Nach einer arbeits- und studienreichen Woche freuten wir uns alle drei aufs Wochenende. Bevor die zweite Regenzeit (September-November) so richtig beginnt, wollten wir einen Ausflug in einen Nationalpark machen. Insgesamt hat Rwanda drei Parks und etliche kleinere Waldreservate, die eine Fläche von ca. 2.300 km² umfassen. Somit sind 9% der staatlichen Landschaftsflächen unter Naturschutz gestellt. Der Volcanoes Nationalpark, in dem auch die Berggorillas von Dian Fossey leben, liegt im Norden Rwandas, der Nyungwe Forest Nationalpark im Südwesten und der Akagera Nationalpark im Osten. Letzteren hatten wir für unseren Ausflug ausgewählt.
Der Akagera Nationalpark liegt an der Grenze zu Tansania und ist ca. 110 km von Kigali entfernt. Auf einer recht gut ausgebauten Landstraße erreicht man den Park auch sehr gut, lediglich die letzten 47 km geben einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Fahrerlebnis. Dunkelrote, staubige Buckelpiste! Bevor wir uns diesem Vergnügen widmen, halten wir am Akagera Art Center, um einen Kaffee zu trinken. Schließlich sind wir bereits 7:45 Uhr in Kigali aufgebrochen, um auch am Anreisetag noch ausreichend Zeit im Nationalpark zu haben.
Das Art Center unterstützt einheimische Künstler*innen, die sich der modernen Malerei widmen. Ich bin erstaunt, wie hochpreisig die Gemälde angeboten werden. 300 $ bis 1200 $ kann man bezahlen und erhält dann ein farbenfrohes Ölbild mit einem Materialmix aus bunten Stoffflicken. Hat man Glück, kann man dem Künstler sogar noch bei der Arbeit zuschauen. Außerdem werden im Akagera Art Center die traditionellen Imigongos verkauft. Sie sind eine rwandische Kunstart, die überwiegend von Frauen hergestellt wird. Auf Holzplatten oder auf Leinwänden unterschiedlicher Größe werden mit Kuhdung typisch-afrikanische, geometrische Figuren und traditionelle Muster geformt. Anschließend koloriert man sie in klassischem Schwarz-Weiß oder gestaltet sie etwas moderner und mehrfarbig. Diese traditionellen Motive findet man im Stadtbild auch auf Häuserwänden, auf Werbeplakaten, als Untersetzter, in Bambusschalen oder als Muster auf der Keramik.
Eine große Übersichtskarte vom Akagera Nationalpark hängt ebenfalls im Art Center aus. Wir fotografieren sie ab, da wir die Karte, die Thomas extra vorher besorgt hatte bei dem frühen Aufbruch vergessen haben. Mit der Fotokopie fühlen wir uns nun gut vorbereitet für die weitere Fahrt, da dir Karte auch detaillierte Wege und Picknickplätze ausweist. Thomas war bereits schon einmal im Nationalpark. Mit Kollegen ist er quer durch den Park auf dem durchgehende Hauptweg 120 km durchgefahren. Wir planen allerdings eine Zeltplatzübernachtung auf einer eingezäunten Anhöhe mit Feuerstelle und Ausblick über den Nationalpark. Dafür haben wir uns extra ein großes Zelt von einer Bekannten ausgeliehen. Alles andere an Campingequipment haben wir selbst dabei. Außerdem werden wir auch den einen oder anderen Seitenweg abfahren, um richtig in die Natur einzutauchen. Durch die unterschiedlichen Tageszeiten hoffen wir, doch einige Tiere zu sehen und sind sehr gespannt, welche Arten sich uns tatsächlich zeigen werden.