Zum 50. Geburtstag von Thomas wollten wir es richtig krachen lassen. Eine Party bei uns hier im Haus mit einer Ziege am Grillspieß und sogar ein musikalischer Live-Auftritt eines Freundes, Paco, waren geplant. Doch Dank Corona kam alles anders. Eine private Party? Ganz ausgeschlossen! Da seit einigen Wochen nur noch Lebensmittelläden geöffnet sind, gestaltete sich auch die Vorbereitung eines ansprechenden Geburtstagstisches mit Geschenken, Blumen und einer Glückwunschkarte scheinbar unmöglich.
Vom letzten eifrigen Arbeitseinsatz unseres Gärtners, der gerade vor einigen Tagen die Hecke und einige Sträucher verschnitten hatte, lagen noch einzelne Palmenblätter und eine einsame Rosenknospe verstreut auf dem Rasen. Die waren doch noch zu gebrauchen! Das Kalendermonatsblatt vom März mit einem tollen Foto vom Oderbruch und damit gleich noch mit einer Erinnerung an die Heimat wurde zur Glückwunschkarte umfunktioniert.
Seinen Geburtstagskuchen nach traditionellem Rezept musste sich Thomas einen Tag vorher jedoch selbst backen, da das meine Fähigkeiten im Umgang mit unserem Gasherd übersteigt. Ich habe allerdings assistiert und eine Orangen-Passionsfrucht-Füllung beigesteuert. Immerhin hatte ich auch eine kleine Torte bei unserer Lieblingsbäckerei “Lamane” bestellt. Die musste ich nur noch abholen. Na bitte, wer sagt´s denn. Trotz eingeschränkter Möglichkeiten war alles da, was es zu einem schönen Geburtstag braucht.
Wir starteten mit einem Sekt-Frühstück. Danach wollte Thomas bis zum Mittag arbeiten und für den Nachmittag war noch eine Überraschung geplant.
So ganz ohne Geschenk kann ein 50. natürlich auch nicht gefeiert werden. Daher hatte ich über booking.com, um ein wenig Abwechslung in unseren Corona-Alltag zu bringen, eine Geburtstagsübernachtung in einem Hotel in Kigali gebucht. Diese Buchung wurde mir auch zwei Tage vorher noch vom Hotel mit vier überschwänglichen E- Mails bestätigt. Man freue sich auf unseren Besuch und wir sollten uns melden, falls wir Abholservice o.ä. benötigten. Na wunderbar. Das Ubumwe Grande Hotel war das einzige, was in Kigali noch buchbar gewesen war. So freuten wir uns auf ein tolles Doppelzimmer mit Blick über Kigali, eine Dachterrasse mit Swimmingpool und einen kleinen Fitnessraum. Getränke und Essen würden wir “take away” irgendwo in der City bestellen und liefern lassen müssen. Zur Sicherheit hatten wir jedoch eine Flasche Rosé im Gepäck verstaut. Das Auto war von unserem Gärtner morgens noch einmal geputzt worden, es konnte also los gehen. Auf dem Weg zum Hotel holten wir noch die bestellte Torte ab. Alles verlief nach Plan!
Nach drei ungewöhnlichen Polizeikontrollen mit unangenehmen Befragungen kamen wir vor dem Hotel an und wurden darüber informiert, dass das Hotel leider komplett geschlossen sei. Wie bitte? Aber ich hatte doch eine Buchung und sogar mehrere schriftliche Bestätigungen. Doch alles diskutieren half nichts. Zu war zu! Das Alternativangebot eines Notfallappartements in einem anderen Stadtteil Kigalis schlugen wir dankend aus. Total enttäuscht fuhren wir wieder nach Hause und tranken erst einmal den ersehnten Geburtstagskaffe zur “Lamane-Torte”.
Leider musste Thomas von 14 bis 17 Uhr arbeiten. Danach wollten wir uns im “Sole Luna” zwei Pizzen bestellen und liefern lassen. Die Bestellung war online jedoch nicht möglich, daher wählten wir eine andere Lokalität zur Essenslieferung. Doch auch diese war weder telefonisch noch online zu erreichen. Egal, dann fahren wir eben mit dem Auto schnell zum “Sole Luna” und nehmen von dort zwei Pizzen mit. Doch auch diese Möglichkeit schied nach nur 20 Metern Fahrt aus. Unsere kleine Holzbrücke am oberen Straßenende war wieder einmal und ganz unvorhergesehen durch Bauarbeiten komplett versperrt. Wir mussten also unverrichteter Dinge umdrehen. Es war frustrierend. Schlechtes Karma an einem ganz besonderes wichtigen Tag.
Unterdessen war es 20 Uhr und wir etwas genervt. Aus dem Tiefkühlfach haben wir aus lauter Verzweiflung letztendlich selbst gemachte Rinderrouladen aufgetaut und diese auch gleich aus der Pfanne heraus aufgefuttert. Auf Stil und Etikette war gepfiffen! Dazu gab es gut gekühlten Rosé. Hm! Der Abend versprach doch noch ganz nett zu werden!
Das Telefon klingelte fast ununterbrochen und so konnte Thomas alle Anrufe und Gratulationen persönlich entgegennehmen. Im Hotel wäre er im Sportraum oder im Pool vermutlich nicht erreichbar gewesen. So hat doch alles auch seine gute Seite. Bis 23 Uhr quatschten wir stattdessen über Gott und die Welt mit Michi und Bodo, ehemalige Arbeitskollegen von Thomas. Unterdessen hatten wir auch eine zweite Flasche Wein geöffnet. Was für ein schöner Abend! Danke Corona!
Obgleich ganz anders als erwartet und mit einigen Hindernissen versehen, versicherte mir Thomas, dass es ein einmaliger Geburtstag war, an den er noch lange zurückdenken würde. Na das werden wir wohl beide auf jeden Fall!