhaltliche, konzeptionelle und pädagogische Veränderungen in der Schule waren.

Unser ganz besonderer Dank gilt Manfred von ihrprivattrainer.com, Jens und Meike und Sonnis Eltern:

  • Power-Backup für die drei Computer und den Drucker
  • ein ausreichend großer Bluetooth Lautsprecher
  • Neuanschaffung eines Druckers
  • den Bau eines überdachten Unterstandes für die Regenzeit (ursprünglich das Klassenzimmer der neunten Klasse geplant)
  • stabile maßgerechte Regale und große Kisten für die Ablage von Materialen
  • Installation von 10 Deckenventilatoren in den Klassenräumen.

Wir haben uns natürlich die ganze Zeit die Frage gestellt, wieviel davon bleiben wird. Durch das unfähige Management ist diese Frage nicht leicht zu beantworten. Wir haben in der zweiten Hälfte sehr viel Wert darauf gelegt, die Lehrer und deren Selbstbewusstsein zu stärken. Hier haben wir auch schon Änderungen in der Auseinandersetzung wahrgenommen (z.B. Popat im oberen Bild, der selbständig Englisch lernt oder Savita, die eigenständig den Computer nutzt für die Kinder). Für uns ist klar, dass einige Dinge vor Ort keinen Bestand haben werden, wie z.B. die täglichen fünf Worte oder die Wahl des „Schüler des Monats“. Aber sehr sicher sind wir z.B., dass sich die Nutzung der neuen Medien erhalten bleiben wird, da wir den Lehrern erfolgreich zeigen konnten, wie damit umzugehen ist. Einiges hat in den letzten Wochen gänzlich ohne unsere Steuerung funktioniert. Auch die Finanzsteuerung wird vermutlich bleiben.

Wir werden die Schule weiter begleiten und daher im weiteren Verlauf sehen, was bleibt und was nicht. Mit unseren Auftraggebern hier in Pune werden wir an weiteren strukturellen Änderungen arbeiten – z.B. eine mögliche Einführung eines Schichtsystems, um die Schulbusse besser auszulasten und den bisherigen finanziellen Verlust dafür zu begrenzen. Es gibt also noch eine Menge zu tun und wir haben sowieso versprochen, wiederzukommen.

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