Im Dschungel

Auf den Teeplantagen um Ooty in 2100 Meter Höhe war es richtig kalt, abends nur 12-15 Grad und leichter Regen, so dass wir uns noch fix jeder eine hässliche dicke und schon gebrauchte Jacke für insgesamt 10€ kaufen mussten. Über deren Kauf sind wir sogar noch in einen Ehestreit geraten. Denn keiner von uns wollte diese verranzten Teile haben und trotzdem hatten wir sie in Ooty in der zweitbesten Strassenbude gekauft. Kommunikationsstau in den Bergen! Der hatte sich jedoch mit dem nächtlichen schlechten Wetter am nächsten Morgen aber wieder aufgelöst! Wenigstens hielten die nach Chemie stinkenden Jacken warm. Sie kamen in zwei Tagen Gott sei Dank nur einmal zum Einsatz. In der grössten Kälte ist die Mode sch… egal!

Von den Bergen und Plantagen sind wir nach tollen Tagestouren mit einem lokalen „Landstreicherbus“ und einem Expresszug nach Kochi an die Westküste des Bundesstaates Kerala gefahren. Ein ganzer Tag verging mit den landesüblichen Verkehrsmitteln. Im Zug war dann auch nur noch Platz für uns in der Gepäckablage und das für 4 Stunden! Aber wir sind mit einigen Muskelverspannungen und kribbelnden Füssen vom Schneidersitz gut angekommen, auch ohne Verspätung.

Kochi ist bekannt für Multikulti, nette Restaurants, tolle Bars, viele exquisite Einkaufsmöglichkeiten und AYURWEDA. Letzeres wollen wir uns jedoch bis kurz vor unserer Rückreise aufs Land aufheben, um ein klein wenig „Luxus“ dorthin mitzunehmen.

Nach einem entspannten Bummeltag durch die Weltstadt Kochi (wobei wir eher die abgelegenen Gegenden besichtigt haben) hatten wir auch schon wieder genug vom Grossstadttrubel und erkundigten uns nach Ausflugsmöglichkeiten ausserhalb.

Ganz ohne Dschungelerfahrung wollten wir unseren Urlaub in Indien doch auch nicht beenden. Thomas hatte in den vergangenen Wochen intensiv recherchiert wo es Wildlife-Reservate gibt und welche Aktivitäten dort angeboten werden bzw. welche Übernachtungsmöglichkeiten es gibt. Leider gab es verschiedene Hindernisse zu überwinden: entweder erreichten wir das Reservat nicht mit den uns zur Verfügung stehenden Verkehrsmitteln oder der Reisezeitpunkt passte nicht (Nachsaison und Beginn der Regenzeit). Anfragen von Thomas per e- Mail wurden nicht beantwortet oder persönliche telefonische Buchungen einfach nicht schriftlich bestätigt. Selbstverständlich spielte auch der Preis eine Rolle, weshalb wir nicht über einen örtlichen Tourenanbieter buchen, sondern weiterhin selbstorganisiert unser Glück versuchen wollten. Achtung Touristenabzocke!
Eigentlich hatten wir uns nach allen Recherchen schon gegen das Wandern in einem Nationalpark entschieden, doch es kam wie so oft ganz anders.
Nach einem persönlichen Telefonat mit dem offiziellen Büro des Tiger Reservats in Periyar und der Aussage „all activities are available“, mieteten wir spontan ein Auto (wieder mit Chauffeur) und fuhren 198 km (die Kurven hart an der Grenze zur Tütennutzung) weiter in den Süden. Vor Ort angekommen, fiel uns die Entscheidung für ein Angebot schwer denn es gab natürlich nicht ALLE Touren und wir wollten auf keinen Fall ein „Touristenpaket“ mit den „special Effects“ und „Sonderangeboten“ sondern einfach nur im Dschungel laufen und das nicht nur für eine Stunde. Es schien jedoch einfach nix Passendes zu geben und der Favorit von Thomas (geführte Tagestour auf einem Tigertrail mit nur 6 Personen) fand nur an einem Samstag statt. Wir waren jedoch Dienstag bis Donnerstag in Periyar. Aus lauter Verzweiflung, um die lange Fahrt von 5 Stunden nicht umsonst gemacht zu haben, ließen wir uns von einer Mitarbeiterin des Ticketoffice zu einer „Bamboo Rafting Tagestour“ überreden. Diese sollte eine Kombination mit 4 Stunden wandern und 2 Stunden Bambusboot fahren sein. Rafting geht für mich ja gar nicht, das hatte ich sofort abgewählt. Wir waren also gespannt, was uns da wieder erwarten würde.

Volltreffer! Tolle Tour abseits jeglicher Touristen. Wir waren nur 7 Teilnehmende und wurden von 3 Männern (Fährtenleser und ehemalige Wilderer) und einem bewaffneten Ranger begleitet. Es gibt im Periyar- Reservat angeblich 45 Tiger aber auch gefühlte 45.000 einheimische Besucher, die sich für die bequemen Schiffsrundfahrten auf dem gleichnamigen See anstellen. Daher war uns klar, einen Tiger werden wir wohl nicht sehen.
So war es dann auch. Die Tierwelt hat uns zwar mit Bisons, einem 5-sekündigem Blick auf einen Elefantenrücken, Wildschweinen, Rehen, Riesenschmetterlingen, zahlreichen kleinen bunten Vögeln aber auch Reihern und Greifvögel nicht so wahnsinnig beeindruckt. Dafür jedoch wiedermal die atemberaubende Landschaft und das enorme Stimmengewirr bzw. die Urwaldgeräuschkulisse. Wir haben dann bei der Ankunft allen erzählt, dass wir einen auf einem Elefanten reitenden weißen Tiger gesehen hätten – das gab „neidische Blicke“.

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