Sport frei!

Nur 10 Minuten fußläufig von unserem Haus befindet sich das „Tequila Paradise“. Das ist nicht nur eine Bar, in der es Cocktails gibt. Vielmehr kann man an diesem Ort großzügig Familienfeiern, Hochzeiten etc. ausrichten (lassen).
Auf dem Gelände gibt es eine große Spielwiese sowie einen großen Kinderspielplatz mit Trampolin, fahrbaren kleinen Autos und Motorrädern, Seil-Klettergerüst, Wippe, Schaukel, Rutsche…also alles was ein Kinderherz höherschlagen lässt.
Außerdem kann man in einem Pool baden. Schwimmen können allerdings die wenigsten Rwandaer*innen. Wo sollten sie es auch lernen? Das Meer ist nicht in Reichweite und der Besuch von Schwimmhallen gehören nicht zum Grundschulunterricht. Vielmehr legt man dort Wert auf Ballsportarten und ganz besonders auf Fußball.
Zur Ausstattung des Tequila-Paradise-Areals gehört auch eine großflächige Mehrzweckhalle mit bodentiefen Fenstern. Sie wird je nach Anlass festlich geschmückt und ausgestaltet.

Damit auch für alle Gästen ausreichend und umfassend gesorgt ist, kann man Massagen buchen, einen Saunagang wagen und in einem kleinen Fitness-Studio die am Buffet angefutterten Pfunde der vortägigen Familienfeierlichkeit abtrainieren. Für 2,00 EUR erhält man ein Tagesticket und für 22,00 EUR ein Monatsticket und kann sich auch als Anwohner*in sportlich betätigen. Sauna und Swimmingpool kosten jeweils 2,00 EUR extra.

Auf den ersten Blick schaut der Fitness-Geräteraum gut ausgestattet aus, bis man feststellt, dass einige Geräte nicht oder nur eingeschränkt nutzbar sind. Der Baudenzug ist gerissen, der Sitz lässt sich nicht mehr verstellen oder eine Halterung fehlt. Teilweise sind die Gewichte noch unterschiedlich große Zahnräder einer alten Maschine. Einige Sportgräte z. B. die Beinpresse sind aus Stahlteilen selbst zusammengeschweißt und verfügen über das TÜV-Zertifikat „Nutzung auf eigene Gefahr“. Trotzdem ist die Stimmung toll. Musik dröhnt aus den Boxen, dass die Fenster klirren. Brian, der Trainer, stellt sich gleich bei meinem ersten Versuch sportzumachen vor und erklärt, dass ohne seine Anleitung und ohne einen Trainingscoupon hier gar nichts geht. Na da bin ich ja froh! Hätte sonst nicht gewusst, wie ich das teilweise exotische Equipment bedienen soll. Nach meiner ersten Trainingseinheit von einer reichlichen Stunden bin ich platt und weiß, dass ich am nächsten Tag nicht ein Körperteil mehr bewegen kann. Brian wollte wohl einer Muzungu mal zeigen, was sportmachen bedeutet. Hat er geschafft! Und ich wollte wohl zeigen, dass auch eine Muzungu Sport machen kann! Touché! Er war erstaunt und ich fertig! Seither trainiere ich regelmäßig und auch Lotti war in den letzten 6 Wochen immer mit dabei.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.